In den urbanen Räumen des kaiserzeitlichen Rom überlagert sich eine Vielzahl an kulturellen, politischen und sozialen Gemengelagen. Schon infrastrukturell stellt die größte Stadt der Antike eine beständige Herausforderung dar; zugleich ist sie der Ort, an dem sich – zumindest noch im 1. Jh. v. Chr. – die Herrschaft des Kaisers ebenso wie die Ansprüche der Reichselite verdichtet finden, an dem aber auch die Spuren früherer Machtkonstellationen unmittelbar gegenwärtig sind. Politische Bühne, kollektiver Erinnerungsraum und gefräßige Metropole gehen hier eine unentwirrbare Verbindung ein, in der massentaugliche Erholungsräume mit beständigen Großbaustellen koexistieren.
So wie die urbane Textur ständigen Veränderungen unterworfen ist, verschieben sich auch die bestimmenden Faktoren und leitenden Prinzipien ihrer Gestaltung, die den Gegenstand dieser Studie ausmachen. Daher wird ein enger zeitlicher Abschnitt in den Blick genommen, der zugleich pointierte Aussagen verspricht. Unter der Herrschaft der flavischen Kaiser Vespasian, Titus und Domitian sind nämlich die städtebaulichen und politischen Herausforderungen in besonderer Weise verzahnt: Nach den teilweise disruptiven Eingriffen Neros und der Brandkatastrophe von 64 n. Chr. (sowie einer weiteren im Jahre 80), nach dem Ende der ersten Kaiserdynastie und einem anderthalb Jahre währenden Bürgerkrieg, der erst im Herzen des Reichs, auf dem Kapitol zum Ende kommt, gilt es die Stadt, ebenso wie die politische und soziale Verfasstheit des Reiches und seiner Eliten neu zu konfigurieren.
Gefragt wird nicht nur nach den politischen Botschaften und Intentionen, die etwa von kaiserlichen Eingriffen in das städtische Gefüge ausgehen, sondern auch nach deren gestalthafter Dimension und rhetorischen Qualitäten. So wird auch zu klären sein, wie es um die Erkenntnispotentiale und Beschränkungen der in den letzten Jahrzehnten bemühten Lesarten des urbanen Raums bestellt ist, wie letztlich das Forschungsfeld ‘historische Topographie’ konzeptionell zu fassen ist.