Zur Biographie
Ernst Stuhlinger wurde am 19.12.1913 in Niederrimbach (heute Ortsteil von Creglingen) als Sohn des Oberlehrers Ernst Stuhlingers geboren. Nach Beendigung der Oberrealschule in Tübingen, nahm er das Studium der Physik, Mathematik und Zoologie in Tübingen, München und Königsberg auf. In einem Interview im Rahmen eines Oral History Projektes des NASA Johnson Space Center berichtete StuhIinger von dem Moment, in dem sich sein Interesse für die Raumfahrt entwickelte. Im Alter von 14/15 Jahren entdeckte er in einem Magazin ein Foto von Professor Hermann Oberth, der eine Rakete in den Händen hielt. Professor Oberth wurde in diesem Magazin mit dem Satz zitiert, dass in einigen Jahren der bemannte Flug zum Mond möglich sein würde.
Im September 1936 wurde er mit der Dissertation „Ionisierungsvermögen kosmischer Ultrastrahlen“ an der Universität Tübingen promoviert. Stuhlinger, der sich mit kosmischer Strahlung und Kernphysik befasste, arbeitete ab 1939 unter Professor Heisenberg mit am deutschen Atomenergieforschungsprogramm. Im Jahr 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, 1942 erfolgte die Versetzung an die Front in Russland. Dort erhielt er 1943 die Aufforderung, sich nach Peenemünde zu begeben, um am Raketenprogramm von Wernher von Braun mitzuarbeiten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte er wie rund 120 weitere Wissenschaftler in die USA, wo er ab 1950 mit dem Team um Wernher von Braun in Huntsville (Alabama) mit der Entwicklung der Redstone-, Jupiter- und der Pershing-Raketen begann. Als Direktor des Raumforschungszentrums des Marshall Space Flight Centers der NASA in Huntsville war er sowohl am Start der ersten amerikanischen Satelliten Explorer 1 (1958) als auch am ersten bemannten amerikanischen Raumflug durch Alan Shepard (1961) beteiligt.
Nach seiner Pensionierung wurde er Professor und leitender Forscher an der University of Alabama. Er befasste sich in dieser Zeit vor allem mit Raumsonden und deren elektrischen Antrieben, aber auch mit der Entwicklung eines elektrischen Antriebs für Automobile. Zu Ehren seines Lebenswerkes im Bereich der elektrischen Antriebe wurde nach ihm die höchste Auszeichnung der Electric Rocket Propulsion Society (ERPS) benannt: die Stuhlinger Medaille.