15.06.2016 - JProf. Dr. Stephan Faust (Universität Hamburg)
Tod und Herrschaft. Überlegungen zur aristokratischen Grabkultur Makedoniens im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr.
Die Grabkultur der Aristokratie Makedoniens in spätklassischer und frühhellenistischer Zeit stellt in mehrerlei Hinsicht ein lohnendes Forschungsfeld dar. Erstens haben wir es nicht selten mit zumindest architektonisch gut erhaltenen, in einer Reihe von Fällen sogar ungestörten Befunden zu tun. Zweitens gelten die betreffenden Monumente und ihr Inventar als Ausdruck von größerem Wohlstand und gehobenem sozialen Status derjenigen, die vom Aufstieg Makedoniens unter Philipp II. und Alexander dem Großen profitierten und die größere Ressourcen darauf verwendeten, aufwendige Anlagen errichten zu lassen. So kam im fortgeschrittenen 4. Jahrhundert v. Chr. mit dem makedonischen Kammergrab ein neuartiger Grabtypus auf, der dem Selbstbild und den Ansprüchen der Führungsschichten offenbar in besonderem Maße entsprach. Infolgedessen werden die Gräber drittens als Spiegel politischer Macht und aristokratischer Werte, aber auch mehr oder minder positiv konnotierter Jenseitsvorstellungen gedeutet, wobei je nach Befund und Bearbeiter mal der eine, mal der andere Aspekt im Vordergrund steht. Dementsprechend steht im Zentrum des Vortrags die Frage, welche Rückschlüsse die betreffenden Monumente und ihre Bilderwelt auf vorherrschende Konzepte von Tod und Herrschaft in der makedonischen Elite zulassen.