Zwischen 1750 und 1990 fanden zahlreiche politische Transformationsprozesse statt. Genauso beeinflussten ökonomische Umwälzungen im Zuge von Industrialisierung und Mechanisierung der Agrarwirtschaft und gesellschaftliche Umbrüche die Entwicklung von Stadt und Land. Das Projekt beschäftigt sich in diesem Rahmen mit Landhäusern als Orten, in denen solche Veränderungen ausgehandelt und vollzogen wurden, sei es durch eine veränderte materielle Ausstattung nach 1806, durch zunehmende Konflikte zwischen Gutsbesitzern und Gemeinden um 1900 oder durch Debatten über Bodenreformen, Restitutionen und Denkmalschutz nach 1945 bzw. 1990. Gesellschaftliche Transformation ist ein ergebnisoffener Prozess, den das Projekt nicht in den urbanen Zentren, sondern gerade auf dem Land beobachten will.
Unter „Landhaus“ verstehen wir einen repräsentativen Gebäudekomplex abseits der Stadt, eingebettet in die lokale Gesellschaft und Ökonomie, häufig gut sichtbar und nicht selten der Ort für Zusammentreffen und Aushandlungen.
Das Projekt bedient sich einer breiten Quellengrundlage, die nicht nur Familien- und Gutsarchive umfasst, sondern staatliche und kommunale Überlieferungen einbezieht. Durch die Zusammenführung von Forschungssträngen, die bislang chronologisch, sprachlich oder thematisch getrennt waren möchten wir mittels dynamischer Vergleiche und transregionaler Vernetzungsanalysen eine ungewöhnliche Geschichte der Transformation von Landschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat erzählen.
Das Projekt wird als Drittmittelprojekt von der Irene und Sigurd Greven Stiftung in Köln finanziert