Die römischen Architekturglieder im Museo Gregoriano Profano (Vatikanische Museen)
Das Museo Gregoriano Profano beherbergt ca. 300 römische Architekturteile. Ihre wissenschaftliche Bedeutung liegt zum einen in ihrer vielfach hervorragenden Qualität, zum anderen aber insbesondere darin, dass sie sich zum Teil bekannten Kontexten aus Rom, Ostia und Tivoli zuordnen lassen. Ungeachtet ihres wissenschaftlichen Wertes sind sie bis heute in weiten Teilen nicht publiziert. Aufbauend auf jahrzehntelanger Zusammenarbeit zwischen dem Forschungsarchiv für Antike Plastik der Universität Köln und den Vatikanischen Museen wurden alle Bauteile in den Jahren von etwa 1980 – 1990 photographisch dokumentiert. Ziel des vorliegenden Projektes ist es nun, die Architekturteile des Museo Gregoriano Profano durch ein internationales Expertenteam zu studieren und zu veröffentlichen und die Objekte damit erstmals in vollem Umfang der Forschung zugänglich zu machen.
Vom Lateran zum Museo Gregoriano Profano
Die Lateranischen Museen bildeten seit ihrer Gründung unter Gregor XVI. im Jahr 1844 den Sammelpunkt für alle neugefundenen Antiken profanen Charakters, die seit dem Beginn des 18. Jhs. in Rom und Umgebung zu Tage kamen. Der Wert dieser Sammlung besteht in der Mischung der Objekte. Neben einfachen Werken geringer handwerklicher Qualität ist gerade die Zahl der exquisiten Skulpturen, Porträts, Reliefs und Architekturteile sehr hoch. Vor allem sind aber (im Unterschied zu den Antiken älterer römischer Sammlungen) nur ganz wenige Fundstücke restauriert. Häufig stammen diese Objekte aus bekannten Kontexten, wie etwa dem Trajansforum, aus Ostia oder der Villa Hadriana, so dass jetzt noch Zuordnungen der Teile an einzelne Bauten möglich sind. Die Sammlung wurde 1968 in das unter Johannes XXIII. neu errichtete Museo Gregoriano Profano gebracht, wo sie sich bis heute befindet. Dazu wurden die Stücke gereinigt und besser zugänglich aufgestellt.
Bisherige Forschungen
Die Antikenabteilung der Vatikanischen Museen bildet seit jeher einen herausragenden Gegenstand deutscher Forschung in Italien. Es genügt, an die großen Kataloge der Skulpturen zu erinnern, die von Walter Amelung 1903 begonnen, von Guido von Kaschnitz-Weinberg fortgeführt und von Georg Lippold nach dem Zweiten Weltkrieg 1956 zum Abschluss gebracht wurden. Der damaligen wissenschaftlichen Tradition geschuldet, waren diese frühen Kataloge allerdings nur mit sehr dürftigen Abbildungen ausgestattet, wodurch die Stücke für weitere Forschungen nur bedingt verwendbar waren. Auch die Erforschung des Museo Gregoriano Profano wird seit über hundert Jahren in enger Zusammenarbeit der Vatikanischen Museen und deutscher Forschungseinrichtungen vorangetrieben. So erfolgte eine erste katalogartige Erfassung des Materials bereits im Jahr 1867 durch Otto Benndorf und Richard Schöne. Wie im 19. Jh. üblich, blieb aber auch die Publikation ihrer Arbeiten ohne Abbildungen. Die gegenüber der Skulptur seinerzeit geringer geschätzte Architektur wurde erst gar nicht dokumentiert.
Vorarbeiten
Als die Stücke nach ihrem Umzug vom Lateran in das Museo Gregoriano Profano für eine Neuaufstellung gereinigt und restauriert werden sollten, knüpften Georg Daltrop, der damalige Leiter der Antikenabteilung der Vatikanischen Museen, und Hansgeorg Oehler, Leiter des Forschungsarchivs für Römische Plastik in Köln, daher an diese Tradition an. Sie starteten um das Jahr 1976 ein Projekt, in dem alle Skulpturen und Steinobjekte der Lateranischen Museen publiziert werden sollten; darunter auch die lange vernachlässigten Architekturteile. Die Objekte wurden in den 1980er Jahren in mehreren Kampagnen von den Photographen des Forschungsarchivs für Antike Plastik (Raoul Laev, Gisela Dettloff und Philipp Groß) aufgenommen, so dass inzwischen der Bestand vollständig in hochwertigen Aufnahmen dokumentiert ist. Die Vorlage der Kataloge erfolgte zunächst vergleichsweise rasch, so dass jetzt die Grabdenkmäler in zwei Bänden und die Skulpturen in drei Bänden vorliegen.
Durchführung
Ziel des vorliegenden Projektes ist es, nun auch die Architekturglieder wissenschaftlich vorzulegen. Hierfür wurde ein neues Konzept entwickelt und ein Kollektiv an AutorenInnen gebildet, das sich aus Experten für die jeweilige Kategorie der Bauteiltypen zusammensetzt. Die Beteiligten haben im Jahr 2016 eine durch die Fritz-Thyssen-Stiftung unterstütze Srtudienreise nach Rom unternommen und das Material gesichtet. Derzeit werden auf dieser Basis die Katalogbeiträge verfasst und kontinuierlich in die Datenbank Arachne eingespeist.
Kooperationspartner
Die Arbeiten werden in Kooperation mit den Vatikanischen Museen (Giandomenico Spinola und Claudia Valeri), dem Forschungsarchivs für antike Plastik der Universität zu Köln (Dietrich Boschung und Henner von Hesberg) und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen durchgeführt.
Finanzierung
Fritz Thyssen Stiftung
Mitarbeitende
Sara Bozza, Daniel Damgaard, Filippo Demma, Ulrich-Walter Gans, Carlo Hofmann, Kristine Iara, Dominik Maschek, Marion Mathea-Förtsch, Christiane Nowak, Georg Plattner, Charlotte Schreiter
Ansprechpartner für die Projektleitung:
Prof. Dr. Johannes Lipps Juniorprofessor
Institut für Klassische Archäologie
Schloss Hohentübingen
Burgsteige 11
72070 Tübingen
07071-29-74368
Fax: 07071-29 5778
johannes.lippsspam prevention@uni-tuebingen.de