Geschichte des Tübinger Universitätsbundes
Die Geschichte des Tübinger Universitätsbundes begann im eigentlichen Sinne im Krisenjahr 1923. Am 20. Januar 1924 war es soweit: In einer Gründungsversammlung wurde der Universitätsbund offiziell aus der Taufe gehoben. Über die Entwicklung der Vereins können Sie hier oder untenstehend mehr erfahren.
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Die Gründung und die Entwicklung des Fördervereins der Universität Tübingen
Die Gründung und die Entwicklung des Fördervereins der Universität Tübingen
Die Geschichte des Tübinger Universitätsbundes begann im eigentlichen Sinne bereits 1923, im von Ruhrkampf und Hyperinflation geprägten Krisenjahr. Damals entstand unter dem Eindruck der Gründung eines Freundesvereins, die an der Technischen Hochschule Stuttgart erfolgt war, auch in Tübingen die Idee, durch die Schaffung einer entsprechenden Vereinigung der finanziell bedrängten Universität zur Seite zu stehen. Im Herbst 1923 erging daher ein Gründungsaufruf: "... So besteht die Befürchtung ..., daß wir eines der wenigen ideellen Güter, die uns der Feind bis jetzt nicht entreißen konnte, verlieren: das Ansehen der deutschen Wissenschaft. Diese Gefahr kann nur beschworen werden, wenn die Arbeit unserer Universitäten durch die tatkräftige Unterstützung von privaten Freunden der wissenschaftlichen Forschung und des akademischen Lehrbetriebes mitgetragen wird... Schon bisher haben einzelne hochherzige Stifter ... sehr erhebliche Summen für Universitätszwecke zur Verfügung gestellt. Wir möchten aber die, welche sich als Freunde der Tübinger Universität fühlen, in feste Verbindung mit der Universität ... bringen."
Die Gründung im Jahr 1924
Am 20. Januar 1924 war es dann soweit: In einer Gründungsversammlung wurde der Universitätsbund offiziell aus der Taufe gehoben. Als Organe des Bundes schuf man den Vorstand, den Ausschuss, die Mitgliederversammlung und einen EhrenAusschuss, der 1931 durch den sogenannten "Erweiterten Ausschuss" ersetzt wurde. Zum ersten Vorsitzenden wählte die Versammlung Kommerzienrat Dr. h.c. Scheerer aus Tuttlingen. Weitere Mitglieder des Vorstands wurden der damalige Universitätsrektor und Juraprofessor Dr. August Hegler, der Nationalökonom Professor Dr. von Beckerath, der Mediziner Professor Dr. Perthes sowie die beiden Fabrikanten Dr.
h.c. Boß aus Gmünd bzw. Dr. h.c. Mauthe aus Schwenningen. Am 11. Februar erfolgte schließlich der Eintrag in das Vereinsregister.
Tatkräftige Unterstützung für die Universität
Nach § 1 der Vereinssatzung hatte der Universitätsbund den Zweck, "die wissenschaftliche Forschung an den Instituten ... und die Ausbildung der Studierenden an der Universität Tübingen zu fördern. Die Vereinigung sucht diesen Zweck zu erreichen, indem sie in enger Zusammenarbeit und persönlicher Fühlungnahme des Lehrkörpers mit den Freunden der Universität Geld-, Lehr- und Einrichtungsgegenstände zur Ergänzung der staatlichen Aufwendungen beschafft und die Verwendung in die Wege leitet."
