Forschungskolloquium WS 2014/15

Mittwochs, 18 c.t. Seminarraum 165, Schloss Hohentübingen

29.10.2014 - Dr. Nathan Elkins (Baylor University - Waco, Texas)

Nerva's Imperial Image.

The imperial coinage of Nerva has been studied primarily by historians who describe various Nerva's reverse types as "aspirational" or "apologetic" as they read the biases of the historical sources into the coinage. This cannot be the case, however, since Roman imperial coinage was a medium of state-sanctioned art that would have never highlighted the weaknesses or vulnerabilities of any emperor. My study of Nerva's coinage attempts to understand the imperial image that Nerva wished to disseminate about his rule; in the absence of a large scale public building program or widely disseminated program in relief and portrait sculpture, the coinage is the best source for understanding Nerva's political image. A finds-based approach to Nerva's coinage allows one discern patterns in audience targeting and to quantify what images articulated the most significant messages about Nerva's brief principate.

05.11.2014 - Dr. Philipp Baas (Kassel)

Ländliche Siedlungen und Nekropolen Siziliens römischer Zeit

Die Interpretationen ländlicher Grabareale in den Alterumwissenschaften basieren zumeist auf Beobachtungen städtischer Nekropolen. Doch eine solche Gleichsetzung von ruralen und urbanen Umwelten beruht auf der Annahme ähnlicher sozialer, ökonomischer und technischer Voraussetzungen. Das ländliche Ambiente unterscheidet sich jedoch stark von der städtischen Welt. Anhand ausgewählter Beispiele soll der Vortrag die Besonderheiten des ländlichen Siziliens vorstellen und zeigen, wie der ländliche Totenkult im Unterschied zum städtischen funktioniert. Dabei soll besonders auf die Wechselwirkung von Siedlungen und zugehörigen Bestattungsarealen eingegangen werden.

26.11.2014 - Prof. Dr. Engelbert Winter (Münster)

Der Kult des Iuppiter Dolichenus und seine Ursprünge. Das Heiligtum auf dem Dülük Baba Tepesibei Doliche.

Der Kult des Iuppiter Dolichenus erlangte im 2. und 3. Jh. n. Chr. im Imperium Romanum ein hohes Maß an Popularität. Trotz einer Vielzahl archäologischer und epigraphischer Zeugnisse vor allem aus den Rhein- und Donauprovinzen sind zentrale Fragen den Gott und seinen Kult betreffend aber unbeantwortet. So liegen die Frühgeschichte des Kultes, seine möglichen altorientalischen Wurzeln, letztlich auch die Gründe dafür, dass der Stadtgott eines wenig bedeutenden Ortes wie Doliche zu reichsweiter Bedeutung gelangen konnte, im Dunkeln. Die seit 2001 im Zentrum dieses Kultes andauernden Untersuchungen in dessen Heimatstadt vermehren kontinuierlich das Wissen über die Genese des Kultes sowie über die Ausstattung des Heiligtums. Der Vortrag möchte den Transformationsprozess dieses „Heiligen Ortes“ vom frühen 1. Jt. v. Chr. bis in die Spätantike andeuten und dabei insbesondere der Frage nach den Ursprüngen des Iuppiter Dolichenus-Kultes nachgehen.

03.12.2014 - Dr. des. Thoralf Schröder (München)

Lokale Identitäten versus Einheitskultur. Zu einigen Aspekten der bürgerlichen Selbstdarstellung im Porträt in den römischen Provinzen.

Porträts waren im gesamten römischen Reich eines der wichtigsten Medien der bürgerlichen Selbstdarstellung. Lange Zeit war das Interesse der archäologischen Forschung darauf gerichtet, die Gemeinsamkeiten zwischen Bildnissen in Rom und denjenigen im restlichen Mittelmeerraum herauszustellen. Es lassen sich jedoch gerade im Spannungsfeld zwischen global und lokal für bestimmte Räume und Zeithorizonte interessante Spezifika ermitteln. Einigen von diesen Eigenheiten soll im Rahmen dieses Vortrages nachgegangen werden.

Winckelmann-Vortrag

10.12.2014 - Prof. Dr. Klaus Fittschen (Göttingen)

Privatporträts mit Repliken.

