Zentrum für Islamische Theologie (ZITh)

ZITH Newsletter Ausgabe 1/2015 - 28.01.2015

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, dass wir uns heute mit einer neuen Ausgabe des Newsletters an Sie wenden können. Auch in den letzten Monaten ist im ZITH viel passiert, worüber wir hier in einer kleinen Auswahl berichten wollen.

Wir freuen uns besonders über den erfolgreichen Start unseres Master-Studiengangs "Islamische Theologie im europäischen Kontext". Ein weiteres wichtiges Ereignis war der Besuch des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Zudem gibt es personelle Veränderungen: Die Belegschaft des ZITH ist um einen wissenschaftlichen Leiter und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin angewachsen. Im Gegenzug scheidet unser wissenschaftlicher Mitarbeiter und Assistent von Prof. Toprakyaran, Dr. Birol Gündogdu, Ende Januar aus seinem Dienst aus. Wir danken Herrn Dr. Gündogdu für seine wertvolle Arbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles erdenklich Gute.


Sehr wichtig war für unser Institut auch die Wahl des neuen Zentrumsrats, der aus zehn Mitgliedern besteht. Die Wahl am 26. November hat ergeben, dass zum einen die bisherigen Vostandsmitglieder Professorin Dr. Demiri, Professor Dr. Khalfaoui und Juniorprofessor Dr. Toprakyaran in ihren Ämtern bestätigt wurden und zum anderen vier neue Mitglieder in den Rat gewählt wurden. Auch die personelle Zusammensetzung der Studienkommission, die aus acht Mitgliedern besteht, hat sich verändert. Dort wurden drei neue Mitglieder gewählt. Den neuen und alten Mitgliedern der beiden Gremien wünschen wir viel Erfolg bei ihrer oftmals sehr zeitaufwändigen Arbeit.

Zudem möchten wir auf die Stellungnahme des ZITH bezüglich der dramatischen Ereignisse in Paris hinweisen, sowie auf die Stellungnahme der deutschen Islamischen Theologie zu den politischen Entwicklungen im Nahen Osten. Mit der Forschung und Lehre, die sich das ZITH zur Aufgabe gemacht hat, leisten wir unseren konkreten Beitrag, damit der Islam auch tatsächlich - und zwar trotz seiner illegitimen Instrumentalisierung im Zusammenhang aktueller geopolitischer Entwicklungen - zu Deutschland gehört.


Nun wünschen wir Ihnen eine angenehme Lektüre und ein friedliches Jahr 2015.

Ihre

Lejla Demiri
Mouez Khalfaoui
Erdal Toprakyaran


Zentrumsvorstand


Nachrichten

Am 7. Oktober 2014 besuchte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann die beiden theologischen Fakultäten der Universität Tübingen sowie das Zentrum für Islamische Theologie. Zum Auftakt des Besuches wurde der Regierungschef von Wissenschaftlern und Studierenden im Zentrum für Islamische Theologie (ZITH) willkommen geheißen. Bei dieser Gelegenheit stellte nach ein paar einleitenden Worten des Rektors Professor Bernd Engler Professor Toprakyaran kurz das Zentrum vor. Almedina Fakovic sagte ein paar Worte zum Graduiertenkolleg Islamische Theologie, das am Standort Tübingen mit zwei Vertretern repräsentiert ist - Fakovic selbst und Abdelaali El Maghraoui. Auf Studierendenseite verlieh Zehra Gürler einer wichtigen Sorge vieler ihrer Kommilitoninnen Ausdruck: Werden die Absolventinnen des Lehramtsstudiengangs mit Kopftuch unterrichten dürfen? Kretschmann machte ihr keine übertriebenen Hoffnungen: Man werde sich frühestens in der nächsten Legislaturperiode mit diesem Anliegen auseinandersetzen können.

Nach dem Besuch des ZITH traf der Ministerpräsident im Theologicum der Universität mit Wissenschaftlern und Studierenden der evangelischen Theologie, der katholischen Theologie sowie der islamischen Theologie zusammen. Hier präsentierten Vertreterinnen und Vertreter der drei Theologien das interdisziplinäre Projekt „Gottesbilder als Deutungskonzepte von Erfahrung und ihre Orientierungskraft angesichts der Herausforderungen der (post)säkularen Gesellschaften in Europa“. In dem Forschungsprojekt, an dem christliche und islamische Theologen beteiligt sind, geht es unter anderem um die Frage, inwieweit Christentum und Islam in den heutigen europäischen Gesellschaften noch Orientierung bieten können.

Zum Wintersemester 2014/15 ging der neue zweisemestrige Masterstudiengang "Islamische Theologie im europäischen Kontext" an den Start. Derzeit sind 8 Studierende eingeschrieben. Der Masterstudiengang bietet umfangreiche Kenntnisse über historische und aktuelle islamisch-theologische Themen und gewährleistet ein Qualifizierungsniveau von Islamexperten und –expertinnen, das dem Ausbildungsniveau anderer (christlicher und jüdischer) Theologen entspricht und einen interreligiösen Dialog auf Augenhöhe ermöglicht.

