Japanologie

AJR-Symposium 2006: Neue Medien in der Lehre über japanische Religionen

 

-- Abstracts --

 

Robert Horres: "Japanische Religionen und Neue Medien in der Lehre: technische, konzeptionelle und strukturelle Aspekte"

Zunächst wurden die technischen und personellen Voraussetzungen für das Lernen mit Neuen Medien vorgestellt und dann die Konsequenzen für die Entwicklung von Lerneinheiten und Plattformen diskutiert.

Die Potenziale von E-Learning und Telekooperation liegen in der räumlichen und zeitlichen Flexibilität (größerer Individualisierung des Lernens), in der Steigerung von Effizienz (z.B. durch den Wegfall von Anfahrtszeiten), im vereinfachten Zugriff auf eine größere Anzahl von Ressourcen, in einer Diversifikation des Angebots (wenn Inhalte angeboten werden können, die direkt vor Ort nicht verfügbar wären) und in der beschleunigten Reagibilität.

Die Probleme bestehen u.a. darin, dass die technische Basis zunächst vorhanden sein muss (und diese dann auch gewartet und aktualisiert werden muss), dass E-Learning und Telekooperation nicht bei allen Lernenden und Lehrenden auf Akzeptanz stoßen und dass die E-Learning-Angebote den Anforderungen der Prüfungsordnungen angepasst werden müssen.

Als Technische Voraussetzungen für erfolgreiches E-Learning ist eine ausreichende Ausstattung mit Computerarbeitsplätzen für Studierende oder die Ausstattung aller Studierenden mit einem PC oder einem Laptop zu nennen. Des weiteren muss ein Dokumentenserver vorhanden sein (alle Angebote müssen vor Ort gespeichert werden, um ihre Verfügbarkeit zu sichern) sowie die Vernetzung (Festnetze oder WLAN) und die Pflege und Wartung der Software sicher gestellt werden, um mit großem Aufwand erstellte Inhalte auch langfristig nutzbar zu machen. Personale Voraussetzungen sind insbesondere sinnvolle didaktische Konzepte für online coaching (bei einer eine E-Learning Veranstaltung geht man etwa von einem drei- bis vierfach höheren Zeitaufwand gegenüber einer herkömmlichen Veranstaltung aus), Schulungen von Lernenden und Lehrenden sowie Evaluation durch Prüfungen oder Umfragen (E-Learning-Kurse sind oft unübersichtlich). Für Externe Inhalte sind Nutzungsrechte (für Datenbanken etc.) zu erwerben. Externe Links auf Quellen entsprechen zwar dem Urheberrecht, haben aber den Nachteil, dass sie i.d.R. nicht langfristig gültig sind. Die Qualität digitalisierter Texte ist oft gering. Urheberrechte sind oft wirkliche Hindernisse bei der Nutzung von  Quellen.

Fazit: E-Learning und Telekooperation erfordern die langfristige Sicherung von Hardware, Software und Personal. Lern- und Lehrprozesse müssen ständig evaluiert werden. Die Nutzungsrechte für die Inhalte müssen gesichert werden.

 

Katja Triplett: "Internet-Lerneinheit 'Introdcution to the religious systems of modern Japan'
"

Konzipiert und realisiert wurde die Lerneinheit von Michael Pye unter Mitwirkung von Katja Triplett, Petra Kienle und Simone Heidegger sowie dem Team des Multimedia Kompetenzzentrum der Philipps-Universität Marburg. Die Internet-Lerneinheit stellt nicht nur verschiedene Materialien digital bereit, sondern strukturiert Lernprozesse didaktisch, um Kenntnisse in einem bestimmten Bereich zu vermitteln und zu vertiefen. Die hier vorgestellte Lerneinheit besteht aus statischen „Seiten“ und explorativen, dynamischen Teilen mit Archivmaterial und Bibliographien. Weiterhin kommt man über einen Link zu einer Lernplattform (Ilias), über die dann Kontakt zwischen Studierenden und Tutor/innen gepflegt werden kann. Die räumlichen Kontaktstunden können etwa auf die Hälfte, d.h. acht Sitzungen pro Semester, reduziert werden, wobei die kontinuierliche elektronische Betreuung besonders flexibel und personenbezogen ist.