Der Universitätsbund stellte seine diesbezügliche Leistungsfähigkeit schnell unter schlagkräftigen Beweis: Bereits im ersten Jahr seines Bestehens bewilligte er verschiedenen Universitätseinrichtungen über 20.000 Reichsmark. Bis 1943 sollte diese Summe auf 210.000 Reichsmark ansteigen, wobei damals insbesondere die Bereiche Chemie, Geologie, Mineralogie, Archäologie, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Jura und Theologie eine nachhaltige Förderung des Vereins erfuhren. 1925/26 unternahm der Universitätsbund einen besonderen Kraftakt und erstellte für knapp 60.000 Reichsmark ein Einfamilienhaus für Professoren (Waldhäuserstraße 50, dann Mörikestraße 8). Dieses wurde der Universität mietweise zur Verfügung gestellt, die es an den Philologen Enno Littmann weitervermietete und ihn so für Tübingen erhielt. 1930 und 1938 erwarb die Vereinigung Grundstücke am Hirschauer Berg und im Gewann Spitzberg, um die Einrichtung eines biologischen Forschungs- und Schutzgebiets für die dort in einmaliger Weise auftretende, aber durch den Bau von Wochenendhäusern und die Planung eines Sportplatzes bedrohte Steppenheideflora zu ermöglichen. Durch die Schaffung des Schutzgebiets, das im übrigen Anfang der sechziger Jahre unentgeltlich an den Schwäbischen Heimatbund übertragen wurde, leistete der Universitätsbund einen frühen Beitrag zum Landschafts- und Naturschutz. Ebenfalls 1930 konnte sich die Universitätsbibliothek mit der finanziellen Unterstützung des Universitätsbundes die Privatbibliothek der Freiherren von Stauffenberg sichern.
Zeiten des Wachstums und der Krise
Durch eine rege Werbungstätigkeit, durch Vortragsveranstaltungen im ganzen Land und durch die Schaffung von Ortsgruppen - die erste wurde in Kirchheim unter Teck gegründet - stieg die Mitgliederzahl bis zum Jahr 1933 auf 436 an. Besonders stark vertreten war natürlich der südwestdeutsche Raum mit Tübingen und Stuttgart an der Spitze, doch wohnten auch zahlreiche Mitglieder in Hamburg, Lübeck oder Berlin. Selbst Wohnorte wie Barcelona, Basel, Jerusalem, Madrid, Waco (Texas, USA) oder Williamstown (Mass., USA) tauchen im Mitgliederverzeichnis von 1932 auf. Freilich blieb die Zahl der Mitglieder und damit der Umfang der zur Verteilung anstehenden Gelder im Vergleich etwa zu Halle oder Bonn verhältnismäßig niedrig.
In eine Krise geriet die Vereinigung während der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das NS- Regime feindete den Universitätsbund an, da er an seiner demokratischen Satzung festhielt und das Professorenhaus nicht zu den gewünschten Bedingungen an den Staat abtreten wollte. Zusätzliche Belastungen brachten das Verbot der Mitgliederwerbung und natürlich der Zweite Weltkrieg: So stand der Verein 1940 kurzzeitig ohne einen rechtmäßigen Vorstand da, weil die Mitgliederversammlung von 1937 diesen nur auf zwei Jahre gewählt hatte, die für 1939 geplante Versammlung aber aus Kriegsgründen abgesagt worden war. Per Beschluß des Amtsgerichts wurde schließlich Konsul Federer aus Stuttgart, der dem Verein bereits seit 1930 vorstand, zum Vorsitzenden bestellt. 1942 fand dann die letzte Mitgliederversammlung während des Dritten Reiches statt. Danach wurden solche Treffen untersagt. Der im gleichen Jahr erfolgte Beitritt der Stadt Stuttgart mit einem Jahresbeitrag von 20.000 Reichsmark weckte indes neue Energien beim schon angeschlagenen Universitätsbund: Auf Anregung des Stuttgarter Oberbürgermeisters, der in den Ausschuss aufgenommen worden war, wurde der Plan gefasst, in einem Rundschreiben alle württembergischen Gemeinden und Kreise zum Beitritt aufzufordern. Gleichzeitig regte der Universitätsbund die Auflösung des völkerrechtlichen Seminars in seiner bisherigen Form und stattdessen nach dem Modell der Universität Freiburg die Schaffung eines Instituts für Verwaltungswissenschaft an. Dieses wollte er mit einem finanziellen Grundstock von 40.000 Reichsmark versehen und auch weiterhin mit Geldern unterstützen. Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät begrüßte diese Vorstellung "aufs lebhafteste". Doch nahmen die neuen Aktivitäten das argwöhnische NS-Regime nur noch mehr gegen den Universitätsbund ein. So schrieb der württembergische Reichsstatthalter Murr im April 1943: "Ich halte diesen Bund für unnötig. Das angestrebte Ziel der Förderung der Universität Tübingen ist eine staatliche Aufgabe..." Der Rektor der Universität bezeichnete demgegenüber ein mögliches Ende des Bundes als empfindlichen Verlust für die Hochschule und verwies auch auf den ideellen Zweck der Vereinigung, der in der Pflege der Beziehungen zwischen Land und Universität bestehe. Zu einer Auflösung des Vereins ist es indes trotz der nationalsozialistischen Anfeindungen nicht gekommen. Gleichwohl war er schwer angeschlagen: Die Zahl der nichtuniversitären Mitglieder war bis 1949 auf 60 geschrumpft.
