Fachbereich Geschichtswissenschaft

Promotionsverbund "Osten und Westen 400–600"

David Jäger

Werdegang

Promotionsprojekt: Plündern und Schenken in den merowingischen Reichen 482-592. Eine Untersuchung zu Realisierung und Konsolidierung von Herrschaft im Frankenreich

Das zentrale Anliegen der Dissertation ist die Erforschung der Bedeutung, die dem Erwerb materieller Güter und Ressourcen für die Konsolidierung von Herrschaft in den merowingischen Reichen im 6. Jahrhundert zukam. Es wird angenommen, dass „Plündern“ und „Schenken“ wichtige Faktoren der Transformation des fränkischen Königtums im späten 6. Jahrhundert waren. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf dem Zeitraum 561-592, da für ihn eine besonders dichte Überlieferung vorliegt. Zusätzlich wird die vorherige Entwicklung des Königtums seit Chlodwig I. nicht außer Acht gelassen, so dass die Phänomene des Wandels im gesamten 6. Jahrhundert in den Blick genommen werden können.

Neben einer intensiven Analyse und gegebenenfalls Neubewertung der vorhandenen Quellen ist eine kritische Auseinandersetzung mit den geschichtswissenschaftlichen Konzepten von „Gefolgschaft“, „Königtum“, „Reich“ und „Herrschaft“ vorgesehen. Dabei wird aufgezeigt, dass das soziale Prinzip des Folgens aus wirtschaftlichen Anlässen während der räumlichen Etablierung der merowingischen Herrschaft an Relevanz für die Könige, nicht aber für die Krieger, verlor, da die merowingischen Könige ihre Schätze nun auch über den Fiskus füllen konnten. Die beiden wichtigsten Machtmittel, das „Heer“ und der „Schatz“, wurden in dieser Zeit kontinuierlich aus ihrem Zusammenhang gelöst. Diese Veränderung dürfte Konsequenzen für die Realisierung und die Konsolidierung der Königsherrschaft mit sich gebracht haben: Es bildeten sich neue gefolgschaftsähnliche Verbände, während die von den Königen mit Gütern beschenkten „Großen“ in ihren Verwaltungsgebieten die Bewohner plünderten und Personen, die über Besitz verfügten, sich gegen die Könige zu erheben vermochten.