Diese Internet-Lerneinheit ist größtenteils in englischer Sprache gehalten, zum einen um die Internationalität zu gewährleisten, zum andern deshalb, weil die Lerneinheit auch an assoziierten Universitäten angeboten wird; derzeit sind dies die Universität Helsinki und die Universität Hannover. Die Lerneinheit ist aus Copyright-rechtlichen Gründen zugangsbeschränkt und mit einem Passwort geschützt.

Die Lerneinheit besteht aus sechs „Kapiteln“ mit je vier „Elementen“, also aus insgesamt 24 Lernelementen, von denen im Semester etwa 2 bis 3 durchgearbeitet werden können, so dass der Stoff für mehrere Seminare ausreicht. Jedes einzelne der 24 Elemente dieser Lerneinheit besteht aus zwei kurzen Texten, Bildmaterial, einem Zitat und einem sogenannten archive port. Dieser archive port besteht wiederum aus von den Studierenden zu bearbeitenden Aufgaben und Fragen (task), aus einem Textarchiv (text archives) mit digitalisierten und zum Download bereitgestellten Texten zum jeweiligen Thema, einem Bildarchiv (picture archive) und bibliographischen Angaben (bibliography).

Hinzu kommt ein abschließendes Element report and appraisal, das einerseits Feedback an die Lehrenden vorsieht und andererseits einen Bericht einschließt, in dem die bisherigen Beiträge des einzelnen Studierenden nach der kritischen Auseinandersetzung zusammengefasst und abschließend erörtert werden.

Die Studierenden bearbeiten entweder alle Elemente oder auch nur einzelne Themen durch das Lesen der kurzen Texte und der angegebenen Literatur und sie beantworten die Aufgaben und Fragen zu den einzelnen Elementen. Die Studierenden verfassen dazu schriftliche Berichte und mündliche Präsentationen, die gemeinsam mit den Lehrenden und den Studierenden entweder in den Präsenzveranstaltungen oder im Internet-Forum diskutiert werden.

Internet-Lerneinheiten steigern, nach der erstmaligen Einrichtung, den effektiven Einsatz der vorhandenen Lehrkapazität und ermöglichen den Studierenden einen eigenen Zugang zu komplexen Stoffen. Gleichzeitig spielt die Interaktion innerhalb der teilhabenden Gruppe eine bedeutsame Rolle. Arbeitsaufwand, Leistungsnachweise und Vergabe der Leistungspunkte sind klar definiert und zugleich variabel. Anwendung finden nicht nur Formen der so genannten Einweg-Kommunikation (Vorträge, Vorlesungen, Seminare, Bereitstellung von Texten), sondern auch solche der Mehrweg-Kommunikation wie Chat, Forum und Email.

Das didaktische Interesse bezieht sich vor allem auch auf das so genannte explorative Lernen, d.h. Lerninhalte werden ohne explizit vorgegebenen Lehrplan weitgehend selbständig angeeignet. Die Studierenden sind motiviert, sich eigenständig mit einem Gegenstand auseinanderzusetzen.

Das Angebot der einzelnen Elemente und thematischen Schwerpunkte und die damit verbundenen Wahlmöglichkeiten motivieren die Studierenden, sich eigenständig mit einem Themenbereich zu beschäftigen und sich Wissen anzueignen. Gleichzeitig spielt die Interaktion innerhalb der Gruppe eine bedeutsame Rolle. Sowohl online im Forum als auch offline in den Präsenzveranstaltungen haben sich in den drei Semestern, in denen die Internet-Lerneinheit angeboten wurde, regelmäßig interessante und lebhafte Diskussionen zu verschiedensten Themen der religiösen Alltagskultur in Japan entwickelt. Allerdings hat sich gezeigt, dass der Anteil der räumlichen Kontaktstunden mehr als die Hälfte sein sollte, da z.B. Referate als Studienleistung oder längere mündliche Einführungen der Tutor/innen von den Teilnehmer/innen gewünscht wurden.