Verhalten von Investoren in Offenen Investmentfonds
Die Bedeutung von Fonds auf den Weltfinanzmärkten ist in jüngster Vergangenheit stark gestiegen. Weltweit hat sich das Vermögen von Investmentfonds in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Eine ähnliche Bedeutungssteigerung von Fonds ist auch in Deutschland zu verzeichnen. Im Zuge der Umstrukturierung der Altersvorsorge in Deutschland zu einer privaten Absicherung gewinnen Investmentfonds zudem an Bedeutung. Durch die Bündelung der Vermögen einzelner Investoren in einem Fonds können diese diversifiziert am Kapitalmarkt anlegen und erhalten des Weitern einen Zugang zu den verschiedensten Märkten. Gleichzeitig steht Investoren jederzeit ihr Geld zur Verfügung und sie können es aus den Fonds abziehen. Diese offene Struktur der Fonds gibt den Investoren ein wichtiges Kontrollinstrument in die Hand. Zahlreiche Studien können jedoch zeigen, dass Investoren schlechte Performance nur ungenügend durch Anteilsverkäufe bestrafen und gute Performance übermäßig durch Anteilskäufe belohnen. Diese Tatsache führt zu veränderten Anreizen bei Fondsmanagern und kann in einer überhöhten Risikobereitschaft resultieren. Ein funktionierender Kontrollmechanismus seitens der Fondsinvestoren ist somit wichtig für das Funktionieren der Investmentfondsbranche und hat zudem Implikationen für die Stabilität des Finanzsystems.
Es existieren zahlreiche rivalisierende Erklärungsansätze für das erwähnte Investorenverhalten. Die Statistiken zu Investmentfonds der Deutschen Bundesbank sind außergewöhnlich umfassend und ermöglichen die Bearbeitung bisher kaum erforschter Fragestellungen. Das erste Projektmodul wird detailliert Bruttozu- und abflüsse von deutschen Investmentfonds untersuchen. Die meisten bisherigen Studien müssen sich auf eine Approximation stützen, um Nettoflüsse von Fonds zu berechnen. Bruttozuflüsse (Anteilskäufe) und Bruttoabflüsse (Anteilsverkäufe) werden üblicherweise nicht beobachtet. Theoretische Überlegungen legen nahe, dass sich Kauf- und Verkaufsentscheidung stark unterscheiden. Die Kapitalmarktstatistik der Deutschen Bundesbank gibt die seltene Gelegenheit Anteilskäufe und -verkäufe in einer großen Stichprobe zu untersuchen. Im zweiten Projektmodul gehen wir auf Klientelunterschiede in Fonds ein. Die Depotstatistik der Deutschen Bundesbank erlaubt es uns zwischen einer Vielzahl von Investorgruppen zu unterscheiden. Zentrale Frage hierbei ist, inwiefern sich verschiedene Investorgruppen (bspw. Private Haushalte und Institutionelle Investoren) in ihrem Verhalten unterscheiden.
Diese detaillierten Analysen sollen zu einem besseren Verständnis des Verhaltens von Fondsinvestoren beitragen.