Auf den Straßen Italiens. Die italischen Bischöfe (ca. 480 - ca. 820)
Kirchliche Strukturen und ihre Akteure werden häufig als statisch betrachtet, zumindest was ihre Mobilität betrifft. Dies liegt sicherlich auch in der normativen Selbsterzählung der lateinischen Kirchen begründet: Schon die alttestamentarischen Grundlagen zeichnen sich dadurch aus, dass die lokale Stabilität des Volkes Israel im eigenen Land als Ideal formuliert wird, während die erzwungenen Wanderungen Prüfungscharakter für die Gemeinschaft haben. Auch die Imagination der auf dem Grundstein Petrus erbauten ecclesia trägt, vor allem in der Zuspitzung auf Rom, zum Bild der Stabilität bei. Für die Bischöfe galt dies – zumindest normativ – in besonderem Maße: Durch das Transmigrationsverbot galt die lebenslange Verbindung des Bischofs mit seinem Bistum als Ideal, und er wurde geradezu zum Sinnbild von Beständigkeit und Immobilität – den Ambivalenzen der Praxis zum Trotz.
Doch entgegen dieser von Zeitgenossen – und zum Teil auch durch die Forschung – gezeichneten lokalen Stabilität können die italischen Bischöfe als ausgesprochen mobil gelten: Sie wurden üblicherweise in Rom geweiht, nahmen aufwendige Reisen auf sich, um in Rom (seltener auch an anderen Orten) Konzilien zu besuchen, bildeten Gesandtschaften, die auch über die Apenninhalbinsel hinaus agierten, und pflegten Kontakte untereinander, indem sie Reisen zu anderen Bistümern unternahmen. In Tübingen untersuche ich die Kontakte der Bischöfe untereinander und konfrontiere die Ergebnisse mit den bischöflichen Reisen, wie sie sich aus den Untersuchungen der Konzilien und der Gesandtschaften ergeben haben. Ziel des Projektes ist, ein Bild von der Vernetzung italischer Bischöfe und ihrer Reisetätigkeit zu gewinnen und damit zur Frage von politischer und kirchlicher Organisation nach dem Ende des weströmischen Reiches beizutragen.
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