Die Altorientalische Philologie erforscht die Sprachen, Kulturen und Geschichte des alten Mesopotamiens (modern: Irak) sowie der angrenzenden Räume, Anatoliens, Syriens und des Irans. Der behandelte Zeitraum, in dem sich diese ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte entfalteten, ist immens: er erstreckt sich von den ersten Schriftzeugnissen um 3200 v. Chr. bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. Die beiden wichtigsten mesopotamischen Sprachen sind das Akkadische (Babylonisch-Assyrisch), die älteste dokumentierte semitische Sprache, sowie das linguistisch isolierte Sumerische. Beide Sprachen wurden in Keilschrift geschrieben, welche über drei Jahrtausende hin das wichtigste Schriftsystem Vorderasiens darstellte und auch für weitere Sprachen Verwendung fand, z.B. Hethitisch, Hurritisch, Elamisch, Ugaritisch und Altpersisch. Schätzungen gehen von bis zu 600.000 Keilschrifttafeln aus, von denen bislang nur ein Bruchteil publiziert und aufgearbeitet ist – und fortwährend kommen neue hinzu. Das Korpus der Keilschrifttexte weist damit einen Umfang auf, wie ihn sonst unter den Altphilologien nur die Gräzistik vorweisen kann. Anders als dort handelt es sich aber durchgehend um Primärquellen, um originale Schriftzeugnisse, welche im Altertum geschrieben wurden, lange im Boden ruhten und seit der Entzifferung der Keilschrift bis heute von Altorientalischen Philologen neu entdeckt werden.