Prof. Dr. Ammicht Quinn
Die Critical Whiteness Studies sind in Deutschland relativ wenig rezipiert. Dies liegt daran, dass bis vor kurzem anscheinend keine Notwendigkeit dafür bestand, weil Weiße ihr Weißsein nicht als entscheidende Kategorie empfinden. Auch Integrations- und Diversitätsansätze fokussieren immer wieder auf die »Anderen«, ohne die eigene Positionierung in den Blick zu nehmen. »Weiß« ist dabei keine biologische oder persönliche Eigenschaft. Sie ist eine historisch gewachsene sozial bedeutsame Konstruktion. Eine so entstandene Gruppe hat Privilegien, Deutungsmuster und Verhaltensweisen, die machtvoll und zugleich unsichtbar sind. Das größte Privileg ist, nicht gezwungen zu sein, sich mit Rassismus zu befassen.
Das Seminar analysiert Weißsein im Kontext europäischer Aufklärung, die Gleichheit und Brüderlichkeit, zugleich aber die Bedeutung unterschiedlicher Rassen betont hat; kulturelle Modelle, die Weißsein als (implizite) Norm setzen; kritisches Weißsein als Intersektionalität; Kritik der Critical Whiteness Studies; Fragen der »Farbenblindheit«; Weißsein als Norm in unterschiedlichen Bereichen (Erziehung und Bildung, Religion, Medien, Technik, »white charity« usw.) Damit befasst sich das Seminar auf unterschiedlichen Ebenen mit der Problematik, dass »Weiße« nicht einfach »Menschen« sind, sondern »weiße Menschen«. Denn es gibt, so Grada Kilomba (Berlin), »keine machtvollere Position, als sich nur als Mensch zu sehen und die Norm zu bestimmen«.
Die Veranstaltung findet in digital-synchroner Form statt, montags 18-20 Uhr.