Frauenfeindlichkeit mit System: Zur Logik der Misogynie in Gesellschaft, Kirche und Theologie

Vortragsreihe an der Katholisch-Theologischen Fakultät im Rahmen von »TEAching equality«

 

Zur patriarchalen Geschlechterordnung gehört wesentlich die asymmetrische »moralische Arbeitsteilung« von Geben und Nehmen: Männer erwarten, dass sie essentielle Güter und Dienstleistungen genießen können, erbracht von Frauen, die diese Güter und Dienstleistungen zu erbringen haben. Über Misogynie wird diese „moralische Ökonomie“ durchgesetzt und jeglicher Widerstand von Frauen dagegen »im Keim erstickt«. Dies vermutet jedenfalls die Philosophin Kate Manne in ihrer Studie »Down Girl. Die Logik der Misogynie« (dt.: Berlin: Suhrkamp 2019).

In einer Vorlesungsreihe im Rahmen des »TEAching equality«-Programms der Universität Tübingen soll dieser Vermutung nachgegangen und dabei auch die besonderen Kontexte und Gegenstände der akademischen Theologie bedacht werden.

 

Die Vorträge finden im Rahmen von Lehrveranstaltungen der Katholisch-Theologischen Fakultät statt. Gäste aus den anderen Fakultäten sowie von außerhalb der Universität sind herzlich eingeladen.

 

Hier gibt es das Veranstaltungsprogramm als PDF.


Arbeit! Solidarität! Rechtspopulismus?

Das Promotionskolleg Rechtspopulistische Sozialpolitik und exkludierende Solidariät lädt zu einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung ein

Arbeiter_innen wählen links und Solidarität ist international. Uneingeschränkt zutreffend waren diese Sätze nie, aber über weite Teile des 20. Jahrhunderts konnten sie doch als erste Näherung dienen. Seit einigen Jahren verfestigt sich jedoch der gegenteilige Eindruck: Gerade unter (Fach-)Arbeiter_innen verzeichnen rechtspopulistische Parteien in Europa überdurchschnittliche Erfolge und setzen dabei – wenn überhaupt – auf entschieden nationale und exklusive Konzeptionen von Solidarität. Die Ursachen für diese Veränderungen sind in Wissenschaft und Öffentlichkeit heftig umstritten: Heißt das Problem nun „Neoliberalismus“, „Abstiegsangst“, „Transformation des Arbeitslebens“, „Arbeitsmarktkonkurrenz durch Flüchtlinge“, „Vereinzelung“ oder einfach nur „Rassismus“? Die beiden Referenten haben zu diesen Fragen empirisch geforscht und stellen ihre Antworten zur Diskussion: Jörg Flecker (Uni Wien) war Teil eines Forschungsprojekts, in dessen Rahmen verschiedene Solidaritätskonzepte in Gesellschaft und Politik untersucht wurden, von denen einige eher universalistisch, andere eher nationalistisch-exklusiv sind. Wolfgang Menz (Uni Hamburg) interviewte Arbeitnehmer_innen aus verschiedenen Branchen, um herauszufinden, wie der Wandel der Arbeitswelt zu einem Wandel des Bewusstseins führt, der an den Rechtspopulismus anschlussfähig ist.

Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit zwei Vorträgen:
Prof. Dr. Jörg Flecker  (Universität Wien): „Umkämpfte Solidaritäten. Zur ambivalenten Mitte zwischen inkludierenden und exkludierenden Haltungen“
Prof. Dr. Wolfgang Menz  (Universität Hamburg): „Arbeit und Verunsicherung. Ursache für autoritäre Orientierungen?"

Hörsaal Keplerstraße 2, 72074 Tübingen
Donnerstag, 5. Dezember 2019 - 18 Uhr
Der Eintritt ist frei.


Dr. Katja Winkler wechselt nach Linz

Nach langjähriger Tätigkeit am Lehrstuhl Theologische Ethik/Sozialethik an der Universität Tübingen wechselt Dr. Katja Winkler an die Katholische Universität Linz. Dort wird sie eine Assistenzprofessur bekleiden.

Mehr Informationen auf der Homepage der Sozialethik Linz.


Onlinezeitschrift "Ethik und Gesellschaft" (1/2019): Öffentliche Theologie

Erneut wird ein »Strukturwandel der Öffentlichkeit« ausgemacht, diesmal durch all die Sachverhalte und Entwicklungen angetrieben, die gemeinhin unter dem Stichwort »Digitalisierung« verhandelt werden. Nicht zuletzt in Reaktion darauf bemüht man sich an unterschiedlichen Orten von Theologie und Kirchen sowie in unterschiedlichen theologischen Disziplinen wieder vermehrt um die »Öffentliche Theologie«. Jedoch ist sie nicht neu. »Öffentliche Theologien« gibt es seit mindestens dreißig Jahren ; und sie gibt es in protestantischen wie römisch-katholischen Konfessionen der christlichen Theologie: Schon in den 1970er Jahren schrieben in den USA mit Martin E. Marty and David Tracy ein lutherische und römisch-katholischer Theologie in Chicago über Öffentliche Theologie.

