Sūl wa-Šumūl
Vermutlich geschrieben in Syrien im 14. Jh.
Signatur: Ma VI 33
Bei vorliegendem Fragment handelt es sich um eine Handschrift, die vermutlich im Syrien des 14. Jahrhunderts verfasst wurde und die Liebesgeschichte des jemenitischen Prinzen Sūl und seiner Cousine Šumūl erzählt. Šumūl, deren Name Wiedervereinigung bedeutet, wird an ihrem Hochzeitstag entführt und ihr Verlobter Sūl, dessen Name Frage bedeutet, begibt sich auf die Suche nach ihr. Er durchläuft verschiedene Stationen, fragt jeweils nach ihrem Verbleib und besteht eine Reihe von Herausforderungen.
Das Vorkommen einiger christlicher Klöster in der Geschichte spricht wohl nicht für eine christliche Autorschaft, sondern eher für die multireligiöse Situation Syriens zu jener Zeit. Angelehnt an die Geschichten aus „1001 Nacht“ ist auch diese Geschichte in einzelne Nächte unterteilt, findet sich aber nicht in anderen „authentischen“ Zusammenstellungen der Geschichten.
Die charakteristische Struktur des Papiers weist auf einen europäischen Ursprung der Handschrift hin. Anders als die sehr gut erhaltene und sorgfältige Schrift aus Rußtinte mit roten Verzierungen zeigt es deutliche Spuren seines Alters. Verse sind in der Handschrift abgesetzt und damit auch rein optisch zu erkennen. Die Blätter sind kaum noch verknüpft und teils lose aneinandergereiht. Der Umschlag wurde aufgrund seines Säuregehalts entfernt.
Julian Müller