Die Qualifikation von Lehrkräften für den Islamischen Religionsunterricht an Gymnasien in Baden-Württemberg geschieht in zentralen Dimensionen, die in allen drei oben dargestellten Ausbildungsabschnitten (Grundlegung, Vertiefung, Spezialisierung) relevant sind und für die im Rahmen der jeweils dargestellten Schwerpunkte reflektiert werden:
a) Die theologische Dimension: Den Islam kennen und reflektieren
Die Studierenden setzen sich mit den religiösen Texten, den ideengeschichtlichen Entwicklungen, den theologischen Schlüsselfragen, den kulturräumlichen Kontexten, der spirituellen Dimension und der Ethik des Islam in historischer und gegen-wärtiger Perspektive auseinander. Zudem werden klassische und moderne theologische Denkschulen sowie religiöse Gegenwartskulturen reflektiert.
Die folgenden vier Dimensionen stellen schwerpunktmäßig das Aufgabengebiet des Lehrstuhls für Islamische Religionspädagogik dar:
b) Die pädagogische Dimension: Den Islam unterrichten
Die Studierenden setzen sich mit der schulischen und sozialen Situation muslimischer Schülerinnen und Schüler, mit allgemeinen Fragen religiöser Bildung, Erziehung und Sozialisation, mit religionspädagogischen Theorien und didaktischen Modellen auseinander. Theologische und pädagogische Herausforderungen werden reflektiert.
c) Die politische Dimension:
Die Studierenden setzen sich mit den leitenden Prinzipien des „Erziehungs- und Bildungsauftrags der Schule“ in Baden-Württemberg auseinander. Sie reflektieren den gesellschaftspolitischen Auftrag an den Islamischen Religionsunterricht im Rahmen der freiheitlichen und rechtsstaatlichen Grundordnung, die Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens dazu befähigen soll, sich in Fragen der Religion und des Glaubens selbstverantwortet zu positionieren, ihre Identität zu reflektieren und zu stärken und sich in der deutschen Gesellschaft zu beheimaten.
d) Die Forschungsdimension
Die Studierenden setzen sich mit Forschungsfragen bezüglich religiöser Lehr- und Bildungsprozesse auseinander. Im Verlauf von Methoden- und Forschungsseminaren erhalten sie die Möglichkeit, sich mit empirischer Forschung auseinanderzusetzen und Forschungsdesigns zu entwickeln.
e) Die interreligiöse Dimension:
Die Studierenden erarbeiten im Rahmen des Projekts „Interreligiöses Begegnungslernen“ in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Themen aus der Perspektive verschiedener Religionen und konkretisieren diese im interreligiösen Austausch. Im Zentrum des Projekts steht die Methodik des Begegnungslernens. An diesem Projekt nehmen jüdische, katholische, evangelische, muslimische und alevitische Studierende, sowie Studierende des Faches Ethik teil.
Die Studierenden haben die Möglichkeit, an interreligiösen Seminaren, die gemeinsam von den Lehrstühlen für evangelische, katholische und islamische Religionspädagogik veranstaltet werden, teilzunehmen. Sie setzen sich dabei mit den interreligiösen Elementen ihrer jeweils eigenen Religion im Dialog mit den anderen Religionen auseinander.