Ebenfalls zum Start des Wintersemesters trat die neue Benutzungsordnung der Fachbereichsbibliothek Islamische Theologie in Kraft. Während der Vorlesungszeit gibt es nun für alles Nutzer/innen die Möglichkeit, Bücher über die Kurz-, Nacht-, Wochenend-, und Feiertagsausleihe auszuleihen. In der vorlesungsfreien Zeit ist eine Ausleihe für die Dauer einer Woche möglich. Lehrkräfte und Promovierende des ZITH können Bücher grundsätzlich für einen Zeitraum von vier Wochen ausleihen. Zeitschriften dürfen nur im Rahmen der Kurzausleihe entliehen werden. Die Benutzerordnung liegt in der Bibliothek aus und kann hier oder auf der ZITH-Bibliotheksseite eingesehen werden.

Im Oktober 2014 fanden am Zentrum die Neuwahlen der Vertreter des Zentrumsrates, des Zentrumsvorstandes und der Studienkommission statt.

Juniorprofessor Dr. Erdal Toprakyaran wurde in seinem Amt als geschäftsführender Direktor des Zentrums bestätigt. Professorin Dr. Lejla Demiri wird weiterhin die Aufgabe der stellvertretenden Direktorin wahrnehmen und Professor Dr. Mouez Khalfaoui behält den Vorsitz der Studienkommission.

Mitglieder im Zentrumsrat sind neben den vier Professoren Dr. Ruggero Vimercati Sanseverino und Dr. Mahmoud Abdallah für den Mittelbau, Michaela Riester für die sonstigen Mitarbeiter und Ebru Kocatürk, Hayrunnisa Bektas und Samet Er für die Studierenden.

Die neuen Mitglieder der Studienkommission sind Simone Trägner-Uygun für den Mittelbau sowie Ebru Kocatürk, Jennah Gökcen Sari, Tugba Celik und Gamze Demir für die Studierenden.

Wir danken allen Wählern für ihre Stimmabgabe und den neuen Gremiumsmitgliedern für ihr Engagement.

Im November nahm Herr Dr. Ruggero Vimercati Sanseverino seine neue Tätigkeit als wissenschaftlicher Leiter auf. Er wird sich fortan neben seiner Forschung und Lehre um die Koordination der wissenschaftlichen Aktivitäten des Zentrums kümmern und als organisatorische Schnittstelle zwischen dem Vorstand und dem akademischen Personal fungieren. Das Ziel seiner Tätigkeit wird zunächst darin bestehen, die entsprechenden kommunikativen, organisatorischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen, damit unsere Mitarbeiter ihre vielfältigen wissenschaftlichen Kompetenzen umsetzen und in die Weiterentwicklung des ZITH als national und international hochwertige Lehr- und Forschungseinrichtung einbringen können.

Eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin trat Simone Trägner-Uygun ebenfalls im November an. Neben der Koordination des Masterstudiengangs ist Frau Trägner-Uygun neue Praktikumskoordinatorin des Zentrums und Ansprechpartnerin in Angelegenheiten der ECTS-Punktevergabe.


Forschung

Teilnahme einer Delegation des ZiTh beim World Congress of Middle Eastern Studies (WOCMES) 2014

Vom 18. - 22. August 2014 fand in Ankara der World Congress of Middle Eastern Studies (WOCMES) statt. Der internationale und interdisziplinäre Kongress findet alle vier Jahre an einem anderen Ort statt und umfasste dieses Jahr bis zu 400 Panels mit über 1500 Vorträgen, Filmen und kulturellen Veranstaltungen über den Nahen Osten.

Das ZITH Tübingen war mit drei Forschern vertreten und organisierte ein eigenes Panel mit dem Titel „The author in his own mirror: self-representation in the Islamic tradition“. [mehr]


Studierende und Fachschaft

Zwei Tübinger unterwegs in Tunesien

Erkan Binici und Mehmet Parmak, zwei Studenten aus dem 5. bzw. 6. Semester verbringen derzeit im Rahmen des Bachelorstudiums ein Semester in Tunesien an der Ez-Zitouna Universität. Was sie dort erleben, schildern die beiden in einem Reisebericht. [mehr]


Termine und Veranstaltungen

ʿAbd al-Ghanī al-Nābulusī (1641-1731) - frühneuzeitlicher Erneuerer des Islam


Das Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tübingen beherbergt ein tragendes Forschungsprojekt zu frühneuzeitlichen Netzwerken der Gelehrsamkeit des Islam. Im Rahmen des Projektes unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Lejla Demiri fand zwischen dem 4. und 6. September 2014 eine mehrere Disziplinen umfassende Konferenz zu diesem umfangreichen Gegenstand statt. Es referierten hochkarätige Wissenschaftler aus aller Welt. [mehr]