Der Neuanfang (1945-1949)
Nichtsdestotrotz galt es große Aufgaben zu bewältigen. Die Universität Tübingen nahm als erste deutsche Hochschule im Herbst 1945 ihren wissenschaftlichen Betrieb wieder auf. Sie war eine der wenigen Universitäten, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten. Infolgedessen wurden ihre Einrichtungen mehr denn je beansprucht, und dementsprechend stiegen auch die Anforderungen an den Universitätsbund. Zwar war dieser zunächst wie alle Vereine von der französischen Besatzungsmacht aufgelöst worden, durfte aber seine Tätigkeit fortsetzen, soweit er dabei nicht nach außen hervortrat. Schon am 2. August 1945 erhielt er die grundsätzliche Erlaubnis, Gelder aus dem laufenden Geschäftsverkehr an die Hochschule zu überweisen. Im April 1946 wurde die Sperrung seines Vermögens aufgehoben. Von 1942 bis zur Währungsreform im Juni 1948 stellte der Verein Universitätseinrichtungen über 56.000 Reichsmark für die Anschaffung von Büchern und Instrumenten, für die Betreuung kriegsgefangener Studenten, für Gastvorträge, Hilfskräfte, Druckkostenzuschüsse usw. zur Verfügung.
Die starke Inanspruchnahme machte die Einziehung von Mitgliedsbeiträgen dringend erforderlich, was freilich ein Hinaustreten in die Öffentlichkeit bedeutete. Um Schwierigkeiten zu vermeiden, wurde es daher notwendig, den Universitätsbund gemäß den Bestimmungen der Besatzungsmacht neu zu gründen. Die Bemühungen dazu liefen schon 1947 an, zeitigten aber erst im Juli 1949 einen Erfolg, als die Militärregierung keinen Einspruch gegen eine Neugründung erhob.
Im Oktober 1949 fand die erste Mitgliederversammlung unter dem Vorsitz von Professor Dr. Stock statt, die den bewährten Konsul Federer erneut zum Vorsitzenden des Universitätsbundes wählte. Gleichzeitig wurde die Zahl der Ausschussmitglieder von sechs auf neun erhöht. Dem neuen Ausschuss gehörten neben dem Vorsitzenden und den Professoren Dr. Stock, Dr. Weise und Dr. Kern die Herren Dr. h.c. Hohner, Dr. Graf, Regierungsrat Dr. Balbach, Minsterialrat Barth sowie Forstmeister a.D. Burger an. Als neues Vereinsorgan wurde anstelle des Erweiterten Ausschusses der sogenannte Bewilligungsausschuss geschaffen, der aus dem Vorstand und einer Anzahl weiterer gewählter Mitglieder bestand und der fortan über die Verteilung der zur Verfügung stehenden Geldmittel entschied. Er besteht heute nicht mehr, und sein Aufgabenbereich ging in dem des Ausschusses auf.
