Rudolf Bultmann (1884-1976), evangelischer Theologe, war einer der bedeutendsten Neutestamentler des 20 Jahrhunderts. Er lehrte seit 1916 in Breslau, seit 1920 in Gießen und seit 1921 in Marburg Neues Testament. Bultmann verortete seine theologische Arbeit im weiten Horizont von "Glauben und Verstehen" (so der programmatische Titel seiner vierbändigen Aufsatzsammlung). Ein besonderes Anliegen war ihm die Verbindung von Exegese mit systematisch-theologischen und philosophischen Fragestellungen. Von der liberalen Theologie herkommend, näherte sich Bultmann früh der dialektischen Theologie an. Theologie und Anthropologie waren für ihn jedoch nicht voneinander zu trennen, der christliche Glaube steht nach Bultmann stets im Zusammenhang mit dem menschlichen Existenzverständnis.