Die Geschichte von dem indischen König Gulʿād, seinem Sohn Wird Ḫān, dem Wesir Šimās und dem Sohn des Šimās
17./18. Jh.
Signatur: Ma VI 232
Diese Handschrift stammt aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Weder Autor noch Schreiber lassen sich bestimmen, jedoch dürfte die Handschrift aus einem christlichen Milieu stammen.
Die Erzählung trägt den Untertitel „Geschichte aus 1001 Nacht“ und besteht aus 78 Seiten. Die rotgeschriebenen Worte auf dem alten Papier stellen Redeeinleitungen dar und bilden einen Kontrast zu der durchgängigen schwarzen Schrift.
Augenfällig ist, dass es keine übliche „Nacht“-Einteilung gibt, wie bei anderen bekannten Geschichten aus „1001 Nacht“. Die Erzählung der Handlung wird durch nichts unterbrochen. Trotzdem lässt sie sich zu „1001 Nacht“ zuordnen, da sie, wie andere Erzählungen, eine Rahmenhandlung aufweist und verschiedene Geschichten in der Geschichte selbst verschachtelt sind. Als Rahmenhandlung dient hier die Erzählung über einen König, der einen Sohn bekommt. Dem König steht ein treuer Wesir mit Ratschlägen zur Seite, der auch dem Sohn dient, als dieser König wird. Doch der Sohn ist kein guter König und hört nicht auf die in Geschichten verpackten Ratschläge des Wesirs, sondern lieber auf seine Frauen. Die Geschichte gipfelt in der Ermordung des Wesirs und des Hofstaates und es kommt fast zu einem Krieg mit einem anderen Königreich, doch zu guter Letzt kann der König durch den Sohn des Wesirs zur Vernunft gebracht werden. Die ganze Geschichte weist einen lehrhaften Charakter auf, soll zum Nachdenken anregen und stellt Moral und Vernunft in den Vordergrund.
Eriona Bekaj und Stella Delevoye