Mobilität im Zeugnis der Briefe Alcuins von York
Mein Projekt widmet sich der für die Untersuchung von Mobilität wohl einschlägigsten Quellengattung: den Briefen. Sie verbinden Personen die wegen ihrer räumlichen Distanz anders nicht hätten miteinander kommunizieren können, die Schreiben wurden hierzu von Dritten an den Aufenthaltsort des jeweiligen Adressaten gebracht. Darüber hinaus enthalten Briefe oft auch Hinweise auf weitere Mobilität: Reisende, welche sich zur Zeit des Schreibens im Umfeld des Autors befanden sowie kleinere Aufträge oder Aufgaben deren Durchführung Mobilität erforderte. Im Rahmen des mir gewährten Fellowships möchte ich mich der 311 Briefe umfassenden Sammlung Alcuins von York (MGH EE 4.2) widmen, indem die dort enthaltenen Hinweise auf frühmittelalterliche Mobilität zusammengetragen und ausgewertet werden. Alcuins Briefe enthalten umfassende Hinweise auf Mobilität. Ein Schreiben (nr. 230) richtete Alcuin z.B. im Jahr 801 an den Erzbischof von Canterbury Æthelhard, der wegen Auseinandersetzungen um seine Position nach Rom zu Papst Leo III reisen sollte. Auf dem Weg dorthin sollte er sich auch zum Hof Karls des Großen begeben, eine Reise bei der, Alcuin zufolge, nicht nur Kleriker den Erzbischof begleiten sollten (ammone socios tuos, maximeque clericos). Für diese Reise ließ Alcuin Æthelhard seinen eigenen Sattel bringen, welcher vermutlich von jenem Dienstmann (puerum meum) nach England gebracht wurde, der den Erzbischof auch anschließend auf seiner Reise begleiten sollte. Alcuin meinte, anschließend könne dieser einen Brief nach Tours bringen, um ggf. den Besuch des Erzbischofs anzukündigen. Um die gleiche Zeit richtete Alcuin einen weiteren Brief (nr. 231) an Karl den Großen, in dem er eine nicht weiter spezifizierte Bitte erwähnt, die ihm vom selben Æthelhard aus Canterbury, dem minister Ceolmund von Mercien sowie dem Anhänger König Æthelreds von Northumbrien, namens Torhtmund, herangetragen und an Karl gerichtet sei. Alcuin unterstreicht, dass diese drei ihn selbst sowie seine Anhänger stets bei ihren Reise unterstützt hätten, und dass ihnen nun das gleiche Entgegenkommen in Frankenreich gewährt werden solle. Nach der Rückkehr des Erzbischofs (nr. 255) schrieb Alcuin erneut an Æthelhard, offenbar ohne dass der erhoffte Besuch in Tours stattgefunden hatte, aber nachdem Alcuin einen Brief aus England erreicht hatte. Diese drei Briefe enthalten damit Informationen und Hinweise auf über zehn kleinere und längere Reisen welche von unterschiedlichen Gruppen zu verschiedenen Zwecken durchgeführt wurden. Die Untersuchung von Alcuins Briefen beschränkt sich nicht auf expliziten Informationen, sondern bezieht auch weitere Hinweise die Mobilität implizieren mit ein. Die Ergebnisse sollen in einem Aufsatz zusammengeführt und in eine Datenbank übertragen werden. Die Arbeiten selbst werden im Rahmen eines größeren Projekts zur Mittelalterliche Mobilität und Netzwerke im Zeugnis ausgewählter Briefsammlungen. Digitale Erschließung und Analyse im diachronen Vergleich durchgeführt. Für mehr Informationen über dieses und andere Projekte, siehe hier.
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