Bei den Horrea Agrippiana am Clivus Tuscus zwischen dem Forum Boarium und dem Forum Romanum gelegen, handelt es sich um eine der ältesten monumentalen Horrea-Anlagen Roms. Sie wurde wahrscheinlich durch Agrippa in früh- bis mittelaugusteischer Zeit errichtet und gilt heute als eines der besterhaltenen Beispiele ihres Bautyps. Das Gebäude besteht aus einer zentralen annähernd quadratischen Platzanlage, die von einer korinthischen Portikus mit knapp dreißig dahinter liegenden Tabernen gerahmt wird. Epigraphischen Funden zufolge wurde in den Tabernen vor allem Kleidung verkauft.
Die bisherige Rekonstruktion der Anlage beruht auf den Arbeiten Heinrich Bauers, der in den 1970er Jahren gemeinsam mit Franco Astolfi, Federico Guidobaldi und Alberto Pronti die Horrea erforscht und die Ergebnisse in der Archeologia Classica von 1978 vorgelegt hat. Sollte Bauers Rekonstruktion stimmen, wären die Horrea Agrippiana ein Schlüsselbefund für die antike Architekturgeschichte. So postulierte Bauer beispielsweise Kreuzgratgewölbe unter Verwendung eiserner Zuganker, wie sie für eine solch frühe Zeit sonst nicht bekannt sind. Allerdings lässt sich diese Rekonstruktion anhand der publizierten Zeichnungen bisher nicht vollständig nachvollziehen.
Die Dokumentation Heinrich Bauers besteht aus 56 Baugliedzeichnungen und befindet sich heute im Archiv des Deutschen Archäologischen Instituts der Abteilung Rom.
Ziel des Kooperationsprojektes zwischen der Soprintendenza Statale di Rom (Francesco Prosperetti), dem Deutschen Archäologischen Institut der Abteilung Rom (Ortwin Dally) und dem Institut für Klassische Archäologie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Johannes Lipps) ist es, die existierende Dokumentation um Fotografien der Bauglieder zu ergänzen und digital zugänglich zu machen. Bei dieser Gelegenheit gilt es, die Rekonstruktion Bauers kritisch zu prüfen, gegebenenfalls zu modifizieren und in dieser Form abschließend zu publizieren. Damit soll letztlich ein Beitrag geleistet werden, um die Anlage anschließend in ihrem architektur- und wirtschaftsgeschichtlichen Kontext besser verstehen zu können.