Tübinger Forum für Wissenschaftskulturen

Summer School: ZEITWEILEN

Temporalität aus interdisziplinärer Sicht


29. September – 02. Oktober 2022
mit Aleida Assmann, Günter Dux, Norman Sieroka und Thomas Filk


Organisation: Michael Herrmann, Leonie Lübben, Aleksandar Georgiev

 

Inhalte

Mit der Wortschöpfung Zeitweilen zielen wir auf ein zentrales Merkmal von Zeit ab: ihre Pluralität. Zeit weilt in einer Vielzahl von Gestalten und Verläufen, etwa als Jahreszeit, Zeit der Dinge, Erzählzeit und kosmische Zeit. Die unterschiedlichen Formen von Zeit bilden ein vertraktes In- und Nebeneinander, welches insbesondere von Disziplin zu Disziplin und von Kultur zu Kultur stark variieren kann. In unserer diesjährigen Summer School wollen wir gemeinsam bei den unterschiedlichen Gegebenheitsweisen von Zeit verweilen und über sie reflektieren.

Dabei soll Temporalität unter verschiedenen Gesichtspunkten thematisiert werden: philosophisch, soziologisch, kulturwissenschaftlich und physikalisch. Vier renommierte Vertreter*innen dieser Disziplinen werden während der Summer School mit 15 ausgewählten Studierenden und Promovierenden ins Gespräch treten, um daraus gemeinsam fruchtbare Schnittstellen zu entwickeln.

Sie werden einer Reihe von Fragen nachgehen wie z.B.: Was ist jeweils charakteristisch für den Umgang mit Zeit in den Natur- und Geisteswissenschaften? Welche Zeitwahrnehmungen lassen sich in unterschiedlichen Epochen und Kulturräumen festhalten? Wie wird Zeit dabei materiell festgehalten? Wie zeichnet sich das Zeitbewusstsein unserer modernen Gesellschaft aus und wie kam dieses historisch zustande?
 


Programm

  • Tag 1 führt ein in grundlegende Methoden und Positionen
    im Umgang mit der Zeitfrage aus der Sicht der verschiedenen Disziplinen.
  • Tag 2-4 behandeln konkrete Forschungen und Problemstellungen.
  • Drei Sitzungen pro Tag je 90 Minuten, die aus Vortrags- und Diskussionsanteilen bestehen.

Vorab ist die Lektüre von ausgewählter Literatur vorgesehen.
Die Teilnehmer*innen erhalten am Ende der Summer School ein Zertifikat. 
Es gibt die Möglichkeit eines Zuschusses für Reise- und Übernachtungskosten.


Bewerbung

Bewerben können sich Studierende und Promovierende aller Disziplinen.

 

Bitte schicken Sie folgende Unterlagen als PDF-Datei

  • Tabellarischer Lebenslauf (max. 2 Seiten)
  • Kurzes Motivationsschreiben
    (max. 1/2 Seite)
  • Transcript of Records bzw. Abschlusszeugnisse

bis zum 30. August 2022
an michael.herrmannspam prevention@tfw.uni-tuebingen.de.


Unsere Referent*innen

Aleida Assmann hatte von 1993 bis 2014 den Lehrstuhl für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz inne. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jan Assmann erhielt sie 2018 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Die Frage nach der Zeit steht im Zentrum der jahrzehntelangen Forschungsarbeit von Prof. Assmann. Insbesondere widmet sie sich den Gebieten der Gedächtnisforschung und der Erinnerungskultur. Zu ihren wichtigsten Publikationen zum Problem der Zeit zählen Zeit und Tradition. Kulturelle Strategien der Dauer (1999) und Ist die Zeit aus den Fugen? Aufstieg und Fall des Zeitregimes der Moderne (12013, 22022). Dieses Jahr ist ebenfalls der von ihr mit herausgegebene Sammelband Ausgesetzte Zeiten: Nachdenken über den Lauf der Dinge erschienen.

Günter Dux studierte und promovierte ursprünglich in den Rechtswissenschaften in Heidelberg und Bonn. Anschließend studierte er Soziologie und Philosophie in Frankfurt und habilitierte sich auf dem Gebiet der Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Konstanz. Von 1973 bis 1974 war er Ordentlicher Professor an der Universität Linz. 1974 wurde er als Professor für Soziologie an der Universität Freiburg berufen, wo er bis 1997 lehrte. Bekannt wurde Prof. Dux vor allem mit seiner historisch-genetischen Theorie. Die Auseinandersetzung mit dem Problem der Zeit begann für ihn mit Die Zeit in der Geschichte. Ihre Entwicklungslogik vom Mythos zur Weltzeit (1991) und begleitete ihn während seiner gesamten Karriere.

Thomas Filk studierte Physik in Bonn und schloss dort seine Promotion auf dem Gebiet der theoretischen Physik 1982 ab. Seit 1993 ist er als Dozent an der Universität Freiburg tätig. 2021 wurde er  für die sich an Lehramtsstudierenden richtende Vorlesung Kompakte Fortgeschrittene Theoretische Physik mit dem Lehrpreis der Universität ausgezeichnet. 2022 erhielt er von der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung eine Seniorprofessur für innovative Ausbildungskonzepte im Fach Physik. Seinen Schwerpunkt hat Prof. Filk im Bereich Grundlagen der Quantentheorie. Dem Zeitproblem gehr er nach in Am Anfang war die Ewigkeit: auf der Suche nach dem Ursprung der Zeit (2004). 

Norman Sieroka studierte Mathematik, Physik und Philosophie in Heidelberg und Cambridge. 2004 promovierte er in Physik an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit über Neurophysiologische Aspekte der Zeitwahrnehmung, 2009 folgte die Promotion und 2012 die Habilitation im Bereich der Philosophie an der ETH Zürich. Seit 2019 hat er den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie an der Universität Bremen inne. Er hat umfassend und ausgesprochen interdisziplinär zur Zeitproblematik gearbeitet. Seine wichtigsten Publikationen hierzu sind Leibniz, Husserl and the Brain (2015) und Philosophie der Zeit. Grundlagen und Perspektiven (2018).