Die Entwicklung bis heute
Der Neubeginn von 1949 war schwierig: Das Vereinsvermögen war abgesehen von dem (mit Hypothekenschulden belasteten) Immobilienbesitz durch die Währungsreform vernichtet worden. Durch eine solide "Vermögenspolitik", die etwa auch den Verkauf des Professorenhauses im Jahr 1957 einschloss, gelang jedoch eine zügige finanzielle Konsolidierung. Einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu leistete eine groß angelegte Werbekampagne, die z.B. bis nach Amerika reichte und durch die viele neue Mitglieder gewonnen werden konnten. Ende der siebziger Jahre gehörten der Vereinigung so über 800 Mitglieder an, Anfang der neunziger Jahre waren es über 2.000.
Zu Werbungszwecken, aber auch um die Beziehungen zwischen Universität und außeruniversitärem Leben zu intensivieren, schuf sich der inzwischen von Direktor Ernst Hohner aus Trossingen geführte Verein 1953 ein eigenes Presseorgan: Die schnell zu einer renommierten Zeitschrift avancierende "Attempto". In ihr kamen das Geschehen an der Universität und ihre Geschichte zur Sprache. Gleichzeitig wurde stets über die weitere Entwicklung des Universitätsbundes informiert, etwa wenn es 1963 den neuen Vorsitzenden Rolf P. Staelin vorzustellen galt. Die Zeitschrift erscheint nach einer kurzen Pause in den achtziger Jahren seit 1996 wieder, allerdings in völlig neuer Gestaltung.
Doch nicht nur mit dieser Zeitschrift gelang es, die Verbindungen der Universität mit der "Außenwelt" auszubauen. Auch die vom Verein wesentlich mitgetragenen, "auf dem Land" veranstalteten "Universitätswochen" einschließlich Schülerberatung leisten das Ihrige dazu ebenso wie die von ihm geförderte Gründung von lokalen Universitätsgesellschaften. Die erste wurde 1979 in Albstadt-Ebingen geschaffen.
Daneben achtete die Vereinigung auch auf Kontakte zu überregionalen Förderungsgesellschaften, so von Anfang an zur "Württembergischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften" oder seit dem Neubeginn von 1949 zum "Stifterverband für die deutsche Wissenschaft". Dadurch trug sie zu einer sinnvollen Vernetzung der privaten Wissenschaftsförderung bei, die in Zeiten knapper öffentlicher Mittel immer wichtiger werden sollte.
Mit der nach 1949 schnell wiedergewonnenen Stärke wurden vermehrte Anstrengungen im Interesse der Universität möglich. Für Druckkostenzuschüsse, Exkursionen, Gastvorträge, das Studium generale, die Poetik-Dozentur, Forschungsprojekte, Lehr- und Lernmittel, Ausstellungen, die immer stärker in den Vordergrund rückende Pflege der Auslandskontakte, den Botanischen Garten, den Aufbau des Museums im Tübinger Schloß und vieles andere mehr investierte die Vereinigung erhebliche Summen, die zum Teil bei 400.000 DM pro Jahr und seit den siebziger Jahren auch weit darüber lagen. In besonderer Weise tat sich der Verein bei der 500-Jahrfeier der Universitätsgründung im Jahr 1977 durch die Förderung der aus diesem Grund ins Leben gerufenen Projekte - allen voran die Ausstellungen und die dreiteilige Festschrift - hervor. Bei diesem starken Engagement war es nur folgerichtig, dass der damals veranstaltete Jubiläumsball ebenfalls vom Universitätsbund ausgerichtet wurde. Zwei weitere Leistungen müssen in dieser aus Raumgründen nur kursorischen Würdigung der Leistungen noch besonders hervorgehoben werden. Der Universitätsbund war maßgeblich am Erwerb und Umbau des Seminargebäudes in Oberjoch (1975) und der Gründung des Heinrich-Fabri-Instituts in Blaubeuren (1985) maßgeblich beteiligt. Diese intensive Förderung wäre im Übrigen aus den Mitgliedsbeiträgen allein nicht finanzierbar gewesen, sondern war nur durch eine enorm hohe Spendenbereitschaft der Mitglieder möglich.
