Gewalt ist ein Thema, das in der Literatur der Antike eine viel größere Rolle spielt als es die moderne Rezeption vermuten lassen würde. Reflexe antiker Gewaltdiskurse finden sich bei einer Vielzahl römischer Autoren, die unten aufgeführten exemplarischen Untersuchungen beziehen sich auf die Dichtungen Catulls aus der ausgehenden Republik und auf Lucans in der Zeit Neros entstandenes Bürgerkriegsepos Pharsalia, das durch seine exzessive Behandlung des Themas die Forschung vor große Herausforderungen stellt. Zugleich wird am Untersuchungsgegenstand literarisch repräsentierter Gewalt sichtbar, wie fruchtbar die postklassische Narratologie Modelle aus anderen Wissensfeldern und fakultären Nachbardisziplinenin ihre eigenen Systematik zu integrieren vermag, in diesem Fall Ergebnisse aus der empirisch arbeitendenen Soziologie über subjektiv erfahrene Zeit innerhalb von Gewaltprozessen (“Gewaltzeit”, Sofsky).