Veranstaltungsform: | Hauptseminar |
Dozent*in: | PD Dr. Daniela Simon/Dr. Olivia Spiridon |
Termin: | 2st., Di 14-16 Uhr |
Beginn: | 22.10.2024 |
Ort: | Großer Übungsraum des Instituts für osteuropäische Geschichte und Landeskunde (Raum 28) |
Anmeldung: | Online-Anmeldung über das alma-Portal |
Bemerkungen: | - |
Kommentar: Die Wahrnehmung der kriegerischen Konflikte im 20. Jahrhundert richtete sich häufig auf die Hauptschauplätze der beiden Weltkriege, während die Länder Südosteuropas oft ein wenig beachteter Nebenschauplatz blieben. Dabei erfuhr die staatliche Ordnung dieser Region größte Umwälzungen und Transformationen. Nach den Balkankriegen und dem Ersten Weltkrieg wurde der SHS-Staat, das spätere Jugoslawien ins Leben gerufen, Ungarn verlor etwa zwei Drittel seines Staatsgebietes, Rumänien gewann neue Provinzen hinzu. Auch der Zweite Weltkrieg wurde in den einzelnen Ländern unterschiedlich erlebt: als Verbündete des nationalsozialistischen Deutschlands oder als besetzte Gebiete, in manchen Regionen wurde der Zweite Weltkrieg von einem Bürgerkrieg überlagert, in anderen kam es zu Frontwechsel auf die Seite der Sowjetunion. Auch im Rahmen des sogenannten „Ostblocks“ nahm die Region mit parallelen und widerläufigen Entwicklungen keine einheitliche Gestalt an, und nach dessen Zerfall erlebten die Menschen – Stichwort Jugoslawienkriege, postkommunistische und posttotalitäre Gesellschaften – eine dramatische Zeit.
Besonders spannend ist diese Region unter dem Gesichtspunkt ihrer kulturellen Vielfalt, die im vergangenen Jahrhundert durch die Neuordnung der Großregion, durch Migrationen und Konstellationen von politischer Eiszeit und Liberalisierung in ständiger Bewegung war. Zur Diversität Südosteuropas haben auch die deutschsprachigen Minderheiten beigetragen. Aus ihren Reihen gingen Autoren hervor, die Kriege und Gesellschaften im Kriegszustand literarisch verarbeiteten. Darüber hinaus entstand im Zuge der Migrationsbewegungen, die etwa während des Zweiten Weltkriegs und der Jugoslawienkriege zunahmen, eine beachtenswerte deutschsprachige Literatur von Migrantinnen und Migranten, die Phänomene der Transkulturalität und Hybridität sichtbar macht.
Im Mittelpunkt des interdisziplinären Seminars stehen Kriegshandlungen und ihre komplexen Kontexte, die aus der Perspektive der Geschichts- und Literaturwissenschaft beleuchtet werden sollen. Ziel ist die Auseinandersetzung mit Ereignisgeschichte, aber auch mit der Narration als Vermittlerin von Vergangenheit im historischen und literarischen Code.
Leistungsnachweis: Regelmäßige Lektüre, Präsentation, Hausarbeit
Literatur: Brunnbauer, Ulf/Buchenau, Klaus: Geschichte Südosteuropas. Stuttgart 2018; Mojzes, Paul: Balkan Genocides. Holocaust and Ethnic Cleansing in the Twentieth Century. Lanham/ Plymouth 2011.