Mizuko kuyō 水子供養, Rituale zu Ehren ungeboren oder kurz nach der Geburt verstorbener Kinder, ist eine „erfundene Tradition“, die in den 1970er und 80er Jahren in Japan weit verbreitet war und besonders in Neuen Religionen, von nicht-institutionalisierten Heilern aber auch von etablierten buddhistischen Tempeln durchgeführt wurden. Denkbare Gründe für mizuko kuyō sind Trauer um das verlorene Kind, Schuldgefühle, falls das Kind aufgrund einer Abtreibung starb, und Angst vor der Rache des Geistes des ungeboren Verstorbenen.
Dieses Referat widmete sich der Darstellung von mizuko kuyō auf den Websites japanischer religiöser Heiler, das heißt von Menschen, die in zumindest semi-professioneller Form physische oder psychische Probleme anderer Menschen auf übernatürliche Ursachen zurückführen oder/und diese Probleme mit biomedizinisch nicht unbedingt anerkannten, religiösen Mitteln zu beheben suchen. Dieses Referat untersucht Präsenz, Gründe und Funktionen von mizuko kuyō auf den Websites von 29 religiösen Heilern:
1. Mizuko kuyō werden genannt, wenn sie zum Repertoire der entsprechenden Heiler gehören. Die Heiler, die mizuko kuyō anbieten, sind mehrheitlich männlich und arbeiten überdurchschnittlich oft in ländlichen Gegenden. Das Ritual hat nicht mehr die Bedeutung, die es gegen Ende des letzten Jahrhunderts hatte.
2. Wichtigster Grund für mizuko kuyō sind die vermeintlichen Bedürfnisse des ungeboren Verstorbenen, namentlich der Wunsch, nicht vergessen zu werden, sondern zur Familie zu gehören. Schuldgefühle der verhinderten Mutter oder Angst vor der Rache der Geister lassen sich in diesen Websites nicht erkennen.
3. Nennung von mizuko kuyō auf den Websites japanischer religiöser Heiler dient nicht der Werbung für den jeweiligen Heiler, sondern nur der Information potentieller Klienten darüber, dass diese Rituale angeboten werden und was sie kosten.