Preisfindungsprozesse auf internationalen Finanzmärkten
Während der vergangenen zwei Jahrzehnte hat sich die Globalisierung der Weltfinanzmärkte beschleunigt und die Möglichkeit des Erwerbs von Firmenanteilen und den Handel mit diesen gravierend vereinfacht. Im Jahre 1980 betrug der Wert der grenzüberschreitenden Kapitalmarkttransaktionen von U.S. Bürgern noch weniger als 1% des Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten. Im Jahre 2005 stieg dieser Wert auf 30% (3.5 Billionen US-Dollar). Ein Ergebnis dieses Prozesses ist ein intensiver Wettbewerb zwischen internationalen Finanzplätzen um Börsennotierungen großer multinationaler Unternehmen und die daraus resultierenden Einnahmen aus der Handelstätigkeit. Die akademische Forschung hat sich mit diesem Phänomen intensiv auseinandergesetzt und Fragen der Zielkonflikte von Management und (internationalen) Anteilseignern, Informationsasymmetrien zwischen Heimat- und Fremdmarkt und die Konsequenzen der Fragmentierung des Liquiditätsangebots auf die Marktqualität untersucht. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage nach dem Beitrag, den der Handel auf Heimat- und Fremdmarkt für die Preisbildung liefert. Wird nach einer Börsennotierung der Aktien eines Unternehmens wie Daimler-Chrysler an der New York Stock Exchange (NYSE) der Heimatmarkt (hier die Frankfurter Wertpapierbörse) obsolet und preisrelevante Informationen werden nunmehr an der NYSE verarbeitet? Wenn dies so wäre, welche Berechtigung haben regionale Finanzplätze in einer Zeit globalisierter Märkte? Ein Zitat aus einem Arbeitspapier der Toronto Stock Exchange(TSE) belegt eben diese Sorgen, die einen nationalen Finanzplatzbetreiber bewegen: ''The TSE cannot afford to have the U.S. markets become the price discovery mechanism for Canadian interlisted stocks.''
Dieses Projekt zielt darauf ab, bessere Methoden zur Messung des Beitrags zur Preisfindung von international gehandelten Aktien zu liefern. Denn wie es sich herausgestellt hat, ist solch eine Quantifizierung alles andere als einfach zu bewerkstelligen.
Beobachtet man den Preisbildungsprozess auf einer niedrigen Frequenz, wird die Messung des Beitrags zur Preisbildung zu unscharf, um ökonomische Schlussfolgerungen ziehen zu können. Beim Übergang auf eine hohe Beobachtungsfrequenz sorgen jedoch aus dem Marktdesign folgende Prozesse (Marktmikrostruktur-Rauschen) für eine verzerrte Messung. Ein Ziel dieses Projektes ist es, Methoden zu etablieren, die eine präzise Messung des Beitrags von Heimat- und Fremdmarkt ermöglichen und diese in einer internationalen Vergleichsstudie einzusetzen, um den Kenntnisstand auf dem Gebiet ''Preisfindung für international gehandelte Aktien'' zu überprüfen und zu erweitern