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Das „Museum“ und die Museumsgesellschaft

Die Museumsgesellschaft
Das „Museum“ prägt eine wichtige Ecke des Tübinger Stadtbilds: den Eingang zur Wilhelmstraße. Diese Straße war zur Zeit des Baus des „Museums“ noch namenlos; auf dem Katasterplan von 1819 trägt sie lediglich die Bezeichnung „nach Stuttgart“. Erst um 1840, im Zusammenhang mit dem Bau der Neuen Aula, wurde sie ausgebaut, führt seitdem schnurgerade nach Lustnau und erhielt 1843 den Namen des regierenden Königs. Gegenüber des Museums entstanden auf der Österbergseite der Straße eine Reihe stattlicher Bürgerhäuser.
Für Außenstehende ist es auf den ersten Blick verwirrend, dass „das Museum“ keine Ausstellungen zeigt, sondern dass dort drei Kinosäle, ein Restaurant, drei Veranstaltungssäle, ein Copyshop sowie viele weitere Nutzer wie eine Ballettschule und ein Yoga-Studio untergebracht sind.
Seinen Namen hat das „Museum“ von der „Museumsgesellschaft“ einer 1821 gegründeten, aus verschiedenen Lesegesellschaften hervorgegangenen Vereinigung des gehobenen akademischen Bürgertums. Ausschlaggebend für den Zusammenschluss zum „Museum“ war der Wunsch nach einem eigenen Gebäude, für das ein Teil des Botanischen Gartens, im Zwickel zwischen der Kelterstraße, einem Teil des Ammerkanals und der späteren Wilhelmstraße von der Universität erworben werden konnte.

Die bauliche Entwicklung des „Museums“
Der Grundstein für das Museum wurde am 18. Juni 1821, dem Gedenktag der Schlacht bei Waterloo, gelegt und noch vor Ende des Jahres war der Neubau bezugsfertig. Neben einem Saal, in dem die berühmte Museumsbälle stattfanden, gab es u.a. eine Wirtschaft, sechs Lese-, zwei Billard- und neun Gesellschaftszimmer.. 1886 wurde ein neuer Festsaal gebaut, der den Bürgern der expandierenden Stadt mehr Platz bot, und im Dezember eingeweiht werden konnte.
Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde beschlossen, sowohl das Gebäude von 1822 als auch den Theateranbau von 1886 zu renovieren bzw. zu erweitern. Im neuen Schillersaal sollte die Zahl der Plätze von 800 auf 1300 erhöht werden und der Saal sollte den Ansprüchen eines modernen Theatergebäudes (moderne Bühne und variable Bestuhlungsmöglichkeiten) genügen.
Der Umbau des „alten“ Museumsgebäude konnte jedoch erst nach Krieg und Inflation 1928 angegangen werden. Die Renovierung kam auch dem Restaurant im Museum zu Gute. Im Untergeschoss wurde ein Bierkeller mit Kühlungsanlage eingebaut, die moderne Großküche erhielt ebenfalls eine Kühlung und für die Gäste wurden Toiletten mit Wasserspülung eingerichtet. Die Gasträume wurden dem Zeitgeschmack gemäß neu eingerichtet. Auch die Abschrägung des Gebäudes an der Ecke Graben-/Wilhelmstraße stammt aus dieser Zeit. Um die aus den Umbauten entstandene Schuldenlast abzubauen wurde der Schillersaal ab 1933 an die „Lichtspiele im Museum“ vermietet.

Der Bestand im Universitätsarchiv
Die Akten der Museumsgesellschaft im Umfang von fast 14 laufenden Metern wurden dem Universitätsarchiv ab 1984 nach Abschluss eines Depositalvertrags unter Eigentumsvorbehalt übergeben. Der größte Teil des Schriftguts bezieht sich auf die Zeit bis 1950, nur wenige Unterlagen bis 1969 sind bislang vorhanden. Im Universitätsarchiv wurde das Schriftgut nach archivischen Kriterien erschlossen und zugänglich gemacht. Für das Frühjahr 2022 ist eine Übernahme des jüngeren Schriftguts geplant, außerdem werden zur Zeit noch unerschlossene Pläne verzeichnet. Das Findbuch von 2001 ist über die Seiten des Uniarchivs einsehbar und wird künftig auch über das Archivportal-D zugänglich sein.
Ergänzende Überlieferung zur Museumsgesellschaft findet sich auch in der Älteren Universitätsregistratur und in Unterlagen des Akademischen Rektoramts.

Literatur:

  • Alf-Rüdiger Schmuker, Sebastian Kolb: Die Museumsgesellschaft Tübingen - ein Mittelpunkt kultureller Geselligkeit, Tübingen 1992.
  • Utz Jeggle: Geld und Geltung. Eine historische Analyse und einige subjektive Anmerkungen zur 150jährigen Geschichte der Museumsgesellschaft. In: Tübinger Blätter58 (1971), S.  35-42.

Abbildungen:

  • Lageplan 1868: Universitätsarchiv Tübingen 406/138
  • Das Gebäude des Museums von der Wilhelmstraße aus, 1929: Universitätsarchiv Tübingen S 19/8-10 Nr. 7
  • Der Innenhof des Museums während des Umbaus, 1929: Universitätsarchiv Tübingen S 19/8-10 Nr. 3
  • Das Restaurant im Museum nach dem Umbau 1929 (zwei Fotos): Universitätsarchiv Tübingen S 19/8-10 Nr. 10 und Nr. 11
  • Die Küche des Restaurants im Museum nach dem Umbau 1929: Universitätsarchiv Tübingen S 19/8-10 Nr. 5