Osteuropäische Geschichte und Landeskunde

Geschichte des Instituts für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde

Das Institut hat sich seit seiner Gründung im Jahre 1953 zu einer der führenden Einrichtungen historischer Osteuropaforschung in Deutschland entwickelt. Erster Direktor war der frühere Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas, Werner Markert. Zusammen mit ihm kam die „Arbeitsgemeinschaft für Osteuropaforschung“ nach Tübingen, die 1951 als überregionale wissenschaftliche Kommission für die gegenwartsbezogene Osteuropaforschung gegründet worden war. In Tübingen gab die Arbeitsgemeinschaft das Osteuropa-Handbuch und – dann unter Leitung des neuen Direktors Dietrich Geyer (seit 1965) – das Sowjetunion-Handbuch Außenpolitik heraus. Bereits Markert akquirierte eine Reihe institutioneller sowie privater Bibliotheken und schuf damit den Grundstock der großen Tübinger Institutsbibliothek (heute über 60.000 Monographien).

1994 übernahm Dietrich Beyrau das Ordinariat für Osteuropäische Geschichte und damit auch die Leitung des Instituts. Obwohl die Arbeitsgemeinschaft bereits 1974 aufgelöst wurde, gelang es mit Hilfe von Drittmittelprojekten und seit 1999 in Zusammenarbeit mit dem Sonderforschungsbereich 437 (Kriegserfahrungen) Tübingen als ein Zentrum der historischen Osteuropaforschung zu bewahren.

2009 wurde Klaus Gestwa berufen und leitet seitdem als Direktor und Lehrstuhlinhaber das Institut. Er hat mehrere internationale Forschungsprojekte eingeworben, u.a. zur Umweltzeitgeschichte der Sowjetunion (EcoGlobReg) und zur sowjetischen Nuklearmoderne (NucTechPol). Am Sonderforschungsbereich 923 (Bedrohte Ordnungen) ist das Institut seit 2011 mit agrar- und umwelthistorischen Teilprojekten (B04 u.E05) sowie mit einem Teilprojekt zum Kalten Krieg beteiligt (D04).

Der Ruf des Tübinger Instituts gründet sich neben den vorzüglichen internationalen Beziehungen und der großen Zahl von Dissertationen sowie Habilitationen auf das wöchentlich stattfindende Kolloquium. Hier stellen Tübinger und auswärtige Wissenschaftler*innen ihre Forschungsvorhaben vor und stellen sie zur Diskussion.

Einige der Veranstaltungen finden zusammen mit dem Slavischen Seminar und im Rahmen des Gesprächskreises Neuere Geschichte statt.

Die aktuellen Termine finden sie im Kolloquiumsprogramm. Die Programme vergangener Kolloquien finden sie im Kolloquiumsarchiv.


Ausführlichere Informationen über die Geschichte des Instituts finden Sie in:
  • Müller, Eberhard: Tübingen. Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde, in: Erwin Oberländer (Hg.): Geschichte Osteuropas. Zur Entwicklung einer historischen Disziplin in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 1945–1990. Stuttgart 1992, S. 201–208.
 Ausführlichere Informationen über den Gründer des Instituts Werner Markert finden Sie weiterhin in:
  • Beyrau, Dietrich: Ein unauffälliges Drama. Die Zeitschrift "Osteuropa" im Nationalsozialismus, in: Osteuropa, 55, 12/2005, S. 57–85.
  • Kucher, Katharina, Corinna Kuhr-Korolev, Tetiana Sebta, Nataliia Sinkevych: Kriegsbeute in Tübingen. Eine Urkunde Peters des Großen, Seilschaften der Osteuropaforscher und die Restitution, in: Osteuropa, 66, 11-12/2016, S. 149–167.
Einen Blick auf das Institut aus russischer Perspektive:
  • Marija Luk'jančikova: „Russische Geschichte des 19.–20. Jahrhunderts in den Arbeiten führender deutscher Russlandhistoriker der Tübinger Schule“, Erschienen: 2010. (Onlinezugriff).