Dr. Martin Deuerlein

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Kontakt

Postadresse: Seminar für Zeitgeschichte, Wilhelmstr. 36, 72074 Tübingen
Büro: Wilhelmstr. 12, Raum 306
+49 7071 / 29 72 997
martin.deuerleinspam prevention@uni-tuebingen.de
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Nach Vereinbarung per Email.


Wissenschaftlicher Werdegang

Seit 2025
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

am Seminar für Zeitgeschichte, Tübingen

2018 - 2025
Akademischer Rat a. Z.

am Seminar für Zeitgeschichte, Tübingen

2020
Promotion zum Dr. phil.

(Erstbetreuer Prof. Dr. Klaus Gestwa, Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde, Eberhard Karls Universität Tübingen).

Dissertation veröffentlicht als: Das Zeitalter der Interdependenz. Globales Denken und internationale Politik in den langen 1970er Jahren, Göttingen 2020.

2018
Visiting Scholar

Trinity College, University of Cambridge

2016 - 2018
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

 am Seminar für Zeitgeschichte an der Universität Tübingen

2016
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

am Lehrstuhl für Internationale Geschichte und historische Friedensforschung, Universität zu Köln

2015 - 2016
Stipendiat

am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz

2011 - 2015
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

am SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ der Eberhard Karls Universität Tübingen

2010
Magister Artium, Eberhard Karls Universität Tübingen

Magisterarbeit mit dem Titel „Threat and Opportunity: Die Krise der Supermächte-Détente in den späten 1970er Jahren“

2007 - 2010
Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes (Grundförderung)
2003 - 2010
Studium der Neueren und Neusten Geschichte (Schwerpunkt Zeitgeschichte) und Politikwissenschaft (Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung)

an der Eberhard Karls Universität Tübingen, Universidad de Sevilla und an der Yale University, New Haven


Forschung

Forschungsschwerpunkte

  • Politische Wissensgeschichte der Indigenität
  • Vorgeschichte der (globalen) Gegenwart
  • Geschichte der Globalisierungstheorie und des globalen Denkens
  • Internationale und transnationale Geschichte, insbes. des Kalten Krieges
  • Geschichte der Sozialwissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert
  • Die Sowjetunion in der Ära Brežnev
  • Neue Ideengeschichte und Intellectual History

Laufendes Habilitationsprojekt

Strategien der Indigenität, 1837 bis 1982 (laufendes Habilitationsprojekt)

Das Habilitationsprojekt historisiert den Begriff der „Indigenität“ und analysiert politische Strategien, die zwischen den 1830er und den 1980er Jahren auf diesem Begriff aufbauten. Im aktuellen akademischen und politischen Diskurs hat der Begriff „indigen“ drei Bedeutungsebenen: In einer mittleren Reichweite wird er für kolonisierte Gruppen verwendet, die früher im europäischen Sprachgebrauch als „Eingeborene“ bezeichnet wurden. In einem spezifischeren Sinne bezeichnet „Indigen“, meist mit großem I geschrieben, die Nachkommen der ersten bekannten Bewohner eines Gebietes, die im Kontext des Siedlerkolonialismus marginalisiert worden sind. Eine enge Beziehung zum Land, eine traditionelle Lebensweise und ein nachhaltiger Umgang mit der Natur sind Merkmale, die häufig mit diesem Verständnis von „Indigenen” verbunden sind. Im weitesten Sinne bezieht sich das Konzept hingegen auf die Nachkommen der ersten Bewohner eines Gebiets, unabhängig von einer bestimmten kolonialen Situation. Diese Bedeutung kann mit verschiedenen Begriffen wie „Ureinwohner” ausgedrückt werden und ist auch auf Mehrheitsbevölkerungen und historische Gruppen in Europa angewandt worden. 
Das Habilitationsvorhaben versteht diese sich überschneidenden und manchmal widersprüchlichen Bedeutungen des Begriffs „indigen” als Varianten eines umfassenderen Konzepts der „Indigenität”, dessen spezifische Bedeutungen je nach Zeit, Ort und Position der Sprechenden variieren und das das Ergebnis einer langen Geschichte der Interaktion zwischen Europäern und Indigenen ist. Das Projekt zielt darauf ab, die Genealogie des aktuellen Verständnisses des Begriffs zu ergründen, die historisch und räumlich unterschiedlichen Bedeutungen des Konzepts zu untersuchen und dessen Wechselwirkungen mit politischen Strategien nachzuzeichnen. Anhand von Fallstudien aus Großbritannien, West-/Mitteleuropa und den Haudenosaunee (Irokesen-Konföderation) untersucht das Projekt, wie Wissen über „indigene“ Gruppen produziert wurde, welche Annahmen und Interessen sich aus diesen Projekten des Worldmaking und den darauf aufbauenden politischen Strategien ableiten lassen, und erforscht deren politische, rechtliche und kulturelle Konsequenzen.

Abgeschlossene Projekte

Abgeschlossene Dissertation:

Das Zeitalter der Interdependenz. Globales Denken und internationale Politik in den langen 1970er Jahren.

