Mit steigendem Wohlstand in Chinas Großstädten haben sich auch die Lebensbedingungen und Einstellungen junger Chinesen stark verändert. Während Jugendliche auf dem Weg zur Hochschulzugangsprüfung weiterhin einem extremen Konkurrenzkampf ausgesetzt sind, fühlen sich die Kinder der Mittelschicht von den Freiräumen ausländischer Bildungssysteme hingezogen. Doch auch Chinesen, die in China studieren, hinterfragen vermehrt gesellschaftliche Normen. Traditionelle Ansprüche der Eltern an ihre Kinder werden in der Generation Y hitzig debattiert. Zunehmend selbstbewusst fordern Feministinnen und sexuelle Minderheiten (LGBT) Freiräume und schrecken auch vor Klagen gegen den chinesischen Staat nicht zurück. Parallel dazu entwickelt sich eine nationalistische Jugendkultur, die geschickt soziale Medien als Sprachrohr für chinesische Großmacht-Träume nutzt. Zugleich warnen die staatseigenen Medien zunehmend vor „schädlichen westlichen Einflüssen“, während die politische Führung verstärkt soziale Akteure, die nicht mit der offiziellen Linie übereinstimmen, unter Druck setzt, indem sie verbliebene gesellschaftliche Freiräume weiter einschränkt.