Kann Sport dabei helfen, Entwicklungsziele zur erreichen?
22.08.2016 – (Sport-)politische Entscheidungsträger weltweit betonen seit langem die besondere Rolle des Sports für den Aufbau von Gesundheits-, Human- und Sozialkapital bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (vgl. European Sports Charter). Entsprechend forcieren auch verschiedene global agierende Organisationen wie der United Nations Children’s Fund (UNICEF), ihre Bemühungen, den Artikel 31 der UN Konvention zum Recht für Kinder und Jugendliche auf eine aktive Freizeitgestaltung (‘the right to play‘) umzusetzen. Das wird insbesondere in weniger entwickelten Ländern versucht, da Sport als ein ‘low-cost but high-impact tool for child and youth development’ gesehen wird (Ban Ki-moon, 2014).
Trotz der weitverbreiteten Annahme, dass Sport zur positiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in weniger entwickelten Ländern beitragen kann, gibt es dazu bislang kaum belastbare empirische Befunde. In einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt untersucht eine Forschergruppe aus Tübingen (Professor Tim Pawlowski und Ute Schüttoff), Loughborough (Professor Paul Downward) und St. Gallen (Professor Michael Lechner) erstmals diese Zusammenhänge mit Hilfe von Paneldaten zu Kindern aus Peru. Die Ergebnisse verschiedener Propensity Score Matching Modelle zeigen, dass die Teilnahme in Sportgruppen tatsächlich positive Effekte auf den subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand sowie eine Sozialkapitaldimension hat. Im Gegensatz zu bisherigen Erkenntnissen aus industrialisierten Ländern wie Deutschland oder den USA können in dem Setting allerdings weder Humankapitaleffekte noch positive Effekte auf das subjektive Wohlbefinden identifiziert werden. Basierend auf diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass durch eine Teilnahme in Sportgruppen einige ausgewählte Entwicklungsziele durchaus erreicht werden können.
Die Kernergebnisse des Projekts wurden durch Professor Pawlowski bereits bei einer Podiumsdiskussion auf Einladung von UNICEF während der ersten ‘Vamos Jogar‘ Conference in Rio de Janeiro vorgestellt. Das entsprechende Forschungspapier ist nun im Journal of Sports Economics erschienen.