Dr. Edeltraud Gaus / Prof. Dr. Matthias Möhring-Hesse
Am 20. August 2018 verweigerte die damals 15-jährige Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg zum ersten Mal den Unterrichtsbesuch. Statt in ihrer Schule saß sie, zunächst für einen Zeitraum von drei Wochen, täglich vor dem schwedischen Reichstagsgebäude in Stockholm und zeigte ein Schild mit der Aufschrift »Skolstrejk för klimatet« (dt.: Schulstreik fürs Klima). Bekanntlich entzündete sich an Greta Thunberg und an ihrem Schulstreik eine weltweite Bewegung: Fridays for future. Diese Bewegung machte Klimapolitik nicht zu einem dominanten Thema. Das war es zuvor schon. Sie färbte dieses zentrale Thema intergenerationell ein: Fridays for future ist eine Bewegung von Jugendlichen, die ihre bedrohte Zukunft vertreten – und dies gegen all diejenigen, die in der Gegenwart in Politik und Wirtschaft Verantwortung tragen. Dies haben gerade ältere Kirchenleute aufgegriffen und sich sowie die Kirche damit auf die Seite „der Jugend“ gestellt. Klimapolitik wurde in der öffentlichen Wahrnehmung weltweit zu einem kollektiven Anliegen der Jungen – und die Jungen wurden spiegelbildlich zu einer um ihre Zukunft besorgte und deshalb politische Generation. Angesichts von Fridays for future liegt es nahe, sich auch im Religionsunterricht mit dem Klimawandel und den daraus erwachsenden politischen Herausforderungen zu beschäftigen. Dies gilt zumal deswegen, weil der Bildungsplan auch für den Religionsunterricht eine Bildung für nachhaltige Entwicklung“ vorsieht. Er hat „an innovativen Lebens- und Gesellschaftsentwürfen mitzuwirken, die einen zukunftsweisenden und verantwortlichen Übergang in eine nachhaltige Welt möglich machen“.
Inhalt des Seminars werden nicht nur die sozialethischen und theologischen Aspekte der Klimapolitik, deren didaktische Umsetzung im Religionsunterricht sowie die Planung von Unterrichtsbeispielen sein. Es sollen auch die für den Ethikunterricht grundlegenden Fragen, ob und wie man Schüler*innen für sozialethische Reflexionsprozesse ansprechen kann sowie ob und wie man thematische Moden für den Religionsunterricht "ausbeuten" sollte, diskutiert werden. Zur Sprache werden auch die Bemühungen um eine „Politische Religionspädagogik“ kommen und damit die Frage, wie politisch Religionsunterricht sein darf und wie politisch er sein muss.
Zeit: Donnerstags, 17:00–18:00 Uhr. Beginn: 05.11.2020
Literatur:
Bederna, Katrin, Vogt, Markus, Art. Ökologische Ethik, in: Wissenschaftlich Religionspädagogisches Lexikon im Internet, 2018.
Edenhofer, Ottmar/Jakob, Michael (2019): Klimapolitik. Ziele, Konflikte, Lösungen, 2. Auflage, München: C.H.Beck.
Englert, Rudolf (2015): Die verschiedenen Komponenten ethischen Lernens und ihr Zusammenspiel. Überlegungen zu einem Gesamtprogramm ethischer Bildung, in: Jahrbuch der Religionspädagogik (JRP) Bd. Band 31, Neukirchen-Vluyn, 108-118.
Könemann, Judith (2019): Politische Religionspädagogik – ein kritisch-emanzipatorischer Ansatz, in: Gärtner, Claudia / Herbst, Jan-Hendrik (Hg.): Kritisch-emanzipatorische Religionspädagogik. Diskurse zwischen Theologie, Pädagogik und Politischer Bildung, Wiesbaden: Springer VS, 195-213.
Mendl, Hans (2019): Weltverantwortung, Österreichisches Religionspädagogisches Forum, 27, Heft 1, 57-72, online verfügbar.
Politikum 6. Jg., Heft 2: Klimakrise.
Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Zehn Thesen zum Klimaschutz. Ein Diskussionsbeitrag (Die deutschen Bischöfe. Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen Nr. 48), Bonn, online verfügbar.