Institut für Evolution und Ökologie

SchussenAktiv

Verminderung von Mikroverunreinigungen durch Aktivkohle in Kläranlagen und deren Auswirkung auf Fische und Fischnährtiere:

Modellstudie an der Kläranlage Langwiese und an der Schussen im Bodensee-Einzugsgebiet

SchussenAktiv

Projektförderung: Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg

Förderzeitraum: Juni 2010 – Mai 2012

Kooperationspartner:

Kurzzusammenfassung
Als Erfolgskontrolle für den Ausbau der Kläranlage Langwiese (AZV Mariatal) bei Ravensburg soll eine Effekt-bezogene "Vorher-Nachher-Studie" durchgeführt werden, anhand derer überprüft wird, ob sich die Verminderung an Spurenstoffen durch Aktivkohlefilterung in einer Verbesserung des Gesundheitszustandes von Fischen und Fischnährtieren in der Schussen widerspiegelt. Zudem soll gezeigt werden, in welchem Maße vorhandene endokrine Potentiale in der Schussen reduziert werden können, und inwiefern sich diese Reduktion auf Lebewesen in diesem Gewässer auswirkt.
Durch die Kombination von biologischen Effektstudien und chemischen Analysen in einem zeitlichen (vor und nach KA-Ausbau) und räumlichen Gradienten (oberhalb und unterhalb des Kläranlagenablaufs) wird gewährleistet sein, Ursachen und Wirkungen bei exponierten Organismen miteinander in Verbindungen zu bringen, und den Erfolg des Kläranlagenausbaus zu dokumentieren.

Innovative Aspekte
Das Versuchsdesign des geplanten Vorhabens, im Rahmen dessen erstmals die biologische Effizienz des Ausbaus einer Kläranlage mit Aktivkohlefilterung in komplexer Weise bei einheimischen Fischen und wirbellosen Tieren begleitend, d.h. zeitnah zum Ausbau der Kläranlage auf organismischem und suborganismischem Niveau untersucht werden soll, ist absolut innovativ. Parallel zu Wirktests, die den Gesundheitszustand der exponierten Organismen indizieren, werden Testsysteme eingesetzt, durch die endokrine Potentiale im Wasser und Sediment der Schussen sowie im Kläranlagenablauf nachgewiesen werden können. Hierbei ist von besonderer Bedeutung, dass toxische und hormonartige Effekte auf unterschiedlich hohen biologischen Ebenen (vom Molekül bis hin zum Gesamtorganismus) dargestellt werden. Hierdurch werden nicht nur mögliche, endokrine Potentiale, sondern tatsächliche Auswirkungen auf Organismen im Gewässer Schussen dokumentiert. Innovativ ist darüber hinaus auch die zeitliche und räumliche Parallelität von biologischen Effektstudien und chemischer Analytik in exponierten Organismen, Wasser und Sediment.

Zweck des Projektes
Durch eine von Triebskorn durchgeführten Literaturstudie konnte gezeigt werden, dass in der Schussen zahlreiche Mikroschadstoffe in Konzentrationen vorliegen, die theoretisch deutlich über den Wirkschwellen für aquatische Organismen liegen. Das geplante Projekt liefert hierzu reale Daten und ermittelt im Sinne der WRRL mögliche, Schadstoff-induzierte Defizite, die dem guten ökologischen Zustand der Schussen derzeit entgegen stehen. Diese Informationen sind nur für Behörden, sondern auch z.B. für Fischereiverbände im Schusseneinzugsgebiet von großer Bedeutung.
Da über die Schussen Mikrospurenstoffe letztlich auch in den Bodensee eingetragen werden, und dieser als Trinkwasserreservoir sowie die Schussenmündung als Naturschutzgebiet (Eriskircher Ried) bedeutende Schutzgüter darstellen, ist der geplante Ausbau der Kläranlage Langwiese durch Aktivkohle sehr zu begrüßen. Es ist zu erwarten, dass die Konzentrationen an Mikroschadstoffen im Vorfluter drastisch reduziert werden können. Da durch das geplante Projekt der Gesundheitszustand ausgewählter Organismen (Fische und wirbellose Tiere) in definierten Gewässerabschnitten der Schussen sowohl vor als auch nach dem Kläranlagenausbau bestimmt wird, liefert den zuständigen Behörden Argumente für die ökologische Notwendigkeit des Kläranlagenausbau sowie dafür, dass die resultierende Erhöhung der Abwasserabgabe für die Bevölkerung im Raum Ravensburg sinnvoll und gerechtfertigt ist. Der Bevölkerung kann somit der Nutzen und Erfolg der Investition des Landes in den o.g. Kläranlagenausbau sehr deutlich vor Augen geführt werden.
Bedingt durch den Modellcharakter des Projektes werden die Resultate die Effizienz und ökologische Notwendigkeit der Investition in den Ausbau von Kläranlagen mit zusätzlichen Filtrationsstufen dokumentieren, und Argumente für künftige ähnliche Maßnahmen liefern. Da durch die Maßnahme selbst die Belastung der Lebewelt in den betroffenen Gewässern mit Chemikalien drastisch reduziert werden wird, dient das Projekt als Argumentationsmittel für künftige Maßnahmen und damit indirekt einem nachhaltigen Naturschutz im Bodenseeeinzugsgebiet.