Funding period: 01.07.2021 - 30.06.2025
Ressourcen sind das, was Gesellschaften bewegt. Menschen erzeugen ihre eigenen gesellschaftlichen Grundlagen und sorgen für deren Erhalt, Verfügbarkeit und Nutzung. Gleichzeitig verändern sie im Prozess der Inwertsetzung dieser Ressourcen ihre sozialen Beziehungen. Dies wiederum wirkt auf die Ressourcen zurück, die im Rahmen der gesellschaftlichen Reproduktion ebenfalls transformiert werden. Ressourcen sind somit einerseits Produkte gemeinschaftlichen Handelns, andererseits Quellen der Erneuerung des sozialen Lebens. Gegenstand des SFB 1070 sind diese vielschichtigen sozio-kulturellen Dynamiken im Umgang mit Ressourcen. Im Verständnis des SFB 1070 können diese Grundlagen des sozialen Lebens sowohl materielle wie immaterielle Ressourcen sein, entscheidend ist, dass die Menschen ihnen einen kulturellen Wert für ihre Form des Zusammenlebens zuschreiben. Ressourcen werden im SFB 1070 nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil von Ressourcenkomplexen. Darunter werden Netzwerke von Dingen, Personen, Wissen und Praktiken verstanden, in denen die einzelnen Elemente durch das Wechselspiel von Intention und Materialität aufeinander wirken. Diese Ressourcenkomplexe dienen in konkreten Räumen und zu bestimmten Zeiten der Erschließung, Gewinnung und Nutzung von sozial relevanten Ressourcen. Der Umgang mit diesen Ressourcen löst bestimmte Dynamiken (Entwicklungen, Bewegungen, Bewertungen) aus, also mehrdimensionale Veränderungsprozesse, die in einem engen Wechselverhältnis mit kulturellen Vorstellungen und Praktiken stehen. Da diese kulturellen Voraussetzungen maßgeblich bestimmen, was als Ressource definiert wird und wie man mit ihr umgeht, lassen sich aus vergleichender Perspektive unterschiedliche RESSOURCENKULTUREN ausmachen. Darunter sind Modelle zu verstehen, die in diachroner Perspektive die Beziehungen zwischen kulturell geprägten Ressourcen, Umgangsformen und sozialen Ordnungen bzw. Identitäten darstellen. Sowohl die Ressourcenkomplexe als auch die RESSOURCENKULTUREN werden als Gefüge (assemblage oder agencement) verstanden, also als Netzwerke von Phänomenen unterschiedlicher Materialität und Temporalität, die das Produkt historischer Entwicklungen und ihrer Beziehungen zueinander sind. Ziele des SFB sind die Neukonzeptualisierung eines kulturwissenschaftlichen Ressourcenbegriffs, die Erkenntnis diachroner sozio-kultureller und politischer Entwicklungen, das Verstehen der Prozesse der Raumerschließung und Identitätsbildung sowie das Erfassen der symbolischen Dimensionen von Ressourcen. Die Ziele sollen durch die enge Kooperation von Archäologien (Ur- und Frühgeschichte, Archäologie des Mittelalters, Naturwissenschaftliche Archäologie, Klassische Archäologie, Vorderasiatische Archäologie, Biblische Archäologie), Philologien (Klassische Philologie, Vorderasiatische Philologie), Geschichtswissenschaften (Alte Geschichte, Mittelaltergeschichte, Neuere Geschichte, Wirtschaftsgeschichte), Geographie (Physische Geographie und Bodenkunde), Empirische Kulturwissenschaft und Ethnologie erreicht werden.
Funding institution: Deutsche Forschungsgemeinschaft e.V. (DFG), Bonn, Deutschland
Resaerchers: Jörg Baten, other Pi’s see here: https://fit.uni-tuebingen.de/Project/Details?id=9461