Publikation im Wallstein-Verlag. Erstbetreuer: Prof. Dr. Klaus Gestwa

Das Projekt hat Diagnosen wachsender grenzüberschreitender Verbindungen und Verflechtungen untersucht, die in der „Hochmoderne“ vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre meist unter dem Schlagwort der „Interdependenz“ verhandelt wurden. Dabei konnte gezeigt werden, dass sich im Zuge der Etablierung der Sozialwissenschaften im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein spezifisch „hochmodernes“ Verständnis von Interdependenz herausgebildet hatte, nach dem die Zunahme grenzüberschreitender Verflechtungen als Folge von sozialer Evolution, Ausdifferenzierung und Arbeitsteilung verstand. Erst in den 1960er Jahren brach dieses Verständnis auf, als eine erneute Zunahme entsprechender Verflechtungen besonders im ökonomischen Bereich sowie epistemologische Verschiebungen bisherige Gewissheiten in Frage stellten.

Der Interdependenz-Debatte war ihre optimistische Erwartungssicherheit verloren gegangen, während Ereignisse wie die „Ölkrise“ 1973 die politische Brisanz dieses Themas deutlich vor Augen führten. Es bildete sich nun erstmals eine spezifisch unter diesem Konzept geführte Debatte um die richtige „Politik der Interdependenz“ heraus, in der der Begriff von so gegensätzlichen Akteuren wie Henry Kissinger und von Vertretern der G-77 zur Legitimierung ihrer Positionen genutzt wurde.

Diese Gleichzeitigkeit von politischer Aktualität und dem Evidenzverlust bisherigen Orientierungswissens erklärt die Krisendiagnosen der 1970er Jahre, bis schließlich ab Anfang der 1990er Jahre mit dem Konzept der „Globalisierung“ für rund zwei Jahrzehnte (vermeintliche) neue Gewissheiten etabliert wurden. Das Projekt leistet damit nicht nur einen Beitrag zur Historisierung globalistischer Gegenwartsdiagnostiken und entsprechender Begrifflichkeiten, sondern auch zu einer Wissens- und Ideengeschichte von Globalität.


Stipendien und Auszeichnungen

Stipendien und Gastaufenthalte

  • 2024: Postdoc-Stipendiat, Deutsches Historisches Institut, Washington DC
  • 2022: Postdoc-Stipendiat, Deutsches Historisches Institut, London
  • 2018: Trinity College, University of Cambridge, Visiting Scholar
  • 2015 – 2016: Stipendiat am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz
  • 2010 – 2013: Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • 2009 – 2012: Arts and Humanities Research Council, University of Cambridge, UK: fees-only, PhD (abgelehnt, 16,695£)
  • 2009 – 2012: European Trust, University of Cambridge, UK: living expenses, PhD (abgelehnt, 24,000£)
  • 2007 – 2008: Baden-Württemberg-Stipendium für ein Studienjahr in den USA
  • 2007 – 2010: Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes 

Auszeichnungen

  • 04/2020: Dissertationspreis der AG Internationale Geschichte im Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands
  • 09/2014: Best Paper Award, Sixth Annual European Summer School on Cold 
    War History, Trient
  • 10/2010: Preis der Fördervereins Geschichte an der Universität Tübingen für die beste Abschlussarbeit im akademischen Jahr 2009/10

Monographie

Herausgeberschaften

Beiträge in Sammelbänden

Kleinere Beiträge, Rezensionen


Lehre

Archiv

Sommersemester 2025
  • Proseminar: Vom Empire zum Commonwealth. Das britische Kolonialreich von 1931 bis heute
Wintersemester 2022/23
  • Übung zum wissenschaftlichen Lesen und Schreiben: Geschichte der "Völkischen Bewegung"
Wintersemester 2021/22
  • Proseminar: Urzeit - Die Erforschung der Menschheitsgeschichte im langen 19. Jahrhundert
  • Übung: Postkoloniale Theorie und Geschichtswissenschaft
Sommersemester 2021
  • Proseminar: Eine internationale Geschichte der 1990er Jahre
  • Übung: "#150JahreVaterland"? Neue Perspektiven auf das Deutsche Kaiserreich
Wintersemester 2020/21
  • Proseminar: "Nachkrieg": Deutschland 1945 bis 1949
  • Übung zum wissenschaftlichen Lesen und Schreiben: Geschichte des Völkerrechts im 19. und 20. Jahrhundert
Sommersemester 2020
  • Lehrforschungsprojekt/Hauptseminar mit Johannes Großmann: Eine Kultur- und Wissensgeschichte der Dinosaurier
  • Proseminar: Moderner Antikolonialismus bis 1947
Wintersemester 2019/20
  • Proseminar: Geschichte der europäischen Integration bis 1992
  • Übung: Die Moderne im Bauhaus
Sommersemester 2019
  • Proseminar: Geschichte des deutschen Kolonialismus
  • Übung: Was ist (neue) Ideengeschichte?
Wintersemester 2018/19
  • Proseminar: Die Weimarer Republik
  • Übung: Eine Epoche als Argument. Mittelalter-Bilder im 19. und 20. Jahrhundert