Institut für Politikwissenschaft

Prof. em. Volker Rittberger Ph.D., 1941 - 2011

 

Professor em. Rittberger ist am 13. November 2011 gestorben. Einen Nachruf finden Sie als Meldung auf der Hauptseite des Instiuts

Volker Rittberger, geb. am 4. Mai 1941 in Karlsruhe, legte nach dem Besuch der Grundschule und des Gymnasiums (neusprachl. Zweig) in Karlsruhe 1960 die Reifeprüfung ab. Nach der Ableistung des Wehrdienstes studierte er von 1961 bis 1965 die Fächer Jurisprudenz und Politikwissenschaft an den Universitäten Freiburg i.Br. und Genf. Im Dezember 1965 bestand er das erste juristische Staatsexamen mit Prädikat. Von Januar 1966 bis August 1967 war er Verwalter einer wissenschaftlichen Assistentenstelle und Lehrbeauftragter am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg i.Br. (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Oberndörfer).

Die Zeit von September 1967 bis November 1971 verbrachte Volker Rittberger, unterstützt u.a. durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), zum Graduiertenstudium und als Doktorand im Fach Politikwissenschaft an der Universität Stanford (USA). In diesen Jahren war er auch als Forschungsassistent der Professoren Gabriel A. Almond und Robert C. North tätig. 1968 wurde ihm von der Universität Stanford der akademische Grad eines M.A. und 1972 der Grad eines Ph.D. im Fach Politikwissenschaft verliehen.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im November 1971 ging Volker Rittberger zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) nach Frankfurt a.M.. Daneben übte er die Tätigkeit eines Lehrbeauftragten am Institut für Politische Wissenschaft der Universität Heidelberg aus. Zum Sommer-Semester 1973 wurde er auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen/Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Tübingen berufen; 2009 wurde er von seinen dienstlichen Aufgaben entpflichtet (Emeritierung). Rufe an die Universitäten Konstanz (1979) und Potsdam (1993) lehnte er ab.

 

Volker Rittberger übte gastweise Lehr- und Forschungstätigkeiten an einer Reihe in- und ausländischer Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus, so u.a. von Januar - Juni 1986 an der Universität Stanford (USA), von April - Juni 1990 am St. Antony's College in Oxford (GB), im akademischen Jahr 1992-93 als Theodor Heuss-Professor an der Graduate Faculty of Political and Social Science der New School University in New York City, im Winter-Semester 1993/94 an der Universität Potsdam, im Frühjahr 1997 als Thyssen Visiting Lecturer an der Georgetown Universität (Washington, D.C./USA), im Winter-Semester 1999/2000 als Gastprofessor am Institut d‘Etudes Politiques de Paris, im Frühjahr 2000 als Inhaber des Jean Monnet Chair am Robert Schuman Centre for Advanced Studies des European University Institute in Florenz und von Mai - September 2004 als Gastwissenschaftler beim Präsidenten des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB).

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg zeichnete Volker Rittberger im Jahr 2003 auf Vorschlag der Universität Tübingen mit dem Landeslehrpreis aus.

Von 1978 bis 1998 war Volker Rittberger dem Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR, New York/Genf) als Senior Special Fellow verbunden. Von 1996 bis 2000 fungierte er als Koordinator einer Arbeitsgruppe im Rahmen des Projekts der Universität der Vereinten Nationen (UNU, Tokio) über "The United Nations System in the 21st Century".

Volker Rittberger engagierte sich mehrfach in der wissenschaftlichen Politikberatung für Regierungsstellen, politische Parteien, politische Stiftungen und gesellschaftliche Organisationen in Deutschland. Von 1988 bis 2005 gehörte er dem VN-politischen Beirat des Auswärtigen Amtes an, 1999/2000 der von der Bundesministerin für Bildung und Forschung berufenen Struktur- und Findungskommission für die Förderung der Friedens- und Konfliktforschung und seit 2000 dem Arbeitskreis Friedens- und Konfliktforschung beim Planungsstab des Auswärtigen Amtes.