Was »Öffentliche Theologie« ist, darüber besteht zwischen denen, die sie betreiben, kein Einverständnis: Gerade von Kritikern wird »Öffentliche Theologie« als ein kirchenpolitisches Programm verstanden. Im akademischen Diskurs steht »Öffentliche Theologie« vor allem für ein Forschungsprogramm der Theologie. Dann geht es darum, die öffentliche Präsenz von Glauben, Christentum oder christlichen Kirchen aufzuklären und den Öffentlichkeitsbezug des christlichen Glaubens bzw. den der Kirchen zu rekonstruieren. Das Adjektiv ›öffentlich‹ markiert eine wesentliche und theologische Forschung herausfordernde Eigenschaft des Gegenstands theologischer Forschung. »Öffentliche Theologie« steht aber auch für ein Wissenschaftsprogramm christlicher Theologie: Christliche Theologie versteht sich dann selbst als Diskurs, der  in unterschiedlichen Öffentlichkeiten betrieben wird. Gute Theologie tritt in all ihren Öffentlichkeiten - und d.h. auch in den säkularen Öffentlichkeiten pluraler Gesellschaften - auf, kennt und beherrscht die jeweiligen Bedingungen öffentlicher Kommunikation, kann deswegen ihren unterschiedlichen Öffentlichkeiten - und eben auch in den gesellschaftlichen Öffentlichkeiten - entsprechend diskursfähig auftreten. ›Öffentlich‹ markiert dann vor allem die Vollzugsform wissenschaftlicher Theologie. Schließlich bewegen sich »Öffentliche Theologien« auch zwischen diesen beiden Polen, etwa wenn das Erste erforscht wird, um das Zweite kompetent betreiben zu können oder wenn das Erste auf dem Wege des Zweiten erforscht wird. Oder wenn christliche Kirchen durch wissenschaftliche Theologie unterstützt werden, ihren - theologisch aufgeklärten - Öffentlichkeitsbezug kompetent zu vollziehen.

In diesem Themenheft von »Ethik und Gesellschaft« finden sich alles drei: »Öffentliche Theologie« erstens als Forschungsprogramm, zweitens als Wissenschaftsprogramm sowie drittens als Forschungs- und Wissenschaftsprogramm zugleich. Über diese Differenz hinweg finden die Beiträge ihre Gemeinsamkeit vor allem darin, dass sie sich materialiter vor allem um zwei Sachverhalte dessen kümmern, was man »Öffentlichkeit« nennt: Um digitale Medien, über die öffentliche Kommunikation vermittelt und zugleich bestimmt wird, und um die Säkularität öffentlicher Kommunikation. Möglicherweise schlagen die damit angesprochenen Entwicklungen und der darüber laufende »Strukturwandel der Öffentlichkeit« auf das Verständnis zurück, das man von der »Öffentlichkeit« hat. In diesem Sinn steht in dem vorliegenden Themenheft auch der Begriff der Öffentlichkeit »infrage«.

Mit Beiträgen von Florian Höhne, Frederike van Oorschot, Christiane Alpers, Andreas Telser, Julian Zeyher-Quattlender, Tobias Faix.

Zur Ausgabe


Prof. em. Dr. Wilhelm Korff verstorben

Wilhelm Korff ist am am 4. August 2019 im Alter von 92 verstorben.

Wilhelm Korff war von 1973 bis 1979 Professor für Theologische Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Gesellschaftswissenschaften an der Universität Tübingen. Ab 1979 war er Professor für Christliche Sozialethik an der Universität München. 1993 wurde er emeritiert.

Wilhelm Korff war einer der herausragenden Vertreter der theologischen Sozialethik und ein international renommierter Wissenschaftler. Große Verdienste hat er sich insbesondere in der Fortentwicklung der christlichen Sozialethik sowie in der ökumenischen Zusammenarbeit in sozialethischen Fragen erworben.

