Writing and Doing amicitia: Literarische Konstruktion von Freundschaft im Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan
„Writing and Doing amicitia“ – der Titel vereint moderne Konzepte aus dem Umfeld des performative turn zur Erschließung antiker Freundschaft. Es geht um literarische Konstruktion kaiserlich-senatorischer Freundschaft als konstitutives Moment der Prinzipatsordnung. Vor dem Hintergrund des performative turn in den Kultur- und Gesellschaftswissenschaften haben sich in der Geschichtswissenschaft neue Erklärungsmodelle für das Phänomen ‚Herrschaft‘ herausgebildet, die auf der Vorstellung basieren, dass jegliche Form von Herrschaft wesentlich auf Kommunikation gründet. Im Fokus stehen Kommunikationsprozesse, in denen sich spezifische Symboliken von Herrscher und Beherrschten in der unmittelbaren Interaktion manifestieren, durch die Ordnungen, Normen und Werte hervorgebracht, aktualisiert oder auch transformiert werden. Das Interesse des Dissertationsprojekts setzt hier an. Es ordnet den Briefwechsel zwischen Plinius und Trajan in den Kontext von Herrschaftskommunikation ein und möchte aus performativ-narratologischer Perspektive literarische Konstruktion von Freundschaft als Aushandlungsprozess von Herrschaft in den Blick nehmen. Das Projekt fragt danach, wie Briefe als Medium und wesentlicher Bestandteil von Herrschaftskommunikation ‚funktionieren‘. Auf welche Weise gelingt es im Brief, spezifische Symboliken zu evozieren, die auf die Konstruktion kaiserlich-senatorischer amicitia abzielen? Welche narrativen Techniken und Strukturen werden dafür nutzbar gemacht und inwiefern entfalten sie eine Wirkung über die Textgrenzen hinaus? Amicitia als konstitutives Moment der politisch-sozialen Ordnung des Prinzipats wird – so die These – performativ in Gestalt literarischer Kommunikation hervorgebracht und aktualisiert.