In den vergangenen 35 Jahren hat Volker Rittberger zahlreiche Ämter der akademischen und wissenschaftliche Selbstverwaltung versehen. An der Universität Tübingen nahm er wiederholt das Amt des geschäftsführenden Direktors des Instituts für Politikwissenschaft wahr; 1982-84 wurde er zum Prodekan und Dekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und 1994-95 zum Vizepräsidenten der Universität ("Lehre") gewählt. Darüber hinaus ist er als Gutachter für deutsche und ausländische Institutionen der Forschungsförderung tätig gewesen; u.a. war er von 1988 bis 1995 gewählter Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für das Fach Politikwissenschaft. In der Zeit von 1990 bis 2005 wurde er wiederholt zum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) berufen und hatte 1998-2005 das Amt des Vorsitzenden inne. Von 1993 bis 2003 gehörte er dem Wissenschaftlichen Beirat des Projektverbundes Friedens- und Konfliktforschung in Niedersachsen an. Das dänische Forschungsministerium ernannte ihn 1994 zum Mitglied des Verwaltungsrats des Kopenhagener Instituts für Friedensforschung (COPRI) und verlängerte 1997 seine Amtszeit um weitere drei Jahre bis 1999. Im Jahr 2001 berief ihn die Bundesministerin für Bildung und Forschung zum Mitglied des Stiftungsrates der vom Bund neu gegründeten Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF), zu dessen Vorsitzenden er 2003 gewählt wurde. Er übt damit zugleich das Amt des Vorsitzenden des geschäftsführenden Stiftungsvorstands aus. 2006 wurde seine Mitgliedschaft im Stiftungsrat um eine weitere Amtsperiode bis 2011 verlängert; 2008 wurde er vom Stiftungsrat einstimmig im Amt des Stiftungsvorsitzenden bestätigt, das er krankheitsbedingt 2010 niederlegte. Seit 2007 ist er Mitglied des Internationalen Kuratoriums des Bonn International Center for Conversion (BICC).

1976-77 amtierte Volker Rittberger als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) und 1975-76 als Vorsitzender des Konzils der Friedensforscher bei der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK), deren Kuratorium er ebenfalls von 1977 bis 1979 angehörte. In der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) gehörte er 1986-89 deren Vorstand an; seither ist er Mitglied des Präsidiums der DGVN. Die International Studies Association (ISA) wählte ihn für die Zeit von 1993 bis 1996 in deren Governing Board und 1995-96 zum Vizepräsidenten.

Neben mehr als 150 wissenschaftlichen Zeitschriftenaufsätzen und Buchbeiträgen in deutscher und englischer Sprache hat Volker Rittberger 30 Monographien, Lehrbücher und Sammelbände veröffentlicht. Dazu zählen:

- Evolution and International Organization. Toward a New Level of Sociopolitical Integration. The Hague: Martinus Nijhoff 1973.

- Die Ostpolitik der Bundesrepublik. Triebkräfte, Widerstände, Konsequenzen. Opladen: Westdeutscher Verlag 1974 (Mit-Hrsg. & Ko-Autor).

- Abrüstungspolitik und Grundgesetz. Eine verfassungsrechtlich-friedenswissenschaftliche Untersuchung. Baden-Baden: Nomos Verlag 1976 (Ko-Autor).

- Abrüstungsplanung in der Bundesrepublik. Aufgaben, Probleme, Perspektiven. Baden-Baden: Nomos Verlag 1979 (Hrsg. & Autor).

- The Foreign Policy of West Germany. Formation and Contents. London, Beverly Hills: Sage Publ. 1980 (Mit-Hrsg. & Autor).

- Neue Wege der Abrüstungsplanung. Organisationsprobleme und Reformoptionen im internationalen Vergleich. Baden-Baden: Nomos Verlag 1981 (Hrsg. & Ko-Autor).

- Science and Technology in a Changing International Order. The United Nations Conference on Science and Technology for Development. Boulder, CO: Westview Press 1982 (Hrsg. & Autor).

- 1933 – Wie die Republik der Diktatur erlag. Stuttgart: W. Kohlhammer 1983 (Hrsg. & Autor)

- Forum der Welt – 40 Jahre Vereinte Nationen. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 1986 (Mit-Hrsg. & Autor).

