China Centrum Tübingen (CCT)

Der Faktor Mensch: Die Lebenswelten junger Chinesen

Mit steigendem Wohlstand in Chinas Großstädten haben sich auch die Lebensbedingungen und Einstellungen junger Chinesen stark verändert. Während Jugendliche auf dem Weg zur Hochschulzugangsprüfung weiterhin einem extremen Konkurrenzkampf ausgesetzt sind, fühlen sich die Kinder der Mittelschicht von den Freiräumen ausländischer Bildungssysteme hingezogen. Doch auch Chinesen, die in China studieren, hinterfragen vermehrt gesellschaftliche Normen. Traditionelle Ansprüche der Eltern an ihre Kinder werden in der Generation Y hitzig debattiert. Zunehmend selbstbewusst fordern Feministinnen und sexuelle Minderheiten (LGBT) Freiräume und schrecken auch vor Klagen gegen den chinesischen Staat nicht zurück. Parallel dazu entwickelt sich eine nationalistische Jugendkultur, die geschickt soziale Medien als Sprachrohr für chinesische Großmacht-Träume nutzt. Zugleich warnen die staatseigenen Medien zunehmend vor „schädlichen westlichen Einflüssen“, während die politische Führung verstärkt soziale Akteure, die nicht mit der offiziellen Linie übereinstimmen, unter Druck setzt, indem sie verbliebene gesellschaftliche Freiräume weiter einschränkt.

Simon Lang

Mercator Institut für Chinastudien (MERICS)

Simon Lang forscht zu sozialen Konflikten und Protesten, Bildungspolitik, Lifestyle, Konsum und Gender in China. Bevor er zu MERICS kam, untersuchte er in Chongqing in LGBT-Nichtregierungsorganisationen zu Identitätsbildung und Gender. Während seines Studiums der Sozialwissenschaften an der Universität Amsterdam forschte er in Taiwan zu NGO’s und war Gastdozent für Global History an der National Central University in Taiwan. Vor seinem Studium in Amsterdam absolvierte Lang einen Bachelorstudiengang in Chinastudien an der Freien Universität Berlin und studierte Chinesische Sprache an der Chongqing University in China.