Der Briefwechsel zwischen Rudolf Bultmann (1884-1976) und seinem Schüler Ernst Käsemann (1906-1998) erstreckt sich über ein halbes Jahrhundert (1925-1976) und ist daher schon zeitgeschichtlich von Interesse. Zudem erschließt er einen wichtigen Teil der neutestamentlichen Forschungsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Da Ernst Käsemann der eigenständigste von Bultmanns Schülern war, gibt der Briefwechsel bei aller theologischen wie persönlichen Verbundenheit der beiden Neutestamentler auch Zeugnis von kritischen theologischen Auseinandersetzungen. Brieflich diskutiert haben Bultmann und Käsemann v.a. die Frage nach dem historischen Jesus, das Verhältnis von Anthropologie und Kosmologie bzw. Eschatologie und Apokalyptik in der paulinischen Theologie, Bultmanns existentiale Interpretation, die Bedeutung des neutestamentlichen Kanons und die Frage einer doketischen Christologie im Johannesevangelium.
2009, im 125. Geburtsjahr Bultmanns, ist am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christof Landmesser in Tübingen mit der Edition dieser wichtigen Korrespondenz begonnen worden, die im Verlag Mohr (Siebeck) erscheinen wird.