Anna-Lynn Ridderbusch
Doktorandin der Abteilung Allgemeine Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Das Neue gestalten – Bildungs- und sozialphilosophische Überlegungen zur Frage gesellschaftlicher Transformation (Arbeitstitel)
In meiner Dissertation beschäftige ich mich aus bildungstheoretischer und sozialphilosophischer Perspektive mit dem Phänomen gesellschaftlicher Transformation. Den Ausgangspunkt meiner Auseinandersetzung stellt zum einen die Herausforderung eines Denkens über Bildung dar, die sich in der erziehungswissenschaftlichen Theoriebildung zeigt: dass zwar Bildung mit der Hoffnung auf einen gesellschaftlichen Transformationsprozess verknüpft wird, gleichzeitig jedoch der Einzelne in seiner Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Ordnung ins Zentrum der Analyse rückt. Zum Anderen fällt z.B. in der Inblicknahme der empirischen Forschung über das Phänomen Bildung auf, dass ‚Bildung‘ in bestimmten gesellschaftlichen Kontexten verortet wird: in Institutionen und anderen kollektiven Zusammenhängen. Es ist also eine Differenz zwischen theoretischen Lesarten von Bildung und dem konkreten Phänomen von Bildung festzustellen, wie sich dieses gesellschaftlich zeigt, die es theoretisch einzuholen gälte.
Beide Beobachtungen nehme ich zum Ausgangspunkt für die theoretische Ausarbeitung eines gesellschaftlich fundierten Begriffs von Bildung, der nicht vom Einzelnen, sondern von kollektiven Zusammenhängen ausgeht. Gesellschaftliche Transformationsprozesse lassen sich in dieser theoretischen Herleitung weniger über eine (bildungstheoretische) Inblicknahme der vielfältigen (emanzipatorischen) Möglichkeiten der Auseinandersetzung des Einzelnen mit der gesellschaftlichen Ordnung erklären. Vielmehr werden kollektive Aushandlungsprozesse im Sozialen in ihrer gesellschaftlich instituierten und damit auch öffentlichen Form zum potenziellen Ausgangspunkt und Antrieb gesellschaftlicher Transformation. Die auf diese Weise von mir erarbeitete Institutionen-reflexive und gesellschaftlich fundierte Herangehensweise an Bildung rückt die Radikalität der Bildungsidee – die potenziell gesellschafts-transformatorischen Effekte des Phänomens ‚Bildung‘ – wieder ins Zentrum erziehungswissenschaftlicher Theoriebildung.
Das Promotionsprojekt wird durch ein Stipendium der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg gefördert.