Christentum ist auch ein sprachliches Phänomen. Das liegt nicht nur daran, dass 1. jede Institution eine eigene Sprachlichkeit entwickelt und 2. die Entwicklung von „Theologie“ ein sprachliches und textliches Phänomen ist, sondern hängt auch 3. mit dem Anspruch des Christentums zusammen, die eigene Botschaft in Predigt und Unterricht zu verkündigen und zu bekennen, und zwar 4. im Bezug auf eine bestimmte Sammlung von Texten, den sich erst nach und nach abzeichnenden Kanon der Bibel. Das Christentum hat die Bibel nicht nur in die verschiedenen Sprachen übersetzt, sondern mit der Septuaginta auch von vornherein ein übersetztes Textkorpus in die eigene Sprachlichkeit integriert. Die Idee einer „christlichen Sondersprache“ (Christine Mohrmann für das Lateinische) war mit der Vorstellung verbunden, dass sich das Christentum von der es umgebenden Kultur deutlich unterscheidet. Wenn man das antike Christentum als Bestandteil der spätantiken Kultur und nicht als Gegenüber versteht, stellt sich die Frage, ob nicht die christliche Entwicklung von Sprache im Kontext und in der Dynamik der übergreifenden allgemeinen Sprachentwicklung verstanden werden muss. Gleichwohl sind insbesondere in der Lexikographie, der Entwicklung literarischer Gattungen und im Bereich der mit Übersetzungen verbundenen Transferprozesse sprachliche Phänomene für das spätantike Christentum kennzeichnend. Digitale Erschließungen von Textkorpora ermöglichen zudem neue Zugänge. Grund genug also, um in der Patristischen Arbeitsgemeinschaft 2024 die Frage zu stellen: Wie verhalten sich eigentlich antikes Christentum und Sprache(n) zueinander?