Doch stieg mit der Zeit nicht nur das Fördervolumen erheblich an, sondern auch der Arbeitsaufwand, zumal im Lauf der Zeit 14 verschiedene Stiftungen zur treuhänderischen Verwaltung und der "Attempto-Service für Hochschulforschung und Weiterbildung GmbH" an den Universitätsbund gekoppelt wurden. Aus diesem Grunde stellte man gemeinsam mit dem Attempto-Verlag, der im Zusammenhang mit dem Universitätsjubiläum gegründet worden war und dessen GmbH-Anteile sich in den Händen von Vereinsmitgliedern befanden, 1980 einen hauptamtlichen Mitarbeiter für die Geschäftsstelle ein. Die Vereinigung nahm Züge eines modernen Dienstleistungsunternehmens an.
1978 wurde die Vereinssatzung von 1953 in einem entscheidenden Punkt geändert: Hatte bis dahin der jeweilige Universitätspräsident oder -rektor nur beratend an den Sitzungen des Vorstands teilgenommen, so gehörte er diesem von nun an als vollgültiges Mitglied an. Diese Einbeziehung und die schließlich noch hinzukommende Aufnahme des Universitätskanzlers in das Gremium sorgten im Interesse der gemeinsamen Sache für eine engere und fruchtbarere Verbindung von Universitätsbund und Hochschule als je zuvor. Gleichsam wurde die neue Regelung dem hohen Engagement des von 1972 bis 1994 amtierenden Universitätspräsidenten Prof. E.h. Dr. h.c. mult. Adolf Theis gerecht, der den Wert des Vereins und seiner Fördermöglichkeiten für die Universität in seiner vollen Tragweite erkannte, dessen Verzahnung mit der Hochschule zur "Chefsache" machte und sich insgesamt große Verdienste um die Arbeit des Universitätsbundes erwarb.
Ab 1979 stand dem Universitätsbund S.K.H. Carl Herzog von Württemberg als erster Vorsitzender vor. Er war Nachfolger des seit 1974 amtierenden Hugo Rupf. Durch den Vorsitz und das damit verbundene langjährige ehrenamtliche Engagement brachte S.K.H. Carl Herzog von Württemberg - Ehrensenator der Universität Tübingen wie seine Vorgänger - nicht nur seine Vorstellung von der Förderung der Universität und im Besonderen von der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses als lohnenswerte und dringliche Aufgabe zum Ausdruck, sondern auch seine ganz persönliche Verbundenheit mit der Hochschule, an der er selbst studierte und die einer seiner Vorfahren, Graf Eberhard im Bart, gründete. Dieser Vorfahr ist in Würdigung seiner Verdienste um die Gründung der Hochschule auf ganz besondere Weise beim Universitätsbund präsent. So übernahm die Vereinigung 1998 vom Attempto-Verlag bei dessen Veräußerung die Rechte an einem bekannten (und geschützten) Markenzeichen: Gemeint ist die von HAP Grieshaber anlässlich des Universitätsjubliäums von 1977 entworfene Attempto-Palme. Sie lehnt sich an das von Graf Eberhard im Wappen geführte Palmensymbol und an dessen Wahlspruch ("Ich versuche/wage es") an. In diesem Emblem begegnen sich die den Universitätsbund seit 1924 tragenden Elemente - Vergangenheitsbewusstsein und Zukunftszugewandtheit - in treffender Weise.
