Wissenschaften verändern und beeinflussen gesellschaftliche und politische Diskurse. Das verursacht epistemische Konflikte: Warum sollen wir uns an wissenschaftlichem Wissen orientieren? Wie funktioniert wissenschaftliches Wissen? Was bedeutet es, kritisch mit ihm umzugehen? Wie verhält es sich zu anderen Formen des Wissens?
Dieser Konkurrenz- und Rechtfertigungsdruck führt zu zahlreichen ideologisch motivierte Angriffen auf und strategische Imitationen von „Wissenschaftlichkeit“, wodurch ein hoher Bedarf an effektiven kommunikativen Klärungen und Positionierungen entsteht. Wie können Wissenschaftskommunikatorinnen und -kommunikatoren den wissenschaftlichen Diskurs - d.h. ihre eigenen wissenschaftlichen Fragen, Themen und Anliegen - verschiedenen inter- und transdisziplinären Akteurinnen und Akteuren sowie der „Öffentlichkeit" auf ansprechende und überzeugende Weise vermitteln?
Dem Begriff der Wissenschaftskommunikation kommt dabei eine besondere Rolle zu. Er hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist zu einem Oberbegriff für eine vielfältige, heterogene und schnell wachsende Disziplin in Theorie und Praxis geworden. Rhetorische Wissenschaftskommunikation befasst sich mit der Rekontextualisierung wissenschaftlicher Diskurse für jeweils spezifische Adressatinnen und Adressaten. Im Fokus stehen dabei:
(1) die Komponenten des Kommunikationsprozesses, d.h. Sender, Botschaft, Kanal, Empfänger;
(2) die Variablen der rhetorischen Situation, d.h. Anforderung, Publikum, Rahmenbedingungen, Widerstände;
(3) die Überzeugungsmittel, d.h. Logos (sachliche Ebene), Ethos (personale Ebene), Pathos (affektive Ebene).
Damit konzentriert sich rhetorische Wissenschaftskommunikation darauf, wie prozessuale, situative und persuasive Koordinaten aufeinander abzustimmen sind, um wirkungsvoll Vertrauen und Identifikation zwischen Wissenschaften und Öffentlichkeit aufzubauen.