Das Projekt behandelt die Perzeption und Interpretation mobiler Kriegergruppen, die nach dem Zerfall des Hunnnenreichs auf dem Balkan aktiv waren. Im Zentrum stehen drei Geschichtswerke, die solchen Kriegergruppen große Aufmerksamkeit widmen: 1) die „Byzantiaka“ des Malchos von Philadelphia, die bald nach 491 veröffentlicht wurden und nur fragmentarisch erhalten sind, 2) die „Chronik“ des Marcellinus Comes, deren erste Ausgabe bald nach 518 herauskam, und 3) die sogenannten „Getica“ des Jordanes, ein Geschichtswerk, das 551/2 in Konstantinopel verfasst wurde. Jeder dieser drei Autoren verarbeitet das Phänomen mobiler Kriegergruppen auf seine Weise; sie nehmen unterschiedliche Perspektiven ein und bedienen sich unterschiedlicher literarischer Mittel: Das Spektrum reicht von einem klassizistischen Geschichtswerk in der griechischen Literatursprache (Malchos) über eine lateinische Chronik, die gattungsgemäß in einer zwar grammatisch korrekten, aber formelhaften, knappen und schlichten Diktion verfaßt ist (Marcellinus Comes), bis hin zu einer Darstellung der Geschichte eines nicht-römischen Volkes, die zwar Stilmittel der antiken Historiographie verwendet, stilistisch und sprachlich aber viele Merkmal der Alltagssprache aufweist (Jordanes).
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