Unter diesem Motto stand dann auch die knapp 30jährige überaus verdienstvolle und vorbildhafte Vorstandsarbeit von Carl Herzog von Württemberg bis zum Jahr 2008. Der Universitätsbund begleitete und unterstützte unter seinem Vorsitz die Eberhard Karls Universität bei ihrem bereits zu Beginn der 1980iger Jahre einsetzenden großen Strukturwandel. Dieser Strukturwandel betraf die gesamte Forschungs-, Studien-, Verwaltungs-, Haushalts- und Personalstruktur ebenso wie die Leitungsorgane und die strategische Ausrichtung, bestimmt von der politische Zielvorgabe des Gesetzgebers in mehreren Hochschulgesetzesnovellen, durch die Installierung innovativer Hochschulstrukturen bei den Hochschulen einen „Regelkreis von Eigenverantwortung und
Wettbewerb“ zu etablieren. Die Unterstützung der Universität während dieses Reformprozesses durch den Universitätsbund erfolgte durch eine Vielzahl von Aktivitäten und Förderprojekten. So etwa die Gründung des Heinrich-Fabri-Instituts in Blaubeuren (1985), den Ausbau des Universitätsgästehauses im Lessingweg 3 (1997) und des Studienheimes in Oberjoch(1994 und 2002), die Wiederherstellung der historischen Brunnen vor der Neuen Aula (1999), die Beteiligungen am Attempto-Verlag, an der Attempto Service GmbH oder dem SIMT (1998), einer damals gemeinsam von den Universitäten Tübingen, Hohenheim und Stuttgart initiierten und mitgetragenen privaten Weiterbildungsinstitution. 1993 wurde mit finanzieller Unterstützung des Universitätsbundes ein Graduiertenwohnheim durch das Studentenwerk errichtet. Ein Gesprächskreis „Wissenschaft- Wirtschaft-Politik (WIWIPO)“ wurde ins Leben gerufen, große Symposien zu Themen wie „Wertewandel“, „Umbruch Osteuropas“ oder „Globalisierung“ wurden durchgeführt, und in den „Lessingweggesprächen“ wurde externer Rat von Persönlichkeiten und Freunden für die Förderarbeit des Vereins und die Beratung von Entwicklungsfragen der Gesamtuniversität organisiert. Unterstützt oder mitfinanziert wurden jährlich eine Vielzahl von Einzelprojekten der Institute, aber auch Vorhaben von Studierenden, von Exkursionsgruppen oder einzelner Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus allen Fakultäten. Weitere Beispielprojekte: 1998 wird an der Universität mit maßgeblicher Unterstützung des Universitätsbundes das Alumnat eingerichtet, 2002 zum 525jährigen Universitätsjubiläum ein ambitionierter Bildband herausgegeben und 2006 ein Bechstein Konzertflügels erworben. Finanziert werden solche Ausgaben bis heute überwiegend durch großherzige Spenden, die der Universitätsbund gemeinsam mit der Universitätsleitung jährlich durch großangelegte Spendenwerbeaktionen durch seinen Vorsitzenden einwirbt.
Bei seiner Verabschiedung im Jahr 2008 im Festsaal der Universität wurde S.K.H. Carl Herzog von Württemberg für sein überragendes Engagement und Mäzenatentum öffentlich und feierlich gedankt, er wurde zum Ehrenvorsitzenden des Universitätsbundes mit Sitz und Stimme in den Organen der Fördervereinigung gewählt.
Am 27.5.2008 wird Hubert Wicker, Staatssekretär und ab 2011 Landtagsdirektor, von der Mitgliederversammlung des Universitätsbundes einstimmig zum neuen Vorsitzenden des Universitätsbundes gewählt. Die Arbeitsschwerpunkte setzt Hubert Wicker auf die Stärkung der Fördervereinigung nach innen und außen, auf ihre Vernetzung mit den verschiedenen Förderinstitutionen im Umfeld der Universität, auf die Einbindung des Universitätsbundes in die kulturellen und wirtschaftlichen Kräfte der Region und insbesondere auf die Stärkung der Bindung Ehemaliger zu ihrer Universität. „Wir wollen zusätzliche Unterstützung und Spenden sammeln für die württembergische Landesuniversität.“
2009 erhält der Universitätsbund ein neues Layout für seine Druckmaterialien und seinen Internet- Auftritt.