Einen ausführlichen Nachruf auf der Homepage der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität München


Theologische Beratungen zur Arbeitshilfe der Kongregation für katholische Bildung »Male and Female He Created Them. Towards a path of dialogue on the question of gender theory in education«

Am Pfingstmontag hat die vatikanische Kongregation für die katholische Bildung eine Arbeitshilfe »Male and Female He Created Them. Towards a path of dialogue on the question of gender theory in education« veröffentlicht. Zwar sucht man – so die eigenen Worte – den Weg des Dialogs. Tatsächlich aber verurteilt die Kongregation »die Gender-Theorie« als nicht mit dem Glauben und der »rechten Vernunft« vereinbar, setzt die einzig wahre und einzig kirchliche Anthropologie binärer Geschlechtlichkeit gegen die »Irr-Lehre« – und weist »die Gender-Theorie« als Grund für den »Bildungsnotstand, insbesondere im Bereich der Affektivität und Sexualität« (»educational crisis, especially in the field of affectivity and sexuality«) aus.

An dieser Fakultät arbeiten Lehrende, Forschende und Studierende selbstverständlich und auf allen Gebieten der Theologie mit dem Konzept »Gender«, einige betreiben theologische Gender-Forschung (gender studies). Ausdrücklich wurde in den Modulhandbüchern vorgesehen, dass in Studium und Lehre an unserer Fakultät die soziale Konstruktion der Geschlechter und deren Einfluss auf die Inhalte und die Gegenstände christlicher Theologie berücksichtigt wird. Entsprechend werden die Studierenden darauf vorbereitet, in ihrer beruflichen Tätigkeit – auch in der Schule – die Konstruktion von Geschlecht in der Praxis christlichen Glaubens und in der Kirche bedenken und die daraus resultierenden Gerechtigkeitsfragen kompetent bearbeiten zu können.

Von daher ist die von der Kongregation für die katholische Bildung veröffentlichte Arbeitshilfe für Studierende und Lehrende an dieser Fakultät keine »Arbeitshilfe«, sondern schlichtweg eine Provokation. Um diese theologisch zu beraten, laden die Lehrstühle für theologische Ethik/Sozialethik, für Praktische Theologie und für Religionspädagogik, Kerygmatik und kirchliche Erwachsenenbildung sowie die Abteilung Dogmatik gemeinsam ein:

Vatikanische Warnung vor der Gender-Theorie. Theologische Beratungen zur Arbeitshilfe der Kongregation für katholische Bildung »Male and Female He Created Them. Towards a path of dialogue on the question of gender theory in education« am Mittwoch, 19. Juni 2019, um 14:15 Uhr im Theologicum, Seminarraum S 9.

Matthias Möhring-Hesse sowie Katja Winkler, Michael Schüßler, Reinhold Boschki und Sebastian Pittl


Zur Vorbereitung der theologischen Beratungen:
Den Text der Arbeitshilfe finden Sie u.a. auf der Homepage der Kongregation für die Katholische Bildung.
(Übersetzungen in ander europäische Sprachen, nicht aber in die deutsche; insbesondere in die englische).

Eine kurze Intervention zum katholischen »Anti-Genderismus« aus der Fakultät: Möhring-Hesse, Matthias - Ammicht-Quinn, Regina - Scoralick, Ruth - Schüßler, Michael (2017): Gender-Forschung. Umkämpfte Normalität in der Katholischen Theologie, in: feinschwarz.net.

 

Zum Nachlesen: Die in der Beratung besprochenen Thesen sowie eine Inhaltsangabe zur Arbeitshilfe.


Pragmatik christlicher Heilshoffnung unter Bedingungen der Säkularität

Internationaler theologischer Workshop, 3./4. Oktober 2019 in Fribourg

Gemeinsam mit der Professur für Systematische Theologie an der Universität Gießen und dem Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Fribourg organisiert der Tübinger Lehrstuhl für Theologische Ethik / Sozialethik einen theologisch-interdisziplinären Workshop "Pragmatik christlicher Heilshoffnung unter Bedingungen der Säkularität" am 3./4. Oktober 2019 in Fribourg. Der Workshop soll Nachwuchswissenschaftler!nnen die Gelegenheit geben, ihre Forschungsarbeiten im Kontext einer theologischen Pragmatik vorzustellen und zu diskutieren. Weitere Informationen finden Sie  hier.


Gesellschaft im Stresstest: Strategien und Themen des Rechtspopulismus

Studium Generale, Sommersemester 2019

Rechtspopulistische Bewegungen, Strömungen und Parteien haben europaweit großen Zulauf. Auch hierzulande, im Süden der Bundes-republik, werden die politischen Auseinandersetzungen immer stärker von jenen Kräften bestimmt, die sich gegen eine weltoffene und liberale, pluralistisch verfasste Gesellschaftsordnung aussprechen. Diese Ent-wicklung betrifft nicht allein die Sphäre des Politischen, die gezielt in Erregungs- und Empörungszustände getrieben wird. In den Sozialen Medien lässt sich eine zunehmende Enthemmung beobachten, die Rechtsprechung gerät unter Druck und die Gewaltverbrechen der Nationalsozialisten werden bagatellisiert. Nachdem Rechtspopulist/innen in die Parlamente eingezogen sind, wird dort die Förderung politisch-kultureller Projekte in Frage gestellt und werden Schüler/innen dazu ermuntert, Lehrkräfte zu denunzieren, die sich gegen Diskriminierung und Rassismus engagieren.