Leute

Architektin interkultureller Brücken

Seit dem Wintersemester 2014/15 ist unsere ehemalige Studentin Simone Trägner-Uygun als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Islamische Theologie beschäftigt. Ihre Tätigkeitsbereiche umfassen unter anderem die Betreuung des neuen Masterstudiengangs “Islamische Theologie im europäischen Kontext“, die Koordination der Praxisprojekte, sowie Aufgaben im Bereich der Organisation des ZITH. Ihre Forschungsschwerpunkte sind der Islam in Deutschland und Europa, aber auch Gender Studies, Interreligiöse & Interkulturelle Kompetenzen, sowie Fragen des Islamischen Rechts. [mehr]

Mitreden im internationalen Diskurs

Von Oktober bis Dezember 2014 bot das Zentrum für Islamische Theologie im Rahmen des Ausbauprogramms 2012 des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst für Studierende und Mitarbeiter Englischkurse an, die eine gezielte Einarbeitung in wissenschaftliches Englisch der islamischen Theologie ermöglichen sollten. In den Kursen wurde die mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit durch Diskussionen und Bearbeitung englischsprachiger Fachliteratur gezielt gefördert. Funda Eryurt, Studentin der islamischen Theologie im 7. Fachsemester, hat die Dozentin Amina Nawaz, Doktorandin an der Universität Cambridge, zu ihren Erfahrungen interviewt. [mehr]


Ankündigungen

Ringvorlesung "Alte Texte - neue Kontexte: „Re-Interpretation“ als Herausforderung in der Islamischen Theologie"

Angesichts der neuen historischen und kontextuellen Erfahrung der Muslime in Europa und insbesondere in Deutschland als einer pluralistischen Gesellschaft kommt der Erneuerung im islamischen Denken eine immense Bedeutung zu. Die angestrebte Erneuerung wäre ohne einen hermeneutischen Anhaltspukt nicht möglich, denn das Umfeld ist nicht dasselbe wie in der Entstehungsphase des Islam, sondern es hat sich sowohl historisch als auch länderspezifisch unterschiedlich entwickelt.


Um die Fragestellungen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben, zu erörtern und entsprechende Ansätze und Entwürfe zu analysieren, organisiert die Nachwuchsforschungsgruppe „Rationalität und Vernunft im Leben und Denken der Muslime im globalen und pluralen Kontext - Konzeptionen islamischer Theologie“ im Sommersemester eine Ringvorlesung, die sich mit der Thematik der Herausforderung der Re-Interpretation von alten Texten aus verschiedenen Perspektiven auseinandersetzt.


Die erste Vorlesung in dieser Reihe widmet sich einem breit gefächerten Themenfeld, um einen informativen Überblick über die modernen Zugänge zu den alten islamischen Texten zu geben.

Weitere Vorlesungen werden das Thema aus unterschiedlichen Ansichten beleuchten:
• Geschichteschreibung aus muslimischer und nichtmuslimsicherer Sicht.
• Subjekte und Kontexte als Elemente einer religionspädagogisch gewendeten Textinterpretation.
• Feministische Koran Interpretation.
• Wissenstransfer durch Typologie. Verhandlung, Entschärfung und Rekonstruktion des Abrahamsopfers im Islamischen Kultus.
• Authority and Authoritative Voice(s) of & in the Qur’an.
• Hermeneutische Koranauslegung in der Türkei heute: Voraussetzungen, Vorgänge, Vorschläge.
• Reinterpretation im Koran und Reinterpretation des Korans: Zur Neuaneignung früherer Offenbarungen in der islamischen Tradition.

Die erste Veranstaltung findet am 14.04.2015 um 18:00 Uhr c.t. im Hörsaal des Theologicums statt. Referieren wird Prof. Dr. Ridwan as-Sayyid (Libanesische Universität) zum Thema "Moderne Zugänge zu alten islamischen Texten"

Das vorläufige Programm stellt sich folgendermaßen dar:

14.04. Prof. Dr. Redwan Assyid: Moderne Zugänge zu alten islamischen Texten

28.04: Dr. Armina Omerika: Geschichteschreibung aus muslimischer und nichtmuslimsicher Sicht

19.05. Prof. Dr. Sejdini: Subjekte und Kontexte als Elemente einer religionspädagogisch gewendeten Textinterpretation.

26.05. Prof. Dr. Maha El Kaisy-Friemuth: Feministische Koran Interpretation

09.06. Prof. Dr. Angelika Neuwirth: Wissenstransfer durch Typologie. Verhandlung, Entschärfung und Rekonstruktion des Abrahamsopfers im Islamischen Kultus.

23.06. Dr. Anne-Sylive Boisliveau: Authority and Authoritative Voice(s) of & in the Qur’an

07.07. Herr Felix Körner: Hermeneutische Koranauslegung in der Türkei heute: Voraussetzungen, Vorgänge, Vorschläge

21.07. Herr Nicolai Sinai: Reinterpretation im Koran und Reinterpretation des Korans: Zur Neuaneignung früherer Offenbarungen in der islamischen Tradition

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.