Die Bildnisse von nicht-kaiserlichen Personen sind genauso vervielfältigt worden wie die Bildnisse von Kaisern. Das Bedürfnis nach Selbstdarstellung im Bildnis war in allen Schichten der römischen Gesellschaft sehr ausgeprägt. Im Vortrag werden eine Auswahl der einschlägigen Fälle vorgeführt und die mit diesem Thema verbundenen methodischen Probleme erörtert.

07.01.2015 - Prof. Dr. Stefan Ritter (München)

Zur Situierung von Sex-Bildern in der pompejanischen Wandmalerei.

In Abgrenzung vom derzeitigen Forschungsstand soll dargelegt werden, dass Darstellungen sexueller Handlungen innerhalb der pompejanischen Wandmalerei nicht isoliert zu betrachten sind, sondern erst im Zusammenspiel mit anderen Bildthemen verstehbar werden, in denen es ebenfalls um die Beziehung zwischen den Geschlechtern geht.

14.01.2015 - Dr. Florian Knauß (München)

Eine persische Residenz am Rande des Weltreiches.

Das Reich der Achaimeniden betrachten wir gewöhnlich aus der Perspektive griechischer Historiker. Die archäologischen Hinterlassenschaften konzentrieren sich auf die großköniglichen Residenzen in Pasargadai, Susa und Persepolis. Außerhalb Irans hat das erste Weltreich der Geschichte nur relativ geringe Spuren hinterlassen. Eine Ausnahme bildet die Kaukasusregion, wo neue Ausgrabungen ein facettenreiches Bild von der Perserherrschaft vermitteln.

21.01.2015 - Prof. Dr. Wolfgang Ehrhardt (Freiburg)

Das Asklepieion von Kos als frühhellenistische Heiligtumsanlage.

Die Rekonstruktion des Asklepiosheiligtums auf der Insel Kos, die P. Schazmann 1932 vorlegte, traf sicherlich den Geschmack seiner Zeit. Ihre sakralidyllische Stimmung deckte sich mit der Atmosphäre des 4. Mimiambus des Herondas, den der Ausgräber des Heiligtums und Tübinger Professor R. Herzog nur wenige Jahre vorher in einer Neuausgabe kommentiert hatte. Die orthogonale Verteilung der Sakralbauten auf drei übereinander gestaffelten Terrassen, die Ausrichtung der Gesamtanlage auf eine zentrale durch Treppenfluchten markierte Achse wird noch heute in jedem Architekturhandbuch mit Schazmanns suggestiver Rekonstruktion illustriert. Ein von der DFG seit 2010 finanziertes Dokumentations- und Forschungsprojekt untersucht Entstehung und Ausbau dieser Anlage neu.

28.01.2015 - Dr. des. Sabine Neumann (Marburg)

Die Grotten auf der Akropolis von Rhodos - künstliche Natur im Kontext hellenistischer Wohnkultur.

Auf der Akropolis von Rhodos haben sich drei Grotten erhalten, die mit künstlichen Tropfsteinen und Felsdekorationen das Aussehen natürlicher Höhlen nachahmen. In der Literatur galten die bislang kaum erforschten Anlagen als Heiligtümer der Nymphen und/oder Teil einer öffentlichen landschaftlichen Parkanlage. Nach der Entdeckung weiterer künstlicher Grotten in Rhodos, Delos und Athen, kann allerdings plausibel gemacht werden, dass die Anlagen zu großen hellenistischen Wohnhäusern gehörten und beeindruckende Zeugnisse für die Integration von Natur in den städtischen Lebensraum darstellen.

11.02.2015 - Prof. Dr. Gert-Jan Burgers (Amsterdam)

Western Greeks in their regional setting - Colonization, indigenous groups and resource cultures (SFB 1070 RessourcenKulturen)

In many recent studies on ancient Greek colonization, research is no longer limited to specific groups of Greek colonists and their motives and background, but now includes indigenous groups in the regions they migrated to. Moreover, Greek dominance is no longer assumed; the nature of the relationship between migrants and indigenous communities is now a major research question in itself. In the present paper I would like to focus on two related concepts of prime importance for the study of this theme. The first concerns a shift away from viewing colonization in terms of single events to a point of view that considers it in terms of processes. The second concerns a shift from bipolar interpretative schemes emphasizing a Greek-native divide, towards approaches that cherish a more diversified picture, not only of the immigrant presence in Italy, but also of that of autoctonous communities and of the encounters between the various groups.I will discuss these notions with regard to southeast Italy and in particular the Taranto region, relating theory to fresh archaeological data.