Die pluralistisch verfassten Demokratien westlicher Prägung stehen daher vor beträchtlichen Herausforderungen. Das Anliegen der Ring-vorlesung ist es, diese besser zu begreifen – und sie so besser in Angriff nehmen zu können. Die Strategien rechtspopulistischer Politik werden in den Blick genommen: Die Rhetorik des „Tabubruchs“ gilt es zu ana-lysieren wie auch die Praktiken, mit denen die „Grenzen des Sagbaren“ verschoben werden; Verschwörungstheorien sollen ebenso zum Ge-genstand gemacht werden wie der Geschichtsrevisionismus. Und die Themen rechtspopulistischer Politik werden untersucht: Gefragt wird, wie es den Rechtspopulisten gelingt, die Aufmerksamkeit zu binden und öffentliche Debatten zu dominieren. Dabei soll die Vermutung geprüft werden, dass mit dem Rechtspopulismus gesellschaftliche Probleme und Verwerfungen manifest werden, auf die politisch bessere Antworten gefunden werden müssen, als sie die Rechtspopulist/innen geben.

Die Vorlesungsreihe findet jeweils am Dienstag, 18 Uhr c. t. im Hörsaal 21, Kupferbau statt.

 

Den Überblick zur Veranstaltungsreiche finden Sie hier.


»... im Widerspruch zu den humanen Impulsen des Christentums«

Erklärung der AG Christliche Sozialethik zu der Zeitschrift »Die Neue Ordnung«

Die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik, die Fachgesellschaft der in der Katholischen Theologie lehrenden Sozialethikerinnen und Sozialethiker hat folgende Erklärung verabschiedet:


Hinter der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“ steht die große sozialethische Tradition der deutschsprachigen Dominikaner. Sie war in der Nachkriegszeit eine hochrelevante Zeitschrift unseres Faches. In den letzten vier Jahrzehnten, in denen sich die katholische Sozialethik stark pluralisiert hat, wurde sie gesellschafts- und kirchenpolitisch strikt konservativ profiliert.
Inzwischen aber wurde sie in ein populistisches und extrem rechtes Fahrwasser geführt. Der verantwortliche Redakteur, Pater Prof. DDr. Wolfgang Ockenfels OP, arbeitet im Kuratorium der AfDnahen Desiderius Erasmus-Stiftung mit. Dabei ist die AfD eine Partei, deren Spitzenvertreterinnen und -vertreter völkisch-nationalistische und aggressiv ausgrenzende Positionen vertreten, die im Widerspruch zu den humanen Impulsen des Christentums stehen. Die neueren Editorials des hauptverantwortlichen Redakteurs sind gespickt mit den für Rechtspopulisten typischen Ressentiments, u.a. mit Pauschalkritik an den Printmedien und am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Leugnung des Klimawandels und islamophoben Äußerungen. Auch viele Artikel der „Neuen Ordnung“ nehmen wir mangels wissenschaftlicher Substanz nur noch als zugespitzte Meinungsäußerungen wahr.
Wir halten die gewachsene Pluralität des Fachs für ein hohes Gut. Wir anerkennen, dass es notwendig ist, sich auch mit den Positionen des Rechtspopulismus und der extremen Rechten auseinanderzusetzen. Wer aber deren Stereotypen und Ressentiments reproduziert, deren Ausgrenzungen und Abwertungen kritiklos übernimmt und deren Politik der Skandalisierung und Empörung verstärkt, stellt sich außerhalb der Grenzen eines seriösen Fachdiskurses der katholischen Sozialethik. Genau das geschieht in der „Neuen Ordnung“. Deshalb halten wir sie nicht mehr für eine sozialethische Zeitschrift.
Wir gehen davon aus, dass in Zukunft keine wissenschaftlichen Sozialethikerinnen und Sozialethiker in der „Neuen Ordnung“ mehr publizieren werden. Wir laden unsere Kolleginnen und Kollegen in der Theologie sowie in anderen Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften ein, sich diesem Boykott anzuschließen. Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, die Zeitschrift weiterhin in wissenschaftlichen Bibliotheken zu führen. Wir empfehlen der Provinz Teutonia des Dominikanerordens, Wege zu suchen, den Schaden für den Orden wie auch für die Sozialethik zu begrenzen.

 

Weitere Informationen finden Sie hier.