2011 wird eine große Werbeaktion bei Ehemaligen der Universität gestartet mit dem Ziel, sie für die Aufgaben und Förderziele des Vereins zu gewinnen. Dem neu gewählten Vorsitzenden liegt die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ebenfalls in besonderer Weise am Herzen. Deshalb unterstützt der Universitätsbund seit deren Einführung im Jahr 2011 die Deutschlandstipendien, durch die hochbegabte Studierende gefördert werden. Seit 2011 wirbt der Universitätsbund erfolgreich einen Teil der Stipendiensumme für die Deutschlandstipendien bei Freunden, Förderern und privaten Mäzenen ein. Von den 87 an der Eberhard Karls Universität vergebenen Deutschlandstipendien für die Förderperiode 2012/2013 finanziert der Universitätsbund 54 Stipendien.
2012 erreicht auch die Zahl der dem Universitätsbund inkorporierten rechtlich unselbständigen Stiftungen einen neuen Höchststand. Stiftungen, die mit ihren Stiftungserträgnissen jeweils sehr konkrete Förderzwecke in Instituten und wissenschaftlichen Fachdisziplinen fördern und die der Universitätsbund treuhänderisch betreut.
2012: Die Universität Tübingen wird Exzellenzuniversität. Zitat: „Die jüngste Etappe in der Entwicklung der Universität ist bestimmt durch den Erfolg im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder: Die Universität Tübingen konnte sich mit einer Graduiertenschule, einem Exzellenzcluster sowie ihrem Zukunftskonzept durchsetzen und gehört damit zu den elf deutschen Universitäten, die als exzellent ausgezeichnet wurden.“
Der Vorsitz von Hubert Wicker fällt in eine Zeit, in der die Universität vor besonderen Herausforderungen steht: Die Nachwirkungen des inneren Umbaus des Gesamtuniversität und ihrer Fakultäten, die Nachwirkungen der Studienstrukturreform durch die Modularisierung und die Überleitung der traditionellen Studiengänge in die Bachelor-Master-Struktur, die Auswirkungen der Einführung und Wiederabschaffung von Studiengebühren, doppelte Abiturientenjahrgänge, neue Forschungs- und Finanzierungsstrukturen. Die als exzellent ausgezeichnete Universität Tübingen hat sich in den letzten Jahren organisatorisch und inhaltlich neu aufgestellt, ihr Anspruch ist, „innovativ. Interdisziplinar und international“ zu sein. Ein ambitioniertes Projekt „Campus 2020“, das der Universitätsbund unterstützt, ist Teil dieses Anspruches und des Zukunftskonzeptes der Universität. Der Universitätsbund, seine Mitglieder, seine Organe und sein Vorsitzender haben der Universität Tübingen die Unterstützung bei ihrem Weg in die Zukunft und ihre internationale Sichtbarkeit erneut zugesichert.
In der Mitgliederversammlung am 16.10.2013 wird Herzog Friedrich von Württemberg zum neuen Vorsitzenden gewählt. Als Vorsitzender sieht er sich und den Universitätsbund in besonderem Maße dem Exzellenz-Anspruch der Eberhard Karls Universität verpflichtet. Darüber hinaus unterstützt der Universitätsbund während seiner Vorstandschaft in großzügigem Umfang das Deutschland- Stipendienprogramm für Studierende. Im Mai 2018 kommt Friedrich Herzog von Württemberg bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben.
Der Unternehmer Christian O. Erbe wird neuer Vorsitzender des Tübinger Universitätsbunds. Die Mitgliederversammlung des Vereins der Freunde und Förderer der Universität wählte den 57- Jährigen am 17. Oktober 2018 einstimmig zum Nachfolger von Friedrich Herzog von Württemberg.
Oliver Auge, Heribert Kneer