Kurzer Lebenslauf von Prof. Dr. Günter Häfelinger
Am 23. Mai 1937 wurde ich in Freiburg im Breisgau geboren und lebte bei meinen Eltern ab 1940 in Karlsruhe. Am 1. April 1945 ist mein Vater bei einem Fliegerangriff verstorben. In Karlsruhe besuchte ich das naturwissenschaftliche Helmholtz-Gymnasium und habe dort am 16. März 1957 das Abitur abgelegt.
Vom SoSe 1957 bis SoSe 1962 habe ich an der Technischen Hochschule Fridericiana in Karlsruhe Chemie studiert. Nach dem Diplom-Vorexamen, am 29. Mai 1959, absolvierte ich ein Studien-Semester (WS 1959/60) an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Das Diplomhauptexamen in Chemie habe ich im November 1961 an der TH Karlsruhe abgelegt und anschließend meine Diplomarbeit bei Prof. Dr. Ernst Bayer mit dem Thema: "Quasiaromatischer Charakter und Struktur der Metallchelate von o-Hydroxyazoverbindungen" angefertigt. Im Oktober 1962 folgte ich meinem Betreuer bei seiner Berufung an die Universität Tübingen und habe dort meine Dissertation mit dem Thema: "Spektroskopische Untersuchungen an Schiffschen Basen und deren Übergangsmetallchelaten" angefertigt und die Promotionsprüfung am 21. Januar 1965 abgelegt.
Von August 1965 bis April 1967 war ich als postdoctoral research fellow mit einem NATO-Stipendium bei Prof. Dr. Andrew Streitwieser an der University of California in Berkeley/USA tätig mit den Arbeitsthemen: "Bestimmung der Gleichgewichtsacidität von Kohlenwasserstoffen, quantitative Messung der Lichtabsorptions-Spektren von Carbanionen, sowie HMO- und PPP-SCF-Berechnungen dazu."
Nach meiner Rückkehr habe ich mich am 4. November 1970 kumulativ für die Fächer "Organische Chemie" und "Theoretische Chemie" an der Universität Tübingen habilitiert und am 12. November 1970 die Venia legendi für diese Fächer erhalten.
1980 erhielt ich einen Ruf auf eine C3-Professur für „Theoretische Organische Chemie“ in Tübingen, die ich bis zu meinem Ruhestand 2002 innehatte.
Bei Prof. Streitwieser in den USA habe ich mich mit den ersten quantenchemischen Berechnungsmethoden, vor allem der Hückelschen MO-Theorie, vertraut gemacht.
Meine Ausbildung in Theoretischer Chemie, die damals kein Universitäts-Lehrfach war, erhielt ich durch den Besuch von Ferienkursen: zwei bei Prof. H. Hartmann in Konstanz, drei bei Prof. C. A. Coulson in Oxford, je einer bei Prof. P.-O. Löwdin in Uppsala und bei Prof. I. G. Csizmadia auf Teneriffa.
Meine Forschungstätigkeiten führten zu insgesamt 86 wissenschaftlichen Publikationen und sind in 53 von mir betreuten Diplomarbeiten und 20 Dissertationen zusammengefasst, mit dem Schwerpunkt auf Aromatizitäts-Kriterien und Ringstrom-Anisotropie-Effekten, sowie der Genauigkeit von ab inito MO-Strukturberechnungen.
Unterrichtstätigkeiten waren mir sehr wichtig: Schon 1964 habe ich ein Praktikum für Lehramtskandidaten konzipiert und betreut. Das Organisch-Chemische Praktikum für Diplom-Chemiker in Tübingen habe ich aufbauend inhaltlich geplant und 18 Jahre lang organisatorisch geleitet. Neben sechs Spezialvorlesungen mit unterschiedlichen Themen der Theoretischen Chemie habe ich in fünf Semestern vollständig die vierstündige Experimentalchemie-Vorlesung über Organische Chemie gelesen, die in meinem letzten Semester (SoSe 2002) im Rahmen des Tübinger TIMMS-Projekt aufgezeichnet wurde und noch verfügbar ist.
Ab SoSe 1976 wurde von mir jedes Semester für Diplomchemiker eine Exkursion zu verschiedenen Chemischen Industriebetrieben organisiert und ab WS 1986/87 insgesamt acht Ringvorlesungen im Tübinger Studium Generale Programm.
Für 13 Jahre war ich Vertrauensdozent in Tübingen für das Evangelische Studienwerk Villigst, die Begabtenförderung der Evangelischen Kirche.