Am 15. Januar 2019 fand der erste Vortrag der Veranstaltungsreihe Forum Chinesische Berufswelten organisiert durch das ChinaForum Tübingen statt. Der Gastredner, Herr Frank Lenhardt, sprach zum Thema Praktika in China vor etwa 30 Studierenden verschiedener Fachbereiche der Universität Tübingen und weiteren Zuhörern.
Als Firmengründer einer Praktikumsvermittlung in China und aufgrund seiner anderweitigen langjährigen Berufserfahrung in China konnte Herr Lenhardt informative Einblicke in das Praktikums- und Berufsleben in China geben.
Bevor er auf die Vor- und Nachteile eines Praktikums in China einging, berichtete er über seine eigenen Erfahrungen als Praktikant in China. Da er vor seinem Praktikum kaum Erfahrung mit China hatte, bot es ihm einige kulturelle Überraschungen.
Für ein Praktikum im Ausland empfahl er daher, dass man sich vorher über die Sitten und Gebräuche des Ziellandes informieren solle. Für ein ideales Einleben in das Zielland empfahl Herr Lenhardt einen Homestay: Die Unterbringung in einer Familie eröffne private Zugänge zum Gastland, die einem das Verständnis der Kultur und den Aufenthalt insgesamt erheblich erleichtern würden.
Durch den Kontakt mit Menschen, die sich mit der Kultur dort auskennen, könne man bei Fragen auf sie zurückkommen, da sich diese im familiären Kontext leichter stellen lassen und das Risiko in ein Fettnäpfchen zu treten geringer ist.
Der Vortrag adressierte beispielhaft auch einige Unterschiede deutscher und chinesischer Firmenkultur. In China seien die Firmenstrukturen hierarchischer als in Deutschland, weshalb es schwieriger sei, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, so Lenhardt. Sogar einzelne Abteilungen innerhalb derselben Firma könnten sich durch Eingreifen einer anderen Abteilung in der Defensive fühlen. Statt dies als eine gemeinsame Verbesserungsmöglichkeit anzusehen, nähmen sie dies eher als einen Übergriff auf die Autorität in ihrem Zuständigkeitsbereich wahr.
Ein wichtiges Thema bezüglich Praktika in China ist vor allem das Visum. Zurzeit (Januar 2019) ist es nur mit einem Studentenvisum möglich, die Aufenthaltserlaubnis für ein Praktikum in China zu erhalten. Zwar wurde zwischen der deutschen Bundesregierung und China ein Vertrag ausgehandelt, der ein Kontingent an Praktikumsvisa ermöglichen soll, allerdings habe das bislang noch nicht zu einer praktischen Veränderung der Visa-Frage geführt.
Ein Praktikum im Ausland zu unternehmen ist und bleibt ein spannendes Unterfangen.
Speziell in einem Land wie China, das sehr große kulturelle Unterschiede zu Deutschland aufweist, gibt es viele Herausforderungen. Doch wenn man sich auf diese einlässt und sie bewältigt, kann dies eine große Chance sein, sich sowohl kulturell als auch persönlich weiterzuentwickeln. Wie uns Herr Lenhardt gezeigt hat, kann man diese Erfahrungen für sich nutzen und im späteren Berufsleben anwenden, oder sogar, wie in seinem Beispiel, darauf beruhend ein eigenes Unternehmen gründen.
Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Studierenden die Gelegenheit, um weitere konkrete praktische Fragen bezüglich Praktika in China zu stellen.
(Text: Vanessa Zhang)