- Mit Kriegsgefahren leben. Bedrohtsein, Bedrohungsgefühle und friedenspolitisches Engagement. Opladen: Westdeutscher Verlag 1987 (Mit-Hrsg. & Ko-Autor).

- Europäische Sicherheit. Prinzipien, Perspektiven und Konzepte. Wien: Braumüller 1987 (Mit-Hrsg. & Ko-Autor).

- Internationale Regime in den Ost-West-Beziehungen. Ein Beitrag zur Erforschung der friedlichen Behandlung internationaler Konflikte. Frankfurt a..M.: Haag + Herchen 1988 (Ko-Autor).

- Theorien der Internationalen Beziehungen. Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven. Opladen: Westdeutscher Verlag 1990 (Hrsg. & Ko-Autor).

­- Forschung für neue Friedensregeln. Rückblick auf zwei Jahrzehnte Friedensforschung. Stuttgart: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart 1990 (Ko-Autor).

­- International Regimes in East-West Politics. London/New York: Pinter 1990 (Hrsg. & Ko-Autor).

- Regime Theory and International Relations. Oxford: Clarendon Press 1993 (Hrsg. & Ko-Autor).

- Internationale Organisationen. Politik und Geschichte. Opladen: Leske + Budrich 1994, 2. Aufl. 1995, 3. überarbeitete Aufl. 2003 (Ko-Autor).

- Anpassung oder Austritt: Industriestaaten in der UNESCO - Krise. Ein Beitrag zur vergleichenden Außenpolitikforschung. Berlin: Edition Sigma 1995 (Hrsg. & Ko-Autor).

- Vereinte Nationen und Weltordnung. Zivilisierung der internationalen Politik?, Opladen: Leske + Budrich 1997 (Ko-Autor).

- Theories of International Regimes. Cambridge: Cambridge University Press 1997 (Ko-Autor).

- German Foreign Policy Since Unification. Theories and Case Studies. Manchester/ New York: Manchester University Press 2001 (Hrsg. und Ko-Autor).

- Global Governance and the United Nations System. Tokyo/ New York/ Paris: United Nations University Press 2001 (Hrsg. und Ko-Autor).

- Demokratie-Entwicklung-Frieden. Schwerpunkte Tübinger Politikwissenschaft. Baden-Baden: Nomos Verlag 2003 (Hrsg. und Autor).

- Weltpolitik heute. Tendenzen und Perspektiven. Baden-Baden: Nomos Verlag 2004 (Hrsg., Autor & Ko-Autor).

- Weltordnung durch Weltmacht oder Weltorganisation? USA, Deutschland und die Vereinten Nationen, 1945 – 2005. Baden-Baden: Nomos Verlag 2006 (Hrsg., Autor & Ko-Autor).

- International Organization – Polity, Politics and Policies. Basingstoke, New York:: Palgrave Macmillan 2006 (Ko-Autor).

- Authority in the Global Political Economy. Basingstoke, New York: Palgrave Macmillan 2008 (Mit-Hrsg. & Ko-Autor).

- Strategies for Peace. Contributons of International Organizations, States and Non-State Actors. Opladen, Farmington Hills: Barbara Budrich 2008 (Mit-Hrsg. & Autor).

- Wer regiert die Welt und mit welchem Recht? Beiträge zur Global Governance-Forschung. Baden-Baden: Nomos Verlag 2009 (Hrsg. & Autor).

- Grundzüge der Weltpolitik. Theorie und Empirie des Weltregierens. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Ko-Autor).

Von 1985 bis 2009 gab Volker Rittberger die „Tübinger Arbeitspapiere für Internationale Politik und Friedensforschung“ heraus. Er ist seit 1996 Mitherausgeber der Zeitschrift "Die Friedens-Warte. Journal of International Peace and Organization". Ferner gehört er den Redaktionsbeiräten von „Global Governance“, „International Relations of the Asia-Pacific“ und "Journal of Peace Research" an.

Volker Rittberger ist verheiratet mit Apothekerin Irmgard Rittberger-Rückert und hat zwei Söhne, Pfarrer Frithjof Rittberger (Stuttgart-Rot, Ev. Auferstehungskirche) und Professor Dr. Berthold Rittberger (Ludwig Maximilian Universität München, Geschwister Scholl-Institut).

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