Mai-Britt Ruff
Doktorandin der Abteilung Allgemeine Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Scham und Macht. Zu den historisch-kulturellen Vermittlungen von Scham und Schamabwehr und ihren Bedeutungen für politische Bildungsprozesse (Arbeitstitel)
In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit Scham in Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Scham wird in soziologischen, philosophischen und psychologischen Studien als wichtiger Bestandteil sozialer Ordnungen thematisiert und interpretiert. Gleichzeitig gehen viele Ansätze von einem impliziten universal agent aus, der bei näherer Betrachtung als positioniert und situiert erscheint. Mit meiner Dissertation möchte ich zu einer Theoriebildung über Scham beitragen, welche die Spuren von Macht- und Herrschaftsverhältnissen in den Anlässen, im Erleben und in den körperlichen/leiblichen Einschreibungen von Scham und Schamabwehr reflektiert und einbezieht. Dafür sollen die „historisch-kulturellen Vermittlungen“ (Scheer/Heidenreich) rassistischer, antisemitischer, sexistischer und kapitalistischer Verhältnisse im Schamerleben nachgezeichnet werden. Ausgehend von gesellschafts- und emotionstheoretischen Konzepten zu menschlicher Kognition und Subjektivierung, möchte ich mit dieser Analyse das Verhältnis von situativer und generalisierter Scham vor dem Hintergrund struktureller Macht- und Herrschaftsverhältnisse (neu) reflektieren. Im Anschluss an diese Untersuchung sollen Überlegungen zu den Bedeutungen für (politische) Bildungsprozesse entwickelt werden.