Digitalisierung (in) der Ethik
Überregionale theologische Fortbildung 2019
für Pfarrerinnen und Pfarrer, Lehrerinnen und Lehrer
am
Institut für Ethik
Ev.-Theol. Fakultät, Universität Tübingen
unter Leitung von Prof. Dr. E. Gräb-Schmidt
23.-26. September 2019
Die Digitalisierung durchdringt alle Bereiche unseres alltäglichen und gesellschaftlichen Lebens. Sie überformt die Bereiche der Politik, Ökonomie und Wissenschaft. Sie betrifft die Gesamtheit der Kultur. Naturgemäß führt diese Überformung zu neuen ethischen Herausforderungen.
Die neuen Kommunikations- und Medienformen verändern unsere politischen und ethischen Diskurse. Auf der einen Seite bieten soziale Netzwerke und Messenger-Dienste große Potenziale bspw. für die Demokratie und Pressefreiheit – gleichzeitig ermöglicht die Digitalisierung aber neue Formen der Beeinflussung, etwa durch Propaganda und Big-Data-Analysen. Diskurse werden durch die Partizipationsmöglichkeiten geöffnet, aber zugleich wird die Öffentlichkeit durch Algorithmen individualisiert und somit auf ein Weltbild eingeschränkt, in dem das Andere leicht seinen Platz verliert. So entstehen veränderte Formen von Anerkennungs- und Abgrenzungsmechanismen, die der Öffnung der Diskurse komplementär entgegenstehen. Klassische Konzepte der Meinungs- und ethischen Urteilsbildung müssen sich mit diesen veränderten medialen Bedingungen auseinandersetzen.
Darüber hinaus bringt die Digitalisierung auch weitere, bisher unbewältigte ethische Problemfelder hervor: Sogenannte „Autonome Systeme“ – mit Hilfe künstlicher Intelligenz gesteuerte Autos, Maschinen, Pflegeroboter, aber auch Kriegswaffen – werfen die Frage auf, wer in Grenzsituationen Verantwortung trägt, welche Gefahren des Missbrauchs sich ergeben und nach welchen Kriterien die Maschinen die „richtige“ Entscheidung treffen sollen. Die Frage nach der Autonomie der Systeme stellt hohe Anforderungen an die Konzeption von Verantwortung, Rechenschaft und Schuld, sowie an den Begriff der Autonomie selbst, der bisher als Proprium des Menschen galt.
Diesen Herausforderungen soll anhand der Lektüre von Grundlagentexten aus Philosophie und Theologie, sowie deren Anwendung auf einige Fallbeispiele nachgespürt werden. In mehreren Einheiten soll im Anschluss an ein einführendes Referat im Plenum in Kleingruppen an und mit den Texten gearbeitet und diskutiert werden.
Pfarrerinnen und Pfarrer aller Landeskirchen sind herzlich zur Teilnahme an der Fortbildung eingeladen. Neben der systematisch-theologischen Grundlagenreflexion bietet die überregionale Veranstaltung auch die Möglichkeit zur Begegnung und zum Austausch zwischen Pfarrern und Pfarrerinnen verschiedener Landeskirchen.
Zielgruppe:
Pfarrerinnen und Pfarrer, Religionslehrerinnen und Religionslehrer sind herzlich zur Teilnahme an der Fortbildung eingeladen.
Tagungszeitraum:
Montag, den 23.09.2019, 13:00 Uhr bis Donnerstag, den 26.09.2019, 12:15 Uhr
Tagungsort:
Institut für Ethik
Evangelisch-Theologische Fakultät · Universität Tübingen
Liebermeisterstr. 12
72076 Tübingen
Unterkunft und Verpflegung:
Evangelisches Stift |
Kosten: | ||
Für Auslagen des Instituts (Porto, Kopien, Kaffeeservice, etc.)
HINWEIS: Die zur Verfügung stehende Zimmerzahl im Ev. Stift ist begrenzt. Teilnehmende müssen ggf. selbst für die Unterbringung sorgen. Auskunft gibt das Sekretariat gerne auf Anfrage. | EUR 75,- EUR 114,- |
(Die Kosten der Fortbildung werden für Pfarrerinnen und Pfarrer i.d.R. von der jeweiligen Landeskirche übernommen.)
Teilnehmerzahl:
Maximal 25 Teilnehmer
Anmeldeschluss:
29. Mai 2019
Leitung:
Prof. Dr. Elisabeth Gräb-Schmidt, Tübingen
In Zusammenarbeit mit:
Anmeldung / Rückfragen zur Tagung /Kontakt:
Christine Renz
Sekretariat Prof. Dr. E. Gräb-Schmidt
Institut für Ethik · Evangelisch-Theologische Fakultät · Universität Tübingen
Liebermeisterstr. 12 · 72076 Tübingen
Tel.: 07071 29-72591
E-Mail: sekretariat.graeb-schmidtspam prevention@ev-theologie.uni-tuebingen.de
Bisherige Fortbildungen am Institut für Ethik:
- 2018 Verantwortung. Klassische und neuere Positionen zu einem Schlüsselbegriff der Ethik
- 2017 Du sollst nicht töten (lassen)? Evangelische Friedensethik im 21. Jahrhundert
- 2015 Medizin- und Bioethik im Horizont des Verständnisses von Menschenwürde
- 2014 Wege der Interpretation. Hermeneutik der Schrift, der Geschichte und des Lebens
- 2013 Gemeinschaft: Ort der Krise, Ort der Chancen?
- 2012 Genuss – Grundphänomen des Lebens
- 2011 Gerechtigkeit – Wirtschaft – Solidarität
- 2009 Sinn des Lebens – Ziel des Lebens
- 2008 Konfessioneller RU an öffentlichen Schulen – ein Anachronismus?
- 2007 Die Ehe als Angelegenheit der Kirche
- 2006 Die gesellschaftliche Bedeutung caritative Handelns
- 2005 Braucht die Gesellschaft Religion?
- 2004 Was heißt erfolgsorientiertes Handeln in der Kirche?
- 2003 Das Handwerk der Freiheit
- 2002 Evolution und ethische Verantwortung
- 2001 Christliches Bildungsverständnis und kirchliche Bildungsverantwortung
- 2000 Die Menschenrechte und die Frage nach einer universalen Moral
- 1999 Die gesellschaftliche Funktion von Kirchen und Parteien
- 1998 Das Verantwortungsproblem in Technik und Wissenschaft aus christlicher Sicht (am Beispiel Bioethik)
- 1997 Wirtschaftsethik