Alfons Auer Ethik-Preis
„Alfons Auer war einer der bedeutendsten Moraltheologen während und nach dem II. Vatikanischen Konzil“. Mit diesen Worten würdigte die Katholische Fakultät der Universität Tübingen den in Schwendi-Schönebürg bei Biberach geborenen Priester und vielfach ausgezeichneten Theologie-Professor bei seinem Tod am 19. November 2005. Auer gilt nicht nur als einer der wichtigsten deutschsprachigen Moraltheologen des 20. Jahrhunderts, er leitete von 1951 bis 1953 auch als Gründungsdirektor die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Von 1966 bis zu seiner Emeritierung war er Ordinarius für Moraltheologie an der Universität Tübingen.
Aus Anlass seines 100. Geburtstages (*8. Februar 1915) und zehnten Todestages hat der in Schwendi ansässige Unternehmer Siegfried Weishaupt den mit 25 000 Euro dotierten Alfons Auer Ethik-Preis gestiftet, der alle zwei Jahre von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart vergeben wird. Mit dem Preis werden Persönlichkeiten geehrt, die sich durch ein besonderes ethisches Engagement im religiösen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Bereich hervorgetan haben.
Erster Preisträger war 2015 der kanadische Sozialphilosoph Professor Dr. Charles Taylor. Er ist bekannt für seine Schriften zur Entstehung der Moderne und ihrer Brüche sowie zum Verhältnis von Säkularität und Religion. Taylor engagierte sich in Kanada politisch für die Rechte von Minderheiten und das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in einem demokratischen Gemeinwesen.
2017 wurde der Preis zum zweiten Mal verliehen. Preisträger war Prof. Dr. Heiner Bielefeldt. Der deutsche Wissenschaftler arbeitet u.a. in den Bereichen Theologie, Philosophie und Geschichte und hat sich hier besonders für sein Engagement für Menschenwürde, Menschenrechte und Religionsfreiheit einen Namen gemacht. Dabei ist hervorzuheben, dass er sowohl interkulturell und interreligiös als auch interdisziplinär arbeitet. Aufgrund seiner Expertise ist er Mitglied in zahlreichen - nationalen und internationalen – politischen, kirchlichen sowie praxis- und forschungsorientierten Institutionen, deren Anliegen Verbesserungen auf verschiedenen Ebenen von Staat, Gesellschaft und Wissenschaft sind.
Dritte Preisträgerin war 2019 die ehemalige Präsidentin der Republik Irland, Prof. Dr. Mary McAleese. Sie wurde geehrt für ihr ethisches und politisches Engagement, wodurch sie als überzeugte Christin viele Anstöße für moralische Reformen in der Katholischen Kirche lieferte. Ihr Augenmerk richtete sie v.a. in den Jahren nach ihrer ersten Laufbahn als Wissenschaftlerin und ihrer zweiten Laufbahn als Präsidentin Irlands verstärkt auf den Umgang und Ort von Kindern, Frauen und Homosexuellen in der Katholischen Kirche. Ihrer Biographie geschuldet war ihr Wirken und Interesse während aller ihrer drei Lebensabschnitte stets geprägt von versöhnenden und friedensstiftenden Ansätzen.
Die vierte Preisträgerin war 2022 die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Professorin Leela Gandhi. Gewürdigt wurden insbesondere ihre innovative Arbeiten zur Postkolonialen Ethik und Politischen Theorie. Von den Ansätzen Mahatma Gandhis her, dessen Nachfahrin sie ist, entwickelt sie eine kreative Ethik, die kritisch und konstruktiv an neuen Formen der Gewaltlosigkeit und an der Überwindung jener Schädigungen und Verletzungen arbeitet, die der Kolonialismus auch in postkolonialen Welten hinterlassen.
Der fünfte Preisträger war 2024 Prof. Dr. Omri Boehm. Mit seiner Nominierung würdigen Fakultät und Akademie die herausragenden Arbeiten des israelischen Philosophen zur moralischen Verantwortung eines radikalen Universalismus, der das Menschsein und die Würde des Menschen nicht nur als philosophisches Faktum, sondern auch als ethische Aufgabe versteht.