Der Großteil antiker Statuen lässt sich anhand enger formaler Übereinstimmungen in Gruppen, sog. Schemata, ordnen. Ein einmal entwickeltes Statuenschema, wie z. B. das des polykletischen Diadumenos, wurde oft über Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen tradiert und in unterschiedliche materielle, räumliche und funktionale Kontexte integriert. Die Übernahme bzw. Aneignung einer Form, aber auch deren Übersetzung in andere Kontexte und Materialien, konnte dabei intentional aus verschiedenen Motiven, z. B. ästhetischer, politischer und/oder religiöser Natur, erfolgen. Oft waren es aber auch rein praktische Gründe, wie das Vorhandensein einer bestimmten Formvorlage oder nicht hinterfragte Produktionstraditionen, die zur Herstellung einer Statue in einem bestimmten Schema geführt haben. Dabei konnten die verschiedenen Produkte die einstigen Sinnzusammenhänge ihrer Vorlagen überwiegend oder auch nur teilweise beibehalten, aber auch mit neuen Bedeutungszuschreibungen versehen werden.
Ziel der geplanten Untersuchung ist es, die Dynamik und transformativen Kräfte der Rezeptionsprozesse am Beispiel ausgewählter Statuen aus Athen und Rom systematisch in den Blick zu nehmen und bis in die Nordprovinzen des Römischen Reiches zu verfolgen. Damit ist die Absicht verbunden, unter Einbeziehung der jeweiligen zeitlichen, räumlichen und sozio-kulturellen Kontexte, die gleichberechtigt nebeneinander behandelt werden, die antiken Strategien und Mechanismen im Umgang mit statuarischen Vorlagen auszuloten.
Kooperationspartner:
Jochen Griesbach (Universität Würzburg)
Finanzierung:
Das Projekt wird gefördert durch das Juniorprofessorenprogramm des Landes Baden-Württemberg
Mitarbeitende:
Martin Dorka Moreno (Postdoc)
Beatrice Böse (Hilfskraft)
Linda Stoessel (Hilfskraft)
Kontakt:
Prof. Dr. Johannes Lipps
Juniorprofessor
Institut für Klassische Archäologie
Schloss Hohentübingen
Burgsteige 11
72070 Tübingen
07071-29-74368
Fax: 07071-29 5778
Johannes.Lippsspam prevention@uni-tuebingen.de