Mobilität und Reisen im frühmittelalterlichen Georgien: Darstellungen der historiographischen und hagiographischen Texte
Im Forschungsprojekt werden die Fragen der Mobilität und Reisen in historiographischen und hagiographischen Texten aus dem frühmittelalterlichen Georgien analysiert (vom Anfang des 4. bis zum Ende des 9. Jahrhunderts). Die Beispiele für Mobilität, welche die frühmittelalterlichen Texte bezüglich der geographischen Mobilität bieten, betreffen z. B. Kriege, Gesandtschaften, dynastische Verbindungen, Reisen für die Verbreitung der Religion, Pilgerreisen zu den Heiligen Stätten, Teilnahmen an Religionsfeste. Im Zusammenhang mit der geographischen Mobilität sollen verschiedene Fragestellungen untersucht werden: wer war mobil, z. B. Männer oder Frauen; zu welcher Sozial- oder Altersgruppe gehörten die mobilen Personen; gehörten sie zum geistlichen bzw. zum weltlichen Stand; war die Mobilität vom lokalen, regionalen oder vom internationalen Ausmaß; welche Faktoren förderten oder verhinderten die Mobilität.
In der Arbeit möchte ich auch einzelne Reisedarstellungen untersuchen, welche in den historischen und hagiographischen Texten enthalten sind. Mit den Reiseschilderungen in den Werken sind auch weitere Fragen verbunden, die für die Forschung der Mobilität und der Reisen wichtig sind: inwieweit die Mobilität auf Reisewegen und Fernstraßen sicher und gefahrlos war; konnten einzelne Personen allein reisen bzw. mussten sie weite Strecken aus gutem Grund zusammen mit einer Reisegemeinschaft bewältigen; wo verliefen die entsprechenden Reisestraßen; von welcher Bedeutung waren die Handelsstraßen für die Verbreitung der Religionen; wo konnten die Reisenden die Herbergen für die Übernachtung finden, etc.
Zudem möchte ich auch analysieren, in welchem Zusammenhang stand die Mobilität im frühmittelalterlichen Georgien mit den politischen und sozialen Systemen, mit der Wirtschafts- und Rechtsordnung, auf welche Art und Weise wurden die historischen Geschehnisse vom Faktor der Mobilität beeinflusst.