Dozentin: PD Dr. Hyunseon Lee
Email von Dozentin: hyunseon.leespam prevention@uni-tuebingen.de
Das Seminar verfolgt die literarischen, medialen Beschreibungen der Familienverhältnisse in Nordkorea. Dieser Familiendiskurs ist insofern interessant, als er zum einen im wörtlichen Sinne die Familie sowohl als traditionelles wie auch als modernes Beziehungsgeflecht von Mann und Frau und auch Kind(ern) behandelt, zum anderen jedoch auch das Herrschaftssystem von Nordkorea nachzeichnet. Der Staatsführer Kim Il-sung als ‚Vater der Nation’ und dessen Sohn und Enkelkind als dessen Nachfolger gelten als Vaterfiguren, deren Rolle darin besteht, für das gesamte Volk zu sorgen, denen das ganze Volk sich zu unterwerfen hat.
Die Analogie zwischen dem totalitären System und der Familie steht zwar im Zentrum des geplanten Seminars, aber folgende Fragen sollen darüber hinaus gestellt werden: Welche Familienkonzepte kommen in der Staatsideologie Nordkoreas zum Ausdruck und in welcher Relation stehen diese zu den realen Familien? Wie werden Genderverhältnisse im aktuellen Nordkoreadiskurs sichtbar? Welche besondere Bedeutung kommt dabei der Männlichkeit zu und ob und inwiefern ist die traditionelle Weiblichkeitsidee mit dem sozialistischen Frauenbild vereinbar? Werden die Familienbilder etwa von der jeweiligen Geschlechtszugehörigkeit der VerfasserInnen abhängig? Kommt dem weiblichen Schreiben (etwa von Luise Rinser oder Barbara Demick) eine besondere Bedeutung zu?
Diese Fragen sollen anhand von ausgewählter Reiseliteratur bzw. Reiseberichten einschließlich visueller Medien untersucht werden. Bei der Literatur handelt es sich hauptsächlich um Beispiele von sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch erschienenen bzw. übersetzten Reiseberichte. Die Familienbilder in Nordkorea sollen nicht nur anhand der touristischen Blicke der Reisenden – hauptsächlich westlichen – SchriftstellerInnen näher betrachtet und analysiert werden, sondern auch Berichte nordkoreanischer Flüchtlinge
Eine detaillierte Liste der Literatur wird Anfang des Semesters ausgegeben. Die TeilnehmerInnen sind zu einem Referat verpflichtet.
Das Seminar ist als ein Blockseminar und als ein Proseminar konzipiert. Die voraussichtliche Teilnehmerzahl beträgt ca. 20 Studierende.
Termine: 2./3. Mai, 23./24. Mai